Wildes Lied der Liebe
Armen zu halten und ihm in die Augen zu sehen, trug zu ihrer fröhlichen Stimmung bei. Seit der Hochzeit vor drei Tagen hatte sie kaum noch an etwas anderes denken können, obwohl sich Trace ihr gegenüber wie ein vollkommener Gentleman verhalten hatte. Tatsächlich war er nicht einmal in die Versuchung geraten, sie zu küssen.
Gemischte Gefühle plagten Bridget angesichts dieser Tatsache. Einerseits wäre sie sehr wütend geworden, wenn Trace ihr zu nahe getreten wäre, andererseits verspürte sie eine gewisse Empörung darüber, dass er es nicht getan hatte.
Am Abend strömten die Gäste auf die Farm, zu Fuß, zu Pferd, in Fuhrwerken und Kutschen. Laternen wurden angezündet, und die Musiker - einige Minenarbeiter mit Geigen und ein dunkelhäutiger Mann mit einer Gitarre - gruppierten sich in der Scheune und begannen zu spielen. Es waren einige Damen erschienen, die das Treiben grimmig beobachteten und offenkundig Ausschau nach Verstößen gegen die guten Sitten hielten. Die meisten der Anwesenden waren jedoch Männer. Als die Musik begann, tanzten die Damen züchtig miteinander. Auch Skye und Mr. Barkley wagten sich auf die Tanzfläche und lachten über ihre holprigen Versuche, im Takt zu bleiben. Bridget sah ihnen zu und klatschte mit, Noah an ihrer Seite.
Trace trat hinter sie und zerzauste das Haar des Jungen. »Nun, Mrs. Qualtrough, was halten Sie von Ihrer Scheune?«
Mrs. Qualtrough. Wie schön doch diese beiden Worte klangen! Eine wohlige Wärme begann sich in Bridgets Körper auszubreiten. »Wirklich sehr solide«, lobte sie.
»Wohl wahr«, antwortete Trace lächelnd. »Und es ist noch genügend Holz übrig, sodass ich unverzüglich mit dem Anbau beginnen kann.«
Bridget wusste, dass er sie nur herausfordern wollte, und sie wollte verdammt sein, wenn es ihm gelänge. Ohnehin hatte er ihre Gefühle schon allzu sehr durcheinander gebracht.
Es schien höchste Zeit zu sein, den Spieß umzudrehen. »Ja«, gab Bridget lächelnd zurück, den Blick unverwandt auf die Tanzenden gerichtet, »und ich habe noch einmal darüber nachgedacht. Du machst dir all die viele Arbeit, daher scheint es mir nur gerecht zu sein, wenn das neue Zimmer dir allein gehört.«
Trace ergriff ihren Ellbogen, drehte sie zu sich herum und zog sie an sich. Noah war bereits längst ans andere Ende der Scheune gelaufen und beobachtete gebannt, wie die Geiger ihre Bögen führten. Eine eigentümliche, beinahe Schwindel erregende Leichtigkeit überkam Bridget. Die Musiker begannen eine neue Melodie, und Trace wirbelte seine Frau gekonnt über den Scheunenboden.
»Unsere Vereinbarung lautete anders«, erklärte er leise.
Zwar lächelte Bridget ihn strahlend an, spürte jedoch auch den altbekannten Ärger in sich aufkeimen. »Willst du damit sagen, dass ich dir als Gegenleistung für die Scheune meine Gunst schenken muss?«
Trace war selbst die Andeutung eines Lächelns vergangen, doch er hielt Bridget und sich im Takt der lebhaften Melodie der Geigen. »Du weißt nur zu genau, dass ich es nicht so gemeint habe«, raunte er ihr zu. »Du bist jetzt meine Frau, und ich habe dir bereits erklärt, dass ich eine wirkliche Ehe führen will, Kinder eingeschlossen.«
»Und was ist mit Mitch?«
Trace hielt im Tanz inne und zog Bridget mit sich aus der Scheune hinaus in die sternklare Nacht. »Mitch ist tot«, erwiderte er, das Gesicht nahe an ihrem. »Es wird Zeit, dass du dich damit abfindest.«
Am liebsten hätte Bridget ihn geohrfeigt, zumal sie tief in ihrem Innern wusste, dass er Recht hatte. Dieses Eingeständnis kam ihr jedoch unsagbar schmerzlich vor. »Glaubst du wirklich, mich daran erinnern zu müssen? Mitch liegt irgendwo in seinem Grab, während wir ... wir ...«, sie deutete auf die Scheune, aus der Licht und Musik drangen, »... tanzen!«
Er umfasste ihre Taille und zog sie heftig an sich. »Und was ist so verwerflich daran?«, fragte er zornig. »Ehepaare tanzen eben miteinander.«
Atemlos spürte Bridget seinen harten, muskulösen Körper an ihrem. Die laue Luft der Sommernacht schien plötzlich noch wärmer zu sein als vorher. Sie wich zurück. »Du bist nicht nach Hause gekommen«, sagte sie aufgebracht, während ihr plötzlich die Tränen über die Wangen hefen. »Du hast mir zwar einen Brief geschrieben und mir mitgeteilt, dass mein Mann gefallen ist, aber du bist nicht zurückgekehrt. Verdammt, Trace! Jeden Abend stand ich am Fenster und hielt nach dir Ausschau, doch ...«
Trace blickte sie entsetzt an. »Hat dich das
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