Wildes Herz
noch einmal in die Augen. Die glänzenden tiefschwarzen Pupillen umgab ein leuchtendes Grün. Wie Edelsteine, stellte sie hingerissen fest. „Gut, dass die Indianer nur Skalps wollen und keine Augen. Ihre Augen wären eine wunderbare Beute. “
Ty blinzelte verwundert und lachte leise. Im nächsten Moment folgte ein leiser Schmerzensschrei. Das Lachen erschütterte seinen Schädel wie Hammerschläge.
„Sind Sie sicher, dass Ihr Magen in Ordnung ist?“
„Ja.“ Die Antwort kam durch seine zusammengebissenen Zähne. „Warum?“
„Sie sollten trinken, gegen den Blutverlust. Aber wenn Sie sich nur übergeben, sparen wir das Wasser besser. Das nächste Sickerloch liegt fünfhundert Meter von Cascabels Lager entfernt.“
Stumm nahm Ty die Feldflasche. Langsam trinkend, ließ er das kühle Wasser über die Zunge in die Kehle rinnen. Nach mehreren kräftigen Zügen senkte er widerstrebend die Feldflasche und reichte sie Janna. Kopfschüttelnd wies sie die Flasche zurück. „Trinken Sie noch mehr, wenn Ihnen nicht übel ist.“
„Was ist mit dir?“
„Sie brauchen das Wasser nötiger als ich.“
Er zögerte, nahm noch ein paar Schlucke und gab ihr die Flasche zurück.
„Hier, kauen Sie darauf herum, während ich die Schnittwunden an Ihrer Brust reinige. “
Beim Sprechen zog Janna ein Stück gedörrtes Rindfleisch aus der Hemdtasche. Ty nahm das Fleisch und griff automatisch nach dem Messer, das er immer an seinem Gürtel trug, um einen Bissen abzuschneiden. Erneut wurde ihm bewusst, dass er nackt war. Bevor er etwas sagen konnte, reichte Janna ihm das Jagdmesser, das sie aus dem Versteck mitgenommen hatte. Er prüfte die Schneide, nickte anerkennend und trennte mit einem glatten Schnitt, der Könnerschaft im Umgang mit Messern bewies, einen Streifen ab.
Janna riss von der Decke, wo sie am saubersten war, ein Stück ab, tränkte es sorgfältig mit Wasser aus der Feldflasche und führte es an Tys breite Brust. Im letzten Moment zögerte sie.
„Das wird wehtun.“
Er sah sie belustigt von der Seite an. „Bursche, an mir gibt es keine Stelle, die nicht wehtut.“
Bursche.
Ihre Mundwinkel sackten nach unten, während sie vorsichtig die blutverkrusteten Schnitte an seinem Oberkörper reinigte. Zwei Wunden waren tief und unregelmäßig, mit geschwollenen Rändern, die sich entzündet hatten. Sie biss sich auf die Lippen, als spürte sie selbst den Schmerz, den sie Ty trotz aller Vorsicht zufügen musste.
„Tut mir Leid“, flüsterte sie hilflos, als er das Gesicht verzog.
Er hörte das Bedauern in ihrer Stimme und hätte die schmächtige Gestalt am liebsten tröstend in seine Arme gezogen. Der Gedanke verblüffte ihn und bereitete ihm Unbehagen. Er war kein Mann, der eine Vorliebe für Knaben hegte. Jäh packte er die schlanken Handgelenke und hielt sie auf Abstand.
„Das reicht“, sagte er brüsk.
„Ich bin noch nicht fer...“
Ihre Worte brachen unvermittelt ab. In der gespannten Stille war das Geräusch von Steinen zu hören, die den Abhang hinunterrollten.
Ty bewegte die Hände mit erschreckender Geschwindigkeit. Innerhalb von Sekunden hatte er Janna über sich gerissen, und sie war eingeklemmt zwischen seinem breiten Rücken und der Felswand.
Nackt und nur mit einem Messer bewaffnet, lag er auf der Lauer und wartete, wer über die Felsbrocken zu ihnen kletterte.
4. Kapitel
Leises Wiehern wehte zu ihnen. Ein Pferd stolperte über die letzten Felsblöcke.
„Was, zum Teufel, ist das?“ flüsterte er.
Janna spähte über seinen Rücken. „Zebra!“
„Bursche, kannst du kein Pferd von einem Zebra unterscheiden?“
„Besser als Sie einen Jungen von einem Mädchen“, murmelte sie.
„Was?“
„Lassen Sie mich los.“ Sie stieß gegen Tys Rücken.
„Aua!“
Sofort hob sie die Hand und entschuldigte sich. Er brummte und rutschte zur Seite, damit sie über seine Beine kriechen und sich aus der Enge befreien konnte. Zebra lief bis zum Rand des Pinonwäldchens, steckte den Kopf zwischen die Zweige und wieherte erneut.
„Hallo, Mädchen“, sagte Janna leise und rieb das samtige Maul. „Warst du einsam ohne mich?“
Zebra schnupperte an Jannas Fingern und stupste gegen ihre Hände, während sie Ty misstrauisch im Auge behielt. Als er sich bewegte, hob sie den Kopf, und ihre Nüstern weiteten sich.
„Verhalten Sie sich ruhig“, sagte Janna. „Sie ist nicht an Menschen gewöhnt.“
„Wofür hält sie dich denn?“
„Für ein schlecht riechendes Pferd.“
Er lachte leise.
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