Wildes Liebesglück
Blick. »Nein, Herr, ich lebe noch bei meinem Vater.«
»Und der ist mit den anderen fort?«
Ihre grünen Augen leuchteten wieder vor Lachen. »Der würde sich niemals eine Jagd entgehen lassen.«
Das ist zu schön, um wahr zu sein, dachte der Mann beglückt, ehe er weitersprach. »Ich bin weit gereist, und die Morgensonne ist so warm, Enid. Darf ich mich ein Weilchen in eurem Haus ausruhen?«
Zum ersten mal sah sie nervös aus. »Ich - ich weiß nicht ... «
»Nur für ein paar Minuten, Enid«, setzte er eilig hinzu.
Sie dachte einen Augenblick lang nach. »Ich bin sicher, dass mein Vater nichts dagegen hätte«, antwortete sie dann und ging ihm voran.
Das Haus, in das sie eintraten, war winzig klein. Es enthielt einen winzigen Raum mit einer behelfsmäßigen Wand, die zwei Schlafmatten voneinander trennte, die in einer Ecke auf dem Erdboden lagen. Ein geschwärzter Steinofen nahm eine Wand ein, zwei unbearbeitete Stühle und ein Tisch standen davor. Zwei hervorragend gearbeitete Kelche, in die Halbedelsteine eingesetzt waren, standen auf dem Tisch. Sie zogen den Blick des Mannes auf sich. Sie waren ein kleines Vermögen wert. Er konnte nicht verstehen, wie sie ihren Weg in diese bescheidene Hütte gefunden hatten.
Enid beobachtete den Mann neugierig, als er die Gaben beäugte, die sie vom Gutsherrn für die Dienste erhalten hatte, die sie ihm mit Freuden erwiesen hatte. Der große Fremde war nicht hübsch, aber er war auch nicht abstoßend. Und obwohl er augenscheinlich wenig besaß, hatte er einen starken Rücken und würde sich als Gemahl nicht schlecht eignen. Sie hatte kaum die Möglichkeit, unter ihren eigenen Leuten einen Mann zu finden, weil alle, die in Frage kamen, ihre Reize schon gekostet hatten. Und obwohl es ihr an nichts fehlte, würde sie keiner zur Frau nehmen, weil jeder wuss te, dass auch seine Freunde schon ihre Gunst genossen hatten.
Enid lächelte vor sich hin, während sie Pläne schmiedete. Nach seiner Rückkehr würde sie ihrem Vater den Plan unterbreiten. Er würde ihren Vorschlag wohlwollend aufnehmen, denn er sehnte sich nach einem Schwiegersohn, der ihm in den Feldern helfen könnte. Gemeinsam würden sie den Fremden beschwatzen, eine Zeitlang zu bleiben. Dann würde Enid ihre List ausspielen, um dem Mann einen Heiratsantrag zu entlocken. Diesmal kam erst die Heirat und dann das Spiel. Sie würde ihrer langen Liste keinen weiteren Fehler hinzufügen.
»Mögt Ihr ein Bier gegen Euren Durst, mein Herr?« fragte sie süßlich und zog die Aufmerksamkeit des Mannes wieder auf sich.
» J a, das wäre mir äußerst willkommen«, antwortete er und wartete geduldig, bis sie ihm den Becher in die Hände drückte.
Der Mann blickte nervös auf die offene Pforte, und als er sah, dass eine Strohtür an der Wand lehnte, trank er eilig sein Bier aus. Wortlos hob er die Tür in ihre Angeln und sperrte die Morgensonne aus. Diese Tür diente nicht zum Schutz, aber sie diente seinen Zwecken, indem sie neugierige Blicke abhielt.
»Das wird ein heißer Morgen«, erklärte er sein Verhalten, und das Mädchen nahm es hin, ohne sich auch nur im geringsten zu fürchten.
»Wollt Ihr etwas essen, Herr? Ich könnte Euch schnell etwas richten.«
» J a, du bist nett«, antwortete er und lächelte dankbar mit seinen schmalen Lippen. Aber sich selbst gestand er ein, dass das Essen warten konnte. Seine Lenden konnten es nicht.
Das Mädchen wandte ihm den Rücken zu und ging zum Herd. In dem Moment zog er ein Messer unter seiner Tunika hervor und schlich sich verstohlen hinter sie. Enids Körper wurde steif, als das Messer ihre Kehle berührte und der Mann seine Brust gegen ihren Rücken presste . Sie fürchtete nicht um ihren Körper, wie es den meisten Mädchen in ihrem Alter ergangen wäre, sondern um ihr Leben.
»Schrei nicht, Enid, sonst muss ich dir weh tun«, sagte der Mann und wölbte eine Hand über ihre üppige Brust. »Und jedem anderen, der dir zur Hilfe käme, auch. Ich will nur ein kleines Techtelmechtel.«
Enid unterdrückte ein Schluchzen, als sie sah, wie ihre Pläne sich bei seinen Worten in Luft auflösten. Der Traum vom Ehemann war kurzlebig gewesen.
Im Süden des Dorfes humpelte eine einsame Gestalt unter den Bäumen heran und schimpfte vor sich hin. Das Pferd, das seinen Reiter längst abgeworfen hatte, war nirgends mehr zu sehen, aber der Jüngling drehte sich immer noch laut fluchend mit erhobener Faust nach ihm um.
»Ehe ich dich wieder aufnehme, kommt ein kalter Tag, du
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