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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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antun! Denn wenn ein Mann einem anderen Mann – oder einer Frau – das Vieh stiehlt, raubt er ihnen nicht nur die Rinder, sondern ihren Lebensunterhalt und vielleicht sogar ihre Hoffnung auf die Zukunft!« Slade Maverick hielt inne und sah sie so ernst an, daß Rachel klar wurde, wie falsch sie ihn eingeschätzt hatte. Er hatte sie weiß Gott nicht ausgelacht, als sie ihm von ihren Träumen erzählt hatte. Dann fügte er etwas leiser, aber genauso heftig hinzu: »Und keiner wird zerstören, was du dir hart erarbeitet hast, Rachel, mein Schatz, niemals – nicht, wenn ich es verhindern kann!«
    Seine Worte jagten ihr eine Gänsehaut über den Rücken, und in diesem Augenblick sehnte sie sich nach der Umarmung seiner starken schützenden Arme, wo sie sicher und geborgen sein würde, das hatte er ihr doch versprochen? Angesichts des Ausdrucks in ihrem Gesicht, loderte in Slades Augen wieder diese heiße, hungrige Flamme, die sie so gut kannte, und sie wußte, wenn sie allein wären, würde er sie in das hohe Gras werfen und sie in der Liebe unterweisen. Aber wie schon sooft, war hier weder der richtige Ort noch die richtige Zeit, und endlich wandte er sich wieder zögernd, aber entschlossen der bevorstehenden Aufgabe zu.
    Slade und Adam fesselten Crippen mit dem Lasso wie einen Weihnachtstruthahn, sie banden ihm die Hände auf den Rücken, während er sie beschimpfte und mit seinem Schicksal haderte. Dann beschmierten sie ihn trotz seiner schrillen Proteste über und über mit dem warmen, klebrigen Teer, und anschließend zerrissen sie mit Begeisterung das Federkissen und streuten den Inhalt über ihn. Sie rissen ihn hoch, hoben ihn rückwärts in den Sattel, sicherten seine Füße in den Steigbügeln und banden dann an einer kürzeren Schnur das Brandeisen gut sichtbar um seinen Hals, damit alle, die ihn sahen, genau wußten, was ihn in diese Lage gebracht hatte. Um sicherzugehen, daß sein mageres Pferd unterwegs nicht anhielt, schoben Adam und Slade ein paar fette Disteln unter den Sattel und banden der Stute ein paar rostige Dosen an den Schweif, die Adam in weiser Voraussicht mitgebracht hatte. Dann jagten sie das Pferd mit lautem Geschrei los. Das verschreckte Tier galoppierte wie der Teufel mit den scheppernden Dosen am Schweif in Richtung Stadt. Rye versuchte niesend und mit vom Teer tränenden Augen, sich, so gut es ging, im Sattel zu halten.
    »Wenn du dich noch mal hierherwagst, bring’ ich dich um, du Bastard!« schrie Slade Crippen nach, obwohl diese Drohung sicher überflüssig war.
    Rye hatte seine Lektion erhalten, und er würde Rachels kleine Herde nie wieder belästigen, davon war er überzeugt. Ihre Träume waren jetzt vor ihm sicher, und da ihm das wichtig war, grinste er zufrieden, als sie zu dritt fröhlich zum Blockhaus zurückritten. Der Vollmond leuchtete ihnen den Weg.

23. KAPITEL
    Eve Beecham drehte sich langsam zum Spiegel auf »Tante« Rachels Toilettentisch um, und ihr stockte der Atem. Sie machte die Augen ganz fest zu und öffnete sie dann wieder, um sicher zu sein, daß das tatsächlich ihr Spiegelbild war, das sie lächelnd aus dem Spiegel ansah.
    »Oh, Tante Rachel!« flüsterte sie, und ein Hauch von Röte überflutete ihre Wangen. »Bin das wirklich ich? Kann das sein?«
    »Nur du, Eve und keine andere«, erwiderte Rachel und lächelte über die offenkundige Freude des Mädchens und die Schönheit an der Schwelle des Frauseins und der Liebe.
    Dank Adams Besuchen war Eve aufgeblüht wie eine Blume nach einem Aprilregen. Jetzt sah sie in ihrem blütenweißen Baumwollspitzenkleid so schön aus, daß Rachel der Atem stockte und ihr die Tränen in die Augen schossen. Es war, als wäre India wieder zum Leben erwacht, jung und frisch, wie Slade sie gekannt haben mußte, ehe das Leid sie alt hatte werden lassen und schließlich getötet hatte.
    Eves langes, glänzendes Haar war blauschwarz wie der Mitternachtshimmel über der Prärie, ihre weiche Haut weiß wie ein Buschwindröschen mit einem Hauch von Morgenröte auf den Wangen. Ihre pechschwarzen Augenbrauen bogen sich wie Rabenschwingen über großen dunkelblauen Augen mit flammenden Sternen in ihrer Mitte wie die Saphire, denen sie ähnelten. Unter gerader, klassischer Nase wölbte sich ein perfekter Rosenknospenmund.
    An diesem Morgen des 4. Juli, des amerikanischen Nationalfeiertages, betonte das teils hochgesteckte Haar den grazilen Schwung von Eves Hals mit Locken, die von weißen Bändern durchzogen auf ihre Schultern fielen.

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