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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Gesetzeshüter gebraucht wurde. Das Orchester war so laut, daß der Wichita Eagle einen Artikel druckte, in dem der Lärm, das obszöne Verhalten und die Schlägereien angeprangert wurden.
    Jonathan saß allein in einer Ecke; mit blutunterlaufenen Augen starrte er auf die halbleere Whiskyflasche vor sich. Aus dieser nahm er immer wieder einen unappetitlichen Schluck, weil es ihm zuviel Mühe machte, das danebenstehende Glas zu benutzen. Als er sah, daß Slade sich ihm näherte, schwankte er in seinem Stuhl hin und her und versuchte, sich zu konzentrieren. Sein Gesicht verdüsterte sich, als er Slade erkannte.
    »Ich will verdammt sein, wenn das nicht mein berüchtigter Schwa – hick – Schwager ist!« grölte er. »Was ist denn mit dir passier? Blaues Auge, geplatzte Lippe. Du schaust aus, als wärst du untern Güterzug gekommen oder so was. Wass’n los? Hat dich Rachel – hick – mit dem Nudelholz erwischt?«
    »Nein«, antwortete Slade angewidert. »Ich hatte ein kleines Mißverständnis mit Gus Oxenberg wegen eines Stuhls – obwohl dich das gar nichts angeht. Was dagegen, wenn ich mich setze, Beecham?«
    »Is’ doch ein freies Land, oder? Mach was du willst. Nur sag mir bloß nicht, daß es schon Morgen ist! Bin grade erst gekommen – hick – bei Sonnenuntergang. Solang bin ich noch gar nicht hier, oder? Oder doch? Willst du mich wieder in der Tränke ersäufen, Maverick?«
    »Nein. Für den Fall, daß du es noch nicht bemerkt hast, ich hab’ den Versuch, aus dir wieder einen anständigen Menschen zu machen, aufgegeben. Das ist das erste Mal seit Tagen, daß ich dich gesucht habe.«
    »Oh. Was willst du denn von mir, wenn du mich nicht zwingen willst, wie ein verdammter Nigger da draußen zu schuften?«
    »Ich möchte, daß du ein Papier unterschreibst, Beecham, in dem du mich zum gesetzlichen Vormund für meine Nichten und Neffen ernennst und mir das alleinige Sorgerecht überträgst.«
    »Waaaas?« Jonathan versuchte, sich im Stuhl aufzurichten, ein vergeblicher Versuch, etwas nüchterner zu erscheinen. Er kniff mißtrauisch die Augen zusammen. »Warum soll ich denn das tun?« fragte er giftig. »Ich bin doch schließlich ihr Vater und nicht du! Und tot bin ich auch noch nicht – wenigstens nicht, soviel ich weiß – hick.«
    »Nein, aber wenn du so weitermachst, wirst du es bald sein«, sagte Slade grimmig, »und du bist außerdem unfähig, für sie zu sorgen. Die armen Kinder sind dir scheißegal, und das weißt du auch. Also, bevor du dir die Gänseblümchen von unten anschaust, mochte ich die Sache gesetzlich geregelt haben, zu meiner Zufriedenheit. Ich möchte keinen Ärger mit einem Gericht haben, das versucht, mir die Kinder wegzunehmen, wenn du unter der Erde liegst.«
    »Warum denn? Haste Angst, das Gesetz hat was gegen einen Revolverschwinger als Vormund?«
    »Genau.« Slade nickte, griff in die Tasche und zog eines der Dokumente heraus, die er bei Atwood und Little abgeholt hatte. Er winkte eins der Barmädchen zu sich und bat sie, Feder und Tintenfaß zu bringen. Nachdem sie beides auf den Tisch gestellt hatte, schob er es seinem Schwager über den Tisch zu. »Los, Beecham. Unterschreib«, sagte er.
    »Wie kommst du bloß darauf, daß ich das tun werde, he?« sagte Jonathan und kicherte, dann nahm er einen Schluck aus seiner Whiskyflasche und wischte sich den Mund am Ärmel ab.
    »Weil ich dich umbringe, wenn du es nicht tust, Beecham«, sagte Slade ruhig, und seine Augen blitzten wie blauer Stahl.
    Jonathan schnaubte verächtlich, dann lachte er schallend.
    »Ich muß betrunkener sein, als ich – hick – dachte«, sagte er und schlug auf den Tisch. »Weil ich mir ganz sicher bin, daß ich keinen Revolvergurt an dir seh’, Maverick! Wolltest du mir den Hals mit einem von diesen mexikanischen Rädern durchschneiden, die du als Sporen trägst – oder mich einfach mit deinem Hut zu Tode prügeln?« Bei der Vorstellung mußte er kichern.
    »Weder noch. Laß dich nicht von meinem unbewaffneten Äußeren täuschen, Beecham, denn weißt du was? Ich hab’ genau für solche Gelegenheiten wie diese die niedlichste zweischüssige Derringer in meinem Stiefel«, log Slade mit undurchsichtiger Miene. »Und genau in diesem Augenblick halte ich sie unter dem Tisch, und sie ist direkt auf deinen Bauch gerichtet – und auf diese Entfernung werde ich wohl kaum danebenschießen.«
    Jonathans Augen wurden vor Angst ganz groß, und sein überhebliches Lächeln war wie weggewischt. Er schaute sich

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