Wildes Liebesglück
ihrer Weiblichkeit.
Ehe Brenna auf das Kissen zurückfiel, kam Alane aus ihrer eigenen Kammer, die um die Ecke lag, in den Raum geeilt. Alan hatte die Blüte der Jahre überschritten, aber das machte sich nicht übermäßig bemerkbar. Ihr rotes Haar verriet ihre schottischen Vorfahren. Einst war es karottenrot gewesen, aber j etzt war es von einem stumpfen Gelborange. Ihre dunkelblauen Augen blitzten immer noch jugendlich. Sie war nicht mehr so lebhaft wie früher und war während der Wintermonate häufigen, langwierigen Krankheiten ausgesetzt. Dann wurde Brenna zur Dienerin und pflegte Alane.
»0 Brenna, mein Kind! « sagte Alane atemlos und hielt sich eine schmale Hand auf den Brustkorb. »Ich bin ja so froh, dass du rechtzeitig zurückgekommen bist. Dein Vater bekommt immer seine Anfälle, wenn du deine Stunden bei Wyndham ver passt . jetzt ist es vorbei damit, dass du dich anziehst wie ein Sohn. Es ist an der Zeit, dass du dich als die Tochter kleidest, die du bist. Als Boyd uns die Neuigkeiten von dem Keiler überbrachte, habe ich schon gefürchtet, du könntest nicht rechtzeitig zurückkehren.«
»Dieser verfluchte Wyndham und seine Landsleute!« fauchte Brenna erschöpft. »Und dann auch noch dieser verfluchte Keiler!«
»Haben wir aber wieder gute Laune heute!« sagte Alane kichernd.
»Nicht wir, sondern ich!«
»Wie bist du denn zu dieser Laune gekommen?«
Brenna setzte sich auf, wimmerte und legte sich wieder hin.
»Willow, diese schwangere Kuh! Jetzt habe ich diesen Klepper so gut trainiert, und sie besitzt die Unverschämtheit, sich von einem Karnickel erschrecken zu lassen. Von einem Karnickel! Das verzeihe ich ihr nie!«
Alane kicherte. »Ich nehme an, das temperamentvolle Füllen hat dich vom Sockel gekippt, und dein Stolz hat einen kleinen Knacks gekriegt.«
»Schweig, Frau! Dein Geplapper kann ich nicht gebrauchen. Ich brauche ein Bad - ein heißes, um meine schmerzenden Knochen einzuweichen.«
»Das wird aber ein schnelles Bad werden, meine Liehe«, antwortete Alane, ohne sich angegriffen zu fühlen. Sie war die aufbrausende Art ihrer Herrin gewohnt. »Wyndham erwartet dich bald.«
»Wyndham kann warten!«
Das geräumige Empfangszimmer, in dem Brenna jeden Nachmittag mit Wyndham zusammentraf, lag in dem unteren Stockwerk. Seit fast einem Jahr ging das jetzt schon so, seit die blutrünstigen Heiden aus dem Norden gekommen waren und Holyhead Island überfallen hatten. Das war im Jahre 85o gewesen. Brenna ließ die verhassten Lektionen über sich ergehen, weil sie keine andere Wahl hatte. Sie lernte, was man ihr beibrachte, aber nur, um es für ihre eigenen Zwecke zu nutzen, und nicht, weil Angus es angeordnet hatte.
Als sie in den Raum trat, stand Wyndham auf. Ein finsterer Blick verdunkelte sein freundliches Gesicht. »Ihr kommt zu spät, Lady Brenna.«
Brenna war in ein Gewand aus meergrüner Seide gehüllt. Es passt e gut zu ihrem rabenschwarzen Haar, das ihr lose über den schmucken Rücken fiel. Sie lächelte süß. »Ihr müss t mir vergeben, Wyndham. Es bekümmert mich, dass ich Euch habe warten lassen, wo Ihr doch gewiss Wichtigeres zu tun habt.«
Die Züge des großen Norwegers wurden sanft, und er sah überallhin, außer zu Brenna, als er sagte: »Unsinn! Nichts ist wichtiger, als Euch auf Euer neues Leben und Heim vorzubereiten.«
»Dann fangen wir doch gleich an, um die verlorene Zeit aufzuholen.«
Man muss te Brenna zugestehen, dass sie eine Dame sein konnte, wenn es die Situation erforderte. Ihre Tante Linnet hatte sich dessen angenommen. Brenna konnte charmant und anmutig sein und ihre List für ihre Zwecke gebrauchen. Sie griff nicht oft auf diese weiblichen Listen zurück, aber wenn sie es tat, war jeder Mann verloren.
Das Bad hatte geholfen, aber nicht genug, um ihr die Leichtigkeit ihrer Bewegungen zurückzugeben. Brenna ging langsam auf einen der vier thronartigen Stühle zu, die vor dem großen Kamin standen, und setzte sich zu Wyndham. Er begann dort, wo sie am Vortag aufgehört hatten - bei der norwegischen Mythologie. Er sprach jetzt norwegisch, was Brenna keine Schwierigkeiten bereitete, weil Wyndham ihr als allererstes jene Sprache beigebracht hatte.
War es wirklich weniger als ein Jahr her, seit sie die Neuigkeiten von Holyhead Island erhalten hatten? Es kam ihr viel länger vor. Die Geschichte hatte jedermann erschreckt und in Todesangst versetzt. Zwei Tage später hatte Angus nach Brenna schicken lassen und ihr die Lösung der misslichen Lage
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