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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Stadtgrenze (Delano nicht gerechnet), von denen jeder fünfundzwanzig Dollar Steuern im Monat bezahlen mußte. Das Bier, das sie im Saloon des ortsansässigen Brauers Werner ausschenkten, hatte den Ruf, so stark zu sein, daß ein Polizist, der einen Krug davon probiert hatte, angeblich mit einem Tintenfaß auf dem Kopf statt seines Hutes nach Hause gegangen war.
    Das Glücksspiel war nicht weniger ehrenrührig als das Trinken. Sogar Wyatt Earp hatte eine Zeitlang sein Polizistengehalt als Croupier aufgebessert. Neben Keno waren die beliebtesten Spiele Faro, Roulette und Poker. Prostitution war verboten, aber nachdem die örtlichen Behörden regelmäßig Bestechungsgelder von allen bekannten Huren der Stadt kassierten (und ironischerweise diejenigen, die keinen festen Kundenstamm hatten, wegen Herumtreibens bestraften), konnte man wohl behaupten, daß Prostitution im großen und ganzen von der Stadt nicht nur erlaubt, sondern auch noch unterstützt wurde. Es ging sogar so weit, daß der Stadtrat von Wichita, als einige der Nutten von Delano nackt Rennen zum Big Arkansas veranstalteten, lediglich bei Tageslicht das Baden im Fluß verbot und vorschlug, diese Aktivitäten doch diskreterweise auf die Nachtstunden zu beschränken, damit die anständigen Bewohner der Stadt keinen Anstoß nähmen. Solange der Vieh- und Büffelhandel in der Stadt florierte und feiernde Cowboys und Jäger Unsummen ausgaben, oft sogar innerhalb weniger Stunden ein Monatsgehalt für die wenigen, begehrenswerten Attraktionen der Stadt zum Fenster hinauswarfen, dachte Wichita gar nicht daran, sauber zu werden.
    Allein im Jahr 1872 wurden 80000 Stück Vieh durch die riesigen Viehhöfe der Stadt getrieben, und die Einlagen in den diversen Banken der Stadt betrugen über 5,5 Millionen Dollar, weit mehr als die anderer Städte in Kansas, die dreimal so groß waren wie Wichita. Die beiden folgenden Jahre waren aufgrund der schlechten finanziellen Lage des ganzen Landes und der Heuschreckenplage weniger gut, aber sie hatten immer noch genügend Gewinne abgeworfen, damit Wichita die Königin der Rinderstädte blieb.
    Was die Büffel anging, so hatte Hayes and Brothers, ein örtlicher Händler von Tierhäuten, allein in den ersten drei Monaten des Jahres 1875 Häute und Felle im Wert von über 50.000 Dollar gekauft und war somit der größte Pelzhändler in Kansas. Selbst Büffelknochen waren in Wichita fünf bis zehn Dollar die Tonne wert und wurden zumeist nach Philadelphia verschifft, wo man sie zu Düngemittel verarbeitete. Büffelhörner waren besonders begehrt; das Paar wurde für dreißig Dollar gehandelt. Sie wurden ebenfalls per Zug in verschiedene Städte des Ostens verschickt, wo man sie zu Damenfächern und dergleichen verarbeitete. Die Haut, die man von den Knochen kratzte, wurde zu Leim verarbeitet.
    Es war abzusehen, daß die Büffel bald aus der Prärie verschwunden sein würden, wenn man sie weiterhin zu Tausenden abschlachtete. Rinder und Ackerbau dagegen waren die Zukunft von Kansas, und Rachel hatte dies begriffen. Aber um so viele Rinder zu halten und soviel Ackerbau zu betreiben, wie Rachel sich das vorstellte, brauchte sie Land, ungeheuer viel Land, und sie besaß nicht annähernd genug. Also beschloß Slade, das Land zu kaufen, das sie benötigte, um ihre Träume und Hoffnungen zu verwirklichen. Es war das mindeste, was er tun konnte, wenn er sie heiraten wollte, nachdem er ihr sonst so wenig zu bieten hatte.
    Es dauerte bis nach Einbruch der Dunkelheit, bis er seinen Taugenichts von Schwager gefunden hatte, denn Jonathan war nicht in Delano, wie er angenommen hatte, sondern in Wichita, was Slade sehr bedauerte. Die örtliche Polizei betrat den Rotlichtbezirk zwar, wenn sie gerufen wurde, aber sie hatte jenseits des großen und des kleinen Flußes keine gesetzliche Handhabe, weshalb sie bei Gesetzesübertretungen gerne zwei Augen zudrückte, und damit hatte der Revolvermann gerechnet. In Delano war im Gegensatz zur Stadt auch das Tragen von Feuerwaffen nicht verboten, und Slade hatte vorgehabt, mit seinen Peacemakern, falls nötig, seinen Drohungen Nachdruck zu verleihen. Jetzt konnte er nur noch hoffen, daß seine Drohungen ausreichten, denn wenn nicht, mußte er Beecham verprügeln und riskierte damit, wieder im Gefängnis zu landen.
    Jonathan hatte sich in Emil Werners Saloon verschanzt, dem Summer Garden, einer so lauten und üblen Bar, daß sogar der Eigentümer zugegeben hatte, daß hier eigentlich rund um die Uhr ein

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