Wildes Blut
eine Getreideart zu verlassen, ermutigten die drei Männer Slade, gleichzeitig Mais, Roggen, Hafer, Gerste und Hirse anzubauen. Er säte sogar Baumwolle aus, denn im Jahr zuvor hatte William »Dutch Bill« Greiffenstein seine Wichita Cotton Ginning and Pressing Company gegründet und zumindest kannte Slade Baumwolle aus seiner Kindheit in Louisiana. Reis kam nicht in Frage, da es in Kansas nicht genügend Wasser gab. Nachdem er einen großen Obstgarten angelegt hatte, veredelte er Äpfel, Pfirsiche, Pflaumen, Birnen und Kirschbäume als weitere Versicherung gegen das unberechenbare Wetter von Kansas und die Insektenplagen. In einem kleineren Garten in der Nähe des Hauses pflanzte er Gemüse und Beeren.
Slade konnte sich keine Mißernte erlauben, denn wie er nach Eintragung des Besitzerwechsels feststellen mußte, hatte Jonathan nicht nur eine Hypothek auf die Farm aufgenommen, sondern war auch mit den Raten zwei Monate im Rückstand, und die Bank hatte gedroht, ihm die Farm wegzunehmen. Slade hatte sein letztes Bargeld dafür verwendet, die Schulden bei der Bank zu begleichen. Jetzt war sein Überleben allein von der Farm abhängig, wenn er nicht wieder anfangen wollte, sich als Revolvermann, Kopfgeldjäger und Spieler zu betätigen.
Also stürzte er sich mit derselben Entschlossenheit, mit der er den Umgang mit Revolvern gelernt hatte, auf sein neues Leben als Farmer. Jeden Abend, nachdem er die Kinder von Rachels Blockhaus nach Hause und zu Bett gebracht hatte, las er, um sein Wissen zu erweitern, jedes nur verfügbare Buch über Viehzucht und Landwirtschaft. Mit den neuen Erkenntnissen begann Slade mit Verbesserungen auf seiner eigenen Farm und half Fremont, Poke und Gus, dasselbe mit den ihren zu machen.
Als im April der Regen einsetzte, waren die Felder aller drei Farmer bestellt, und jede hatte ein neues Bewässerungssystem aufzuweisen. Dieses hatte Slade aus Eisenzisternen und langen Röhren mit siebähnlichen Löchern gebaut; er hoffte, damit die Frucht durch den langen, heißen und trockenen Sommer zu bringen, der schon bald einsetzen würde.
Nachdem sie nicht auf dem Feld gebraucht wurde, hatte Rachel das erste Mal seit dem Tod ihrer Eltern Zeit für den Frühjahrsputz, und sie stürzte sich voller Elan auf diese Aufgabe. Der magere Inhalt von Regalen und Schränken mußte geleert, diese mit Seife geschrubbt und wieder eingeräumt werden. Der Gußeisenofen mußte von Spritzern und Fett gereinigt werden. Winterkleidung und Bettzeug mußte gewaschen, getrocknet und sorgfältig in mit Zedernholz ausgeschlagenen Truhen gelagert werden, die mit süßduftenden Säckchen versehen waren, was die Motten fernhalten sollte. Sommerkleider und Wäsche mußte ausgepackt und gelüftet werden. Fensterläden wurden fröhlich aufgerissen, um die Sonne hereinzulassen, und die Fenster wurden geputzt, bis die Scheiben blitzten. Aus den Kaminen mußte die Asche geschaufelt und der Ruß aus dem Herd entfernt werden. Möbel mußten abgestaubt, Teppiche ausgeklopft und die Böden gründlich vom getrockneten Gras und Schlammspuren der kalten Monate gereinigt werden.
Draußen mußte der Keller geöffnet und von Gemüse und anderen Lebensmitteln, die trotz der Kälte verdorben waren, gesäubert werden. Aus der Scheune mußte das alte Heu und der Mist entfernt werden, der Schweinekoben gerecht und der Hühnerstall ausgekratzt werden. Rachels kleiner Garten mußte geharkt und das Gemüse und die Beeren gesät werden, von denen sie sich im langen Sommer und noch längeren Winter ernähren würden.
Andrew und Naomi halfen bei diesen Arbeiten, so gut sie konnten, während Tobias aus seiner Kiste neugierig die geschäftigen Bewegungen um sich herum beobachtete.
Zusätzlich zu ihrem Frühjahrsputz hatte Rachel noch ihre alltäglichen Aufgaben zu erledigen. Sie versorgte das Vieh, kochte, flickte, nähte und wusch die Wäsche für die Männer und Kinder. Aber die harte Arbeit machte ihr nichts aus. Sie genoß es, die jüngeren Kinder, die den ganzen Tag bei ihr waren, in den Wagen zu laden und mit dem Essenskorb zu dem jeweiligen Feld zu fahren, auf dem die Männer gerade arbeiteten. Es war eine Gelegenheit, Slade zu sehen, von dem Rachel sich trotz ihrer Vorsätze wie von einem Magneten angezogen fühlte.
Heimlich beobachtete sie seine große, schöne Gestalt, wenn er hinter dem Pflug herschritt oder schwere Steine aus den Furchen hievte. Seine dunkle Haut verwandelte sich in der weichen Frühlingssonne zu Bronze, was seine
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