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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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11. Januar in Selb zum Einsatz gekommen sei.
    »Dann habt ihr ja den Täter«, stellte Brückner trocken fest.
    »Leider nicht, denn es steht noch nicht endgültig fest, wer gefahren ist«, antwortete Schuster und zeigte dann an, dass er nichts weiter vorzubringen hatte.
    »Und wer kümmert sich um das Institut ›Fortuna?‹«, wollte Oberleutnant Kučerová wissen, »wir brauchen da schließlich Informationen aus …«
    »Schon lange geklärt!«, unterbrach sie Brückner, »das macht der Herr Schuster, der hat sich schließlich freiwillig gemeldet.«
    Acht Augenpaare richteten sich erwartungsvoll auf den Hauptkommissar, der allerdings wenig von dem Ansinnen hielt. Es hätte genügt, wenn sich der alte Hase klipp und klar mit dem Hinweis auf andere Verpflichtungen gesperrt hätte, aber er saß mit geröteten Ohren da wie ein Schuljunge, bei dem der Lehrer ein Schmuddelbild im Lesebuch gefunden hatte. Gequält blickte er in die Runde: So etwas passe einfach nicht zu ihm, er würde sich dabei »einfach nur blöd« vorkommen.
    »Außerdem«, jetzt kriegte er die Kurve, »Sie alle …, also ihr wisst doch selbst, was in den nächsten Tagen auf mich zukommt. Ich werde da kaum die nötige Zeit finden. Und dann meint doch Kral, da müsste ich ja hier bei euch …«
    »Is scha gout, Korl«, Brückner grinste süffisant, »aber du schlägst einen Ersatzmann vor!«
    »Moment, Moment!«, mischte sich Frau Kučerová ein, »ich glaube, der Herr Schuster sieht dienstrechtliche Bedenken, wenn ein deutscher Polizist hier bei uns eingesetzt wird.«
    »Dann soll er das mit seinem Chef regeln!«, reagierte Brückner gereizt, »und wenn er nicht will, dann eben ein anderer. Basta!«
    Nun sah sich plötzlich der neben Schuster sitzende Oberkommissar im Zentrum des Interesses. Kral hatte den jungen Mann, wohl Mitte 30, schon einige Zeit beobachtet. Ziemlich häufig war sein Blick zu der attraktiven Aneta Kučerová gewandert, nicht verstohlen und heimlich, eher einen Flirt vorbereitend. Während Schusters ungewollt komischer Einlage hatte er sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen können.
    »Wenn mich nicht alles täuscht«, wandte er sich grinsend an die Runde, »ist man hier der Meinung, dass ich das machen soll. Kein Problem für mich, wenn unsere Führung in Hof damit einverstanden ist.«
    Schuster, froh, dass der Kelch an ihm vorübergegangen war, versprach, die Sache mit seinem Vorgesetzten abzuklären. Das hinderte Kral allerdings nicht daran, Ploß schon einmal in das Aufgabenfeld einzuführen, das er sich mit seiner Internet-Recherche erschlossen hatte.
     
    Direktion der Staatspolizei Eger,
Dienstag, 3. März 1998, 10.00 Uhr
     
    Brückner hatte die etwa 20 Einsatzkräfte in den großen Sitzungsraum der Kriminalpolizei beordert, darunter auch die deutsche Seite mit Schuster, Kral und Ploß. Dass der Einsatz wie geplant ablaufen konnte, hatte man dem Chef der Hofer Polizei zu verdanken, der sich für Ploß’ verdeckten Einsatz entschieden und auch für die Bereitstellung der Summe gesorgt hatte, die der Lockvogel anzahlen musste. Er wollte wohl beweisen, dass auch die bayerische Polizei zu schnellem und unbürokratischem Handeln fähig war.
    »Mutige Haltung!«, kommentierte Brückner, »aber wenn wir unsere Zusammenarbeit wirklich ernst nehmen, muss so etwas einfach möglich sein.« Dann erläuterte er die zu erwartende Lage. Kral übersetzte für seine beiden deutschen Kollegen: Ploß werde kurz nach zwei am Bahnhof Eger mit der Dame zusammentreffen, die angeblich aus der Ukraine angereist sei. Man müsse davon ausgehen, dass sie von mindestens einer Person begleitet werde. Der Oberkommissar werde mit einem versteckten Mikrophon ausgerüstet. Das Abhören sollte »das eingespielte Team Kučerová und Kral« übernehmen.
    Ploß war kurz irritiert: Sollte der alte Knacker aus Selb was mit der Dame haben?
    »Unsere Aufgabe besteht zunächst darin«, fuhr Brückner fort, »die Observation so zu gestalten, dass bei der Dame und ihrer Begleitung nicht einmal der Hauch des Verdachts aufkommt, es könne irgendetwas nicht stimmen. Deshalb setzen wir vier Verfolgerfahrzeuge ein, die ständig wechseln und den Abhörwagen immer erst dann heranführen, wenn die Zielpersonen sich in irgendwelchen Lokalitäten aufhalten.« Der Zugriff erfolge erst dann, wenn der geschäftliche Teil samt Übergabe des Geldes gelaufen sei, schließlich solle ja der Betrug nachgewiesen werden. »Der Einsatz wird von Hauptkommissar Schuster und mir

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