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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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die fünf ältesten Kinder ihre Hausaufgaben, während auf dem Damebrett die Schlachten tobten, und Rachel an dem neuen Kleid aus der Seide nähte, die sie im New York Store gekauft hatte. Hinterher rauchte Fremont seine Pfeife, Poke kaute seinen Tabak, und Slade spielte seine Mundharmonika. Also hatte sich zu Rachels Erleichterung und Freude praktisch nichts verändert, außer daß Gus nur noch selten zu Besuch kam und dann auch nur als Freund, wie er es versprochen hatte.
    Gus war dieser Tage viel aufgekratzter und erzählte aufgeregt von der alten Heimat und davon, wie er in Schweden aufgewachsen war und von den guten Freunden seiner Familie, den Svensons, die bald in Amerika ankommen würden. Am meisten aber redete er von Livie Svenson, und Rachel mußte halb freudig, halb traurig erkennen, daß sie den Platz in seinem Herzen bereits an das unbekannte schwedische Mädchen verloren hatte. Denn er machte in seiner schweigsamen Art keine Andeutungen mehr über seine Heiratsabsichten und machte ihr auch nicht mehr den Hof.
    Nachdem sie Gus nun zum Freund hatte, war Rachel um seinetwillen froh, daß es so gekommen war. Trotzdem war sie traurig, daß sie ihn als Verehrer verloren hatte, denn irgendwie war er immer die letzte Rettung gewesen, um keine alte Jungfer zu werden, falls sie sich dazu entschlossen hätte, ihn doch zu nehmen. Es war Gus gegenüber sehr unfair gewesen, daß wußte sie, und trotzdem hatte sie an ihm festgehalten. Jetzt mußte sie ihn gehen lassen, und zum erstenmal seit langer Zeit fühlte Rachel sich wirklich allein, unwiderruflich dazu bestimmt, als alte Jungfer zu enden. Denn wenn ein Mann wie Gus sein Herz so schnell an eine andere verlieren konnte, wie konnte sie dann erwarten, daß ein Mann wie Slade Maverick überhaupt sein Herz verschenken würde?
    Dennoch war ihr irgendwie klar, daß er Gus’ Platz in ihrem Leben eingenommen hatte, denn sogar Gus selbst benahm sich so, als sei der Revolvermann ihr Freier. Slade behandelte den Schweden auch nicht mehr als Rivalen, sondern begrüßte ihn wie einen alten Freund in ihrer beiden Namen auf der Farm, als wären er und Rachel bereits verlobt oder verheiratet.
    Rachel konnte das nicht verstehen, denn Slade hatte ihr gegenüber keinerlei Absichten geäußert und behandelte sie auch nicht anders als vorher. Doch sein Verhalten hatte etwas Besitzergreifendes, als hätte er sie irgendwie als die Seine gekennzeichnet und als wüßten es alle außer ihr. Wie sollte sie auch wissen, daß Slade, nachdem er beschlossen hatte, sie zu heiraten, die Sache für erledigt hielt. Hätte Rachel das gewußt, wäre sie, obwohl sie sich in ihn verliebt hatte, wütend darüber gewesen, daß er es in seiner Arroganz nicht einmal für nötig hielt, sie zu fragen. Aber Slade Maverick tat nichts dergleichen. Nicht ahnend, daß sie ihn liebte, glaubte er, sie könne ihn abweisen, was er unter keinen Umständen hinnehmen wollte.
    Oft ertappte sie ihn dabei, wie er sie abends abschätzend musterte, seine heißen, gierigen Augen besitzergreifend über sie schweifen ließ, bis sie errötete und ihm nicht mehr in die Augen sehen konnte. Noch verwirrender war, daß er sie nicht mehr belästigte, obwohl Rachel zugegebenermaßen ihm auch keine Gelegenheit dazu gab, da sie weder ihm noch sich trauen konnte, wenn sie allein waren. Sie wußte, wenn Slade sie wieder in die Arme nehmen würde, wäre sie unfähig oder noch schlimmer, unwillig, sich zu wehren. Noch beunruhigender war der Gedanke, daß sie, selbst wenn er sie hinterher nicht heiraten wollte, zumindest die Erinnerung an das Liebesspiel mit ihm hätte – und vielleicht sogar ein Kind –, um ihr die kommenden Jahre der Einsamkeit und der Sehnsucht zu erleichtern. In gewisser Weise sehnte sie sich sogar danach.
    Also hielt Rachel sich von Slade fern und versuchte, ihr Herz zu schützen. Sie ahnte ja nicht, daß sie ihm bereits mit Körper und Seele gehörte.
     
    Nachdem die Beecham-Farm jetzt Slades rechtmäßiger Besitz war, arbeitete er noch härter als zuvor. Außer Gus halfen ihm auch noch Fremont und Poke beim Pflügen und beim Pflanzen, wofür er ihnen bei der Bestellung ihrer Felder half. Mit vier Männern ging die Arbeit zügig voran. Sobald sie mit dem Pflügen fertig waren, säten sie Winterweizen, eine hartstielige Weizensorte, die aus der Türkei stammte und von den russischen Mennoniten eingeführt worden war. Da sie durch jahrelange Erfahrung gelernt hatten, wie leichtsinnig es war, sich in Kansas nur auf

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