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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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verborgenen Tal.“
    Ihre Einwände verflüchtigten sich, bevor Janna Worte dafür fand. Sie kam zu der gleichen Einschätzung wie Ty und hatte nur nicht wahrhaben wollen, dass dies ihre beste Chance war. Bei dem Gedanken, den verletzten Hengst über die steile Ostseite des Hochlands in das Vorland zu bringen und von dort durch das schwer begehbare Nadelöhr in ihr Tal, hätte sie am liebsten aufgeschrien und laut widersprochen.
    Aber dieser Plan bot die größte Hoffnung für Lucifer und für sie selbst. In ihrem Winterlager waren sie in Sicherheit, während seine Schussverletzung heilte.
    „Ich weiß, was du davon hältst, einem Pferd die Freiheit zu nehmen. Daher bitte ich dich nicht darum“, sagte Ty fest. „Ich glaube auch nicht, dass Lucifer sich gern Fesseln anlegen lässt, aber verdammt, wir haben keine andere Wahl.“ Er sah Janna an. „Pack deinen Kräuterbeutel, und steig auf den Hügel. Dort hältst du Ausschau, ob Gefahr droht.“
    „Ich werde dir bei Lucifer helfen.“
    „Hier ist kein Platz für uns beide.“
    „Aber ich kenne mich mit Wildpferden aus.“
    „Du kennst dich damit aus, wilde Stuten an dich zu gewöhnen, wenn sie genug Platz zum Weglaufen haben. Lucifer ist ein Hengst, er sitzt in der Falle, ist verletzt und hat wahrscheinlich keine Lust, zum ersten Mal in seinem Leben Zaumzeug tragen zu müssen. Das nehme ich ihm nicht übel. Ich werde so sanft wie möglich mit ihm sein, aber ich will, dass du außer Reichweite bist, wenn ich ihm die Augenbinde abnehme. Außerdem, einer muss Wache halten. Das wirst du sein.“ Janna blickte in Tys grüne Augen, die klar wie Kristall waren. Sie wusste, Widerspruch war zwecklos. „Ich wette, im Bürgerkrieg, als der Norden gegen den Süden gekämpft hat, warst du Offizier.“
    Ty machte ein überraschtes Gesicht und lächelte. „Du wettest richtig, Süße. Nun bewege deinen hübschen Hintern auf diesen Hügel. Wenn du etwas siehst, was dir nicht gefällt, stößt du den Habichtschrei aus, mit dem du Zebra rufst. Und vergiss nicht meine Pistole mitzunehmen.“
    Wortlos stopfte sie sich seine Pistole in den Gürtel und kletterte aus dem Graben. Als sie sicher die Kante erreicht hatte, wandte sich Ty wieder Lucifer zu.
    „Also, mein Junge. Jetzt wird sich zeigen, ob du neben deinem Temperament auch Vernunft besitzt oder ob dein Freiheitsdurst zu groß ist und du unzähmbar bist.“
    Ruhig und sanft auf den Hengst einredend, griff er in seinen Rucksack und zog ein Paar weicher Fußfesseln heraus, die er im Laden des Predigers mitgenommen hatte, in der Hoffnung auf eine Gelegenheit wie diese. Er befestigte die mit Lammfell unterlegten Fesseln an Lucifers Vorderbeinen und durchschnitt das Tuch, mit dem Janna ein Vorderbein mit einem Hinterbein verbunden hatte. Der Hengst erschauerte, machte aber keinen Versuch, mit seinen freien Hufen auszuschlagen. Ty strich über den Pferderumpf und redete besänftigend mit dem Tier, bis das schwarze Fell nicht mehr bei jeder Berührung nervös zuckte.
    „Das hat du gut gemacht, mein Junge. Langsam glaube ich, du bist nicht nur ein hübscher Kerl, sondern hast auch Verstand.“
    Er holte einen Strang aus geflochtenem Wildleder und einen Stahlring aus seinem Rucksack; beides hatte er ebenfalls aus dem Laden des Predigers mitgenommen. Mit wenigen Handgriffen verwandelte er den Ring und das Leder in einen brauchbaren Hackamore, eine Art Trense, mit der das Pferd durch Druck auf das Nasenbein gezügelt wurde.
    „Das wird dir nicht gefallen, aber du gewöhnst dich daran. Ruhig, mein Sohn. Ganz ruhig.“ Während Ty sprach, schob er den selbst gemachten Hackamore über Lucifers Kopf.
    Der Hengst schnaubte und begann zu zittern, sobald er das Leder an sich spürte. Ty rieb das Pferd geduldig an Kopf, Hals und Ohren und bereitete es vor, den Druck durch Menschenhände und das Zaumzeug auszuhalten. Dieses Mal beruhigte Lucifer sich schnell, als hätte er die Bereitschaft aufgegeben, bei jedem neuen Ereignis zu erschrecken; vielleicht sah er auch die Notwendigkeit nicht mehr ein.
    Ty hoffte, der Hengst ließ sich von seinem Verstand leiten und gab nicht aus Schwäche nach. Wie viel Kraft das Pferd durch die Schussverletzung tatsächlich verloren hatte, konnte er erst sicher sagen, wenn das Pferd wieder auf allen vier Beinen stand.
    „So, mein Sohn. Jetzt kommt die Prüfung. Bleib ruhig liegen, und zeig mir, was für ein wohlerzogener Gentleman du trotz deiner unbändigen Kraft und deiner Wildheit bist.“
    Vorsichtig und

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