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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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ängstlich in der Bar um, als erwarte er, daß jemand ihm zu Hilfe eilte. Aber dann wurde ihm klar, daß bei dem ungeheuren Lärm wahrscheinlich keiner etwas merken würde, wenn er tot vom Stuhl fiel. Er leckte sich nervös den Mund und lächelte gequält.
    »Du bluffst, Maverick. Ich weiß, daß du bluffst und versuchst, mich zum Narren zu halten, du armseliger Bastard!«
    »Würdest du dein Leben darauf verwetten?« fragte Slade. Nach einer kurzen Pause befahl er: »Nimm die Feder, Beecham – bevor ich dir ein Loch in den Bauch schieße!«
    Endlich, nach einem Augenblick des Zögerns, nahm Jonathan leise fluchend die Feder und kritzelte seinen Namen auf das Papier, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, es durchzulesen. Er wollte sein Leben nicht verlieren – so armselig es auch war –, besonders nicht wegen eines Haufens in seinen Augen undankbarer, lästiger Bälger. Obwohl er ihr Vater war, konnte er froh sein, daß er sie los war. Die winselnden Bälger konnten ihn sowieso nicht leiden. Den Gedanken, daß dies auch seine Schuld war, verdrängte er schleunigst und gründlich.
    »Da hast du!« Jonathan schob die Feder und das Papier seinem Schwager hin. »Die undankbaren kleinen Bastarde gehören jetzt dir! Nimm sie und verreck! Jetzt hau ab. Laß mich in Ruhe, ja? Laß mich bloß in Ruhe!«
    »Nicht so schnell, Beecham. Nicht so schnell. Da wäre noch die Sache mit meinen Ausgaben für dein Haus zu regeln.« Slade steckte seine Hand erneut in seine Tasche. »Hier sind die Quittungen. Ich möchte das Geld dafür jetzt – in bar.«
    Jonathans Augen traten fast aus den Höhlen, und er wurde blaß angesichts der vielen Rechnungen, die Slade ihm unter die Nase hielt. Er hatte auch nicht vergessen, daß unter dem Tisch eine Pistole auf seinen Bauch gerichtet war.
    »Du – du kannst doch nicht erwarten –, daß ich diese ganzen Scheißrechnungen bezahle!« stotterte er erbost. »Ich – ich hab’ nicht soviel Geld – seit dem Krieg nicht mehr. Außerdem hab’ ich dir nicht gesagt, irgendwelche Dinge an meinem Eigentum auszubessern!«
    »So ein Pech«, knurrte Slade. »Ich hab’ sie aber ausgebessert, und jetzt wirst du mir das Geld dafür geben. Ich warne dich, Beecham: Ich hab’ heute einen sehr unruhigen Finger, und weißt du was? Hier drin ist so ein Krach, daß ich wetten würde, keiner hört, wenn meine Derringer losgeht. Die ist nicht wie eine Peacemaker. Sie macht nur leise … pop!«
    Bei diesem Geräusch glaubte Jonathan in seinem Suff, er wäre tatsächlich angeschossen worden und machte vor lauter Schreck einen Satz in die Luft. Er verlor das Gleichgewicht und krachte mit seinem Stuhl zu Boden. Stöhnend blieb er liegen, während Slade sich genüßlich eine Zigarre anzündete und grinsend daran zog. Einen Augenblick später, nachdem ihm klar geworden war, daß ihn keine Kugel durchbohrt hatte, kämpfte sich Beecham mühsam hoch, hob seinen Stuhl auf und setzte sich wieder hin. Der Schrecken hatte ihn gedemütigt und wütend gemacht und auch ein bißchen ernüchtert. Seine Aussprache war wesentlich deutlicher, als er jetzt sagte: »Das war gar nicht komisch, Maverick!«
    »Das sollte es auch nicht sein. Also, wo ist mein Geld, Beecham?«
    »Ich hab’ dir doch gesagt … ich – ich hab’ keins, was ich dir geben kann!« Jonathan überlegte fieberhaft, aber er sah keinen Ausweg aus dem Dilemma. Da kam ihm plötzlich eine Idee. »Warum spielen wir nicht drum? Poker. Eine Runde. Der Gewinner kriegt alles.«
    »Du hast doch gesagt, du hast kein Geld«, sagte Slade und zog an seiner dünnen schwarzen Zigarre. »Was willst du denn als Einsatz bringen?«
    »Meine Farm«, verkündete Jonathan, griff nach der Whiskyflasche, stellte sie aber dann wieder weg. Anscheinend hatte er sich eines Besseren besonnen. »Es sind Hypotheken drauf, aber ich denke, soviel wie die gottverfluchten Quittungen, die du da hast, ist sie allemal wert. Wenn ich gewinne, gibst du sie mir und vergißt sie, wenn ich verliere, überschreib’ ich dir die Farm, im Austausch für die Rechnungen.«
    »Hört sich fair an«, stimmte Slade zu. Er konnte sein Glück kaum fassen. Sein Schwager schlug doch tatsächlich selbst das Pokerspiel vor, das er die ganze Zeit geplant hatte.
    Sie ließen sich ein neues Spiel Karten bringen. Das Mädchen, das es an den Tisch brachte, brach das Siegel und schlug das Spiel auf. Auf Anweisung von Slade mischte sie die Karten, hob ab und gab jedem Mann fünf Karten. Slade und Jonathan hoben sie auf und

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