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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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riskieren, denn vom Lokal aus kann man wunderbar den Außenbereich überblicken.«
    »Der Abstand müsste passen«, meinte Kral und schaltete die Abhöranlage ein: Keine Stimmen! Nur undefinierbare Hintergrundgeräusche! »Das Gerät scheint zu funktionieren, aber leider spricht niemand«, stellte er fest.
    »Schweigsames Einverständnis der Liebenden«, kicherte der Oberleutnant, »aber der Anstandswauwau sollte schon mal was sagen.«
    Kurz darauf erklang klar und deutlich die Stimme des deutschen Oberkommissars: »Kral von Ploß! Standort: Restaurant Hotel Hvězda. Die beiden Damen im Moment verschwunden, angeblich Richtung Toilette. Melde mich gleich wieder. Ende.«
    Wenig später die aufgeregte Stimme des Kommissars: »Von wegen Toilette! Die sind weg! Ich seh’ mal nach, ob es da einen Hinterausgang gibt. Ende.«
    Kral blickte nach links. Kučerová hatte schon zum Hörer gegriffen, um die Informationen an die Zentrale weiterzugeben. Brückner reagierte knapp: »Verstanden! Ihr bleibt, wo ihr seid!«
    »Jetzt müsste er sich eigentlich was anderes einfallen lassen«, reagierte Kral.
    »Nicht er, wir!«, antwortete seine Begleiterin knapp und startete den Wagen.
    »Aber wir …!«, protestierte Kral, doch sie unterbrach ihn: »Wir müssen jetzt die Damen einfangen, und zwar möglichst schnell, sonst sind sie über alle Berge.« Sie fuhr über die gesperrte Fußgängerzone und bog in die Školni ein. Die schmale Gasse führte, wie Kral bemerkte, um den gesamten Hotelkomplex herum. Jetzt war deutlich zu sehen, dass man das Hotel auch über einen Hinterausgang verlassen konnte.
    »Ich probier’s mal in Richtung Kirchplatz, vielleicht wollen sie ja zu ihrem Wagen«, meinte Kučerová.
    »Soll ich mich bei der Zentrale melden?«, fragte Kral.
    »Bist du wahnsinnig, der zerreißt mich doch in der Luft, wenn er spannt, dass wir unsere Position …« Sie grinste: »Doch, mach’ Meldung! Siehst du da vorne die beiden Gestalten? Ganz schön eilig haben’s die beiden. Gar nicht so einfach, mit Pumps und engem Rock übers Kopfsteinpflaster zu düsen.«
    »Wirklich ein Bild für die Götter!«, lachte Kral, als er die beiden flüchtenden Damen bemerkte, die einfach das falsche Schuhwerk für die schwierige Strecke gewählt hatten. Der angeblichen Ukrainerin war schon ein Absatz abhanden gekommen, so dass sie zu einer Art Hinkegang gezwungen war. Er griff zum Hörer und gab den Standort und die neue Lage weiter.
    Die Polizistin überholte die beiden und brachte den Wagen auf dem Kirchplatz zum Stehen. Dann stieg sie aus, und als die beiden Frauen den Wagen erreichten, öffnete sie die die hintere Tür und sprach das Pärchen an: »Taxi gefällig?«
    Die Dame im Pelzmantel hielt kurz inne und lehnte heftig schnaufend ab: »Danke, kein Bedarf!« Da realisierte sie, wer sie da angesprochen hatte. »Ach, sieh da, die Schnepfe von der Polizei!«, reagierte sie aggressiv, »du kannst mich mal!« Dann ergriff sie den Arm ihrer Begleiterin, um zu zeigen, dass sie weitergehen werde.
    Jetzt wurde deutlich, dass sich auch Brückner etwas hatte einfallen lassen: Zwei zivile Einsatzfahrzeuge, bestückt mit aufsetzbaren Blaulichtern, erreichten mit quietschenden Reifen den Platz. Oberleutnant Kučerová versperrte den Frauen den Weg und sagte ihr Sprüchlein auf: »Frau Straková, ich nehme Sie vorläufig fest. Ihnen wird Menschenhandel und Betrug vorgeworfen. Auch Sie«, sie wandte sich an die Begleiterin, »folgen uns bitte, denn Sie stehen unter dem Verdacht, an dem Betrug beteiligt zu sein.«
    Die junge Frau starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Kral glaubte sogar zu erkennen, dass sie vor Angst zitterte. Anders die Straková: Sie überhäufte die Polizistin mit den übelsten Schimpfwörtern und drohte ihr an, sie werde dafür sorgen, dass ihre Karriere bei der Polizei bald zu Ende sei. Mit sanftem Zwang schoben zwei Beamte die Frauen in einen Pkw. Oberleutnant Kučerová gab den Befehl zum Abrücken, und der kleine Konvoi setzte sich in Richtung Polizeidirektion in Bewegung.
    Die Nachbesprechung fand in Brückners Büro statt. Aber Schuster machte keine Anstalten, sich zu setzen, er richtete das Wort an die Anwesenden: »Leute, nachdem uns der Nachweis des Betrugs leider nicht gelungen ist, muss umgehend das Bayreuther Büro durchsucht werden. Der entsprechende Beschluss wurde bereits beantragt und müsste jeden Moment erlassen werden. Deshalb fahre ich jetzt schon mal rüber nach Hof und dann gleich weiter nach Bayreuth.

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