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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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frisch und gesund hätten wir dich gar nicht erst gekriegt. Gott geht seltsame Wege, Lucifer. Ich bin froh, dass er beschlossen hat, dich in unsere Hände zu geben, und sei es nur, um dich zu pflegen, bis du wieder gesund bist und wir dich freilassen können.“
    Ty stand neben Lucifer und pries ihn in den höchsten Tönen, bis der Hengst seinen Argwohn vergaß und sich seiner Erschöpfung hingab. Mit einem gewaltigen Seufzer ließ Lucifer den Kopf sinken - an Tys Brust. Das große Pferd stand auf drei Beinen, seine verletzte Hüfte schonend, und schenkte Ty nicht mehr Beachtung, als wäre er ein Fohlen.
    Er bückte sich vorsichtig, um die Fußfesseln an Lucifers Vorderbeinen zu lösen. Als wollte er Fliegen verscheuchen, zuckte der Hengst mit den Schultermuskeln. Mehr Beachtung schenkte er seiner wiedergewonnenen Freiheit nicht.
    „Das ist ausgezeichnet, mein Sohn“, murmelte Ty und strich dem Pferd über das schwarze Fell. „Jetzt wollen wir sehen, ob du wütend wirst und mich umbringen willst, wenn ich zum ersten Mal an dem Hackamore ziehe.“

28. Kapitel
    Er straffte langsam den Führstrick. Janna beobachtete ihn mit angehaltenem Atem, die Hände fest um das Fernglas geklammert, bis ihre Finger schmerzten.
    „Sei ein gutes Pferd, Lucifer“, betete sie. „Bleib ganz ruhig, und verletze Ty nicht, wenn der Hackamore sich fester um dein Maul zieht.“
    Lucifer hob jäh den Kopf, als das Zaumzeug hinter den Ohren und oben am Hals drückte. Er schnaubte und schüttelte den Kopf, ohne den stärker werdenden Druck loszuwerden. Zitternd und schwitzend drehte der Hengst nervös die Ohren nach vom, weg von der sanften Männerstimme. Er versuchte zu verstehen, was mit ihm geschah und wie er mit der neuen Bedrohung fertig wurde. Als er vor dem Druck zurückweichen wollte, verstärkte er sich schlagartig. Als er stehen blieb, wurde er nur langsam schlimmer.
    Dann humpelte er vorwärts. In diesem Moment verschwand der Druck.
    „Du hast es begriffen“, murmelte Ty und gab dem Führstrick sofort Raum. Er tätschelte Lucifer und lobte ihn. „Lass uns noch ein paar Schritte mehr versuchen, mein Sohn. Wir haben einen langen Weg vor uns, bis wir in Sicherheit sind.“
    Der Hengst brauchte nur wenige Minuten, bis er begriff, was von ihm erwartet wurde. Ein nach vom drängender Druck bedeutete, er sollte loslaufen, der Druck von oben auf den Nasenrücken war das Signal zum Stehenbleiben.
    „Ein waschechtes Wildpferd bist du nicht, habe ich Recht?“ fragte Ty leise, während er den muskulösen, schweißbedeckten Pferdehals streichelte. „Viele Männer haben dich gejagt, aber Gott sei Dank hatte keiner die Gelegenheit, dich durch grobe Behandlung zu verderben.“
    Lucifers Ohren zuckten, während er dem ruhigen Klang der Stimme folgte. Ty bewegte sich rückwärts und rollte dabei den Führ-
    strick immer weiter ab.
    „Gut, mein Sohn. Nun wird es Zeit, dass wir aus diesem Loch herauskommen.“ Langsam straffte er den Strick. „Komm weiter. Recht so ... das machst du sehr gut. Einen Schritt nach dem anderen. Ganz ruhig.“ Ty presste die Lippen zusammen und beobachtete den qualvollen Fortschritt. „Ich verstehe, deine Hüfte tut wirklich weh. Das muss so sein, mein Sohn. Bevor es dir besser geht, wird der Schmerz schlimmer. Aber wenn Gott will, bleibst du am Leben.“
    Er lockte den lahmenden Hengst durch den Graben, bis sie zu der Stelle kamen, die er von der Kammlinie aus erspäht hatte. Hier war der Abhang weniger steil. Ty kletterte voran, bis auf halbe Höhe. Dann drehte er sich um und zog wieder gleichmäßig am Führstrick.
    „Hoch mit dir. Das Gehen wird leichter, sobald wir in einigermaßen ebenes Gelände zurückgekehrt sind. Komm weiter ... weiter ... nur nicht störrisch werden, mein Sohn. Die Wand ist nicht so schroff, wie sie aussieht. “
    Die Steilwand hinaufzuklettern gefiel Lucifer überhaupt nicht, aber den Hackamore, der sich immer fester um sein Maul zog, mochte er noch weniger. Plötzlich stürmte er voran und nahm den Anstieg mit wenigen Sätzen. Ty sprang gerade rechtzeitig zur Seite, um nicht niedergetrampelt und vom Hengst mitgeschleift zu werden. Oben angekommen, blieb Lucifer auf drei Beinen stehen und zitterte vor Aufregung und vor Schmerzen.
    Janna verließ ihren Ausguck auf der Anhöhe und rannte nach unten, Ty entgegen. Auf den letzten Metern verlangsamte sie ihre Schritte, um Lucifer nicht zu erschrecken.
    „Niemand zu sehen“, sagte sie ruhig.
    „In Ordnung.“ Ty lüftete seinen Hut,

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