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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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bemerkte Slade. Er legte nachdenklich den Kopf zur Seite und musterte Crippen abschätzend. »Das ist Tatsache, und wir alle wissen, daß man Tatsachen nicht bestreiten kann. Trotzdem ist es recht schade, wenn wir unsere kleine Party absagen müssen. Ich hab’ mich so darauf gefreut.«
    »Wir haben aber keinen Baum, und außerdem ist es unhöflich, einen Mann vor einer Dame aufzuhängen«, sagt Adam, und seine grünen Augen blitzten teuflisch. »Die einen werden blau, die anderen weiß, und wenn der Blaue tot umfällt, fallen die Weißen in Ohnmacht.«
    »Da ist was Wahres dran«, gab Slade trocken zu. »Ich werd’ dir sagen, was wir statt dessen machen: Du reitest zurück zum Haus und holst uns Teer und Federn, während ich diesem lausigen Strauchdieb zeige, wie man Schleppdreck frißt.«
    »Nein, bitte nicht!« krächzte Rye entsetzt, obwohl keiner so recht wußte, wovor er nun mehr Angst hatte. Nachdem er Adams und Slades unnachgiebige Gesichter gesehen hatte, wandte er sich wimmernd an Rachel. »Bitte, Miss Wilder, retten Sie mich! Es tut mir leid, daß ich Ihr Vieh gestohlen hab’, ich werd’ in meinem Leben keins mehr anfassen, so wahr mir Gott helfe, ich schwöre es! Ich hab’s nicht bös’ gemeint. Ich bin nicht der Gesündeste. Es ist schwer für mich, eine Arbeit zu behalten, und ich muß doch von irgendwas leben. Ich … ich …« Er verstummte und schluckte; ein gurgelndes Geräusch kam aus seiner Kehle.
    Einen Augenblick lang fürchtete Rachel, er würde in Ohnmacht fallen, er schwankte, seine Knie gaben nach, und Schweiß drang aus allen Poren seines Wieselgesichts. Dann rannte er plötzlich los und versuchte, sich vom Lasso zu befreien. Slade riß ihn brutal zurück, Crippen stolperte und fiel kopfüber in den Dreck, wo er stammelnd um Gnade flehte.
    »Bring ihn doch einfach in die Stadt«, sagte Rachel zu Slade. Dieses armselige Schauspiel widerte sie an.
    »Willst du wirklich seine arme, unglückliche Frau zur Witwe machen, Rachel?« fragte Slade. »Ich muß zugeben, wir würden ihr einen echten Gefallen tun. Aber wenn wir ihn dem Marshal übergeben, hängen sie ihn tatsächlich, weißt du.« Er wartete, dann sagte er leise. »Nein, meine Süße, ich glaube nicht, daß du das wirklich verantworten willst. Dann gestatte mir und Adam, das auf unsere Weise zu regeln, ja? Geh und sammle ein paar Kuhfladen ein, und mach uns ein Feuer, Rachel. Wir werden uns ein Hühnchen braten! Adam, was stehst du hier noch rum? Los, schwing die Hufe! Schau, daß du zum Blockhaus kommst und uns das Zeug, das wir brauchen, holst. Beeil dich.«
    »Yes, Sir!«
    Juchzend vor Freude galoppierte der junge Mann davon, und bevor Rachel ahnte, was Slade vorhatte, gab er seinem Hengst ebenfalls die Sporen und galoppierte los, den hilflosen Rye im Schlepptau. Crippen tat ihr nicht sonderlich leid, schließlich war er ein Verbrecher, und die beiden Männer hätten ihn aufhängen können, ohne dafür bestraft zu werden. Er quiekte wie ein abgestochenes Schwein, während er gnadenlos über den rauhen Boden geschleift wurde und sich verzweifelt an dem Lasso festklammerte und versuchte, sein Gesicht zwischen den ausgestreckten Armen vor dem peitschenden Gras zu schützen. Trotzdem war er bald von Kopf bis Fuß zerkratzt, und die Haut an seinen Händen hing von dem Lasso sicher in Fetzen. Sie sah, daß er sich jetzt gar nicht mehr festhielt, sondern wie ein Kinderspielzeug herumrollte und -polterte.
    Als der Revolvermann schließlich der Meinung war, Crippen hätte genug Dreck für sein Verbrechen gefressen und ihn langsam dorthin zurückschleifte, wo Rachel wartete, war auch Adam mit einem Eimer Teer und einem Federkissen zurückgekehrt. Sein schönes, junges Gesicht strahlte ob seiner Beute, und Rachel wußte, daß er aus demselben Holz geschnitzt war wie Slade. Der Revolvermann brachte sein Pferd vor ihr zum Stehen und stellte wütend fest, daß sie nicht, wie aufgetragen, Feuer gemacht hatte. Slade stieg ab und sammelte mit Adam ein paar trockene Kuhfladen ein, warf sie auf einen Haufen, zündete sie an und stellte den Eimer Teer in die Glut.
    »Ihr … ihr wollt ihn doch nicht etwa wirklich teeren und federn?« fragte Rachel die beiden Männer schreckensbleich aus einigen Metern Entfernung. Crippen wälzte sich auf dem Boden und wünschte inständig, er wäre nie auf den Gedanken gekommen, ihr Vieh zu stehlen.
    »O doch, du hast verdammt recht, das werden wir!« knurrte Slade. »Er hat Glück, daß wir ihm nichts Schlimmeres

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