Wildes Lied der Liebe
etwa so wütend auf mich gemacht? Ich war in einem Gefangenenlazarett, Bridget, und hätte fast mein Bein verloren.«
Nun war es Bridget, die entsetzt dreinblickte. »Aber das hast du in deinem Brief nicht einmal erwähnt.«
»Lieber Himmel, Bridget! Mitch war mein bester Freund. Ihn zu verheren war das Schlimmste, das mir je in meinem Leben passiert ist. Nur daran konnte ich denken. Außerdem vergingen drei Monate, ehe ich einen der Rebellensoldaten dazu überreden konnte, den Brief hinauszuschmuggeln.« Trace schloss die Augen, und als er fortfuhr, klang seine Stimme ruhiger und sanfter. »Wann werden wir endlich die Vergangenheit und Mitch in Frieden ruhen lassen und unser eigenes Leben beginnen?«
Bridget schluckte. Sie konnte es noch immer nicht fassen. »Du wurdest verwundet? Und gefangen genommen?«
»Ja«, antwortete Trace knapp. Inzwischen hielt er ihre Arme umfasst, und sie wusste, dass er sie am liebsten kräftig durchgeschüttelt hätte. Doch er würde es nicht tun, dessen war sie sich sicher. »Und gib gar nicht erst vor, nicht zu wissen, dass ich dich schon damals gehebt habe. Ich hatte dich angefleht, Mitch nicht zu heiraten.«
Mit geschlossenen Augen dachte Bridget an die Begegnung im Garten ihrer Großmutter zurück. Ihr wurde deutlich, dass sie in der Tat um Traces Gefühle gewusst und dieses Wissen seit damals verdrängt hatte. Schlimmer noch, sie hatte auch ihre eigenen Empfindungen verleugnet.
Trace fuhr fort und begann sich unaufhaltsam in Zorn zu reden. »Und du liebtest mich auch. Mitch hast du nur geheiratet, weil du glaubtest, ihn so davon abhalten zu können, in den Krieg zu ziehen. Du wolltest ihn retten, Bridget, und das ist ein verdammt armseliger Grund für eine Ehe!«
Tränen brannten in Bridgets Augen. »Hör auf.«
»Nein, ganz gewiss nicht«, beharrte Trace und umfasste ihre Handgelenke. »Ich liebte dich damals, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Und ich werde nicht zulassen, dass du dich an eines toten Mannes Rockschöße klammerst, bis es zu spät ist. Ich bin es leid, mit dieser Lüge zu leben, Bridget. Und ich glaube, dir geht es ebenso.«
Beschämt stellte Bridget fest, dass sie es nicht abstreiten konnte. Doch sie hatte Mitch die Treue geschworen und seinen Sohn geboren, jedoch einen anderen Mann geliebt. Mitchs besten Freund. Und dieser Verrat kam sie nun teuer zu stehen. Mitch war in dem Glauben gestorben, dass sie ihn liebte.
Trace umfasste ihr Gesicht, beugte sich über sie und küsste sie leidenschaftlich. Bridget schmolz förmlich dahin. Sie erwiderte seinen Kuss und öffnete Trace ihre Seele. Viel zu schnell heß er sie wieder los, unwillig und entschlossen zugleich. Sein Atem ging schnell und heftig. Bridget hielt ihre Hand an seine Brust gepresst und spürte seinen Herzschlag. »Genug«, murmelte er, »genug.« Es schien, als spräche er nicht nur zu ihr, sondern auch zu sich selbst. Als er ihrem Blick begegnete, war Bridget erschüttert von dem Kummer, den sie in seinen Augen las. »Ich liebe dich, Bridget, und ich begehre dich. O Gott, wie sehr ich dich begehre. Aber wenn du in mein Bett kommst, Bridget, dann musst du allein kommen. Du kannst Mitch nicht mitbringen.«
Die Unterstellung schmerzte Bridget zutiefst. Bridget war erneut im Begriff, Trace zu ohrfeigen, brachte es jedoch nicht über sich.
Als sie einander so gegenüberstanden, zwischen ihnen alle Hoffnungen und zerstörten Träume, begann der Überfall.
Ein schriller, schauderhafter Schrei gellte durch die Dunkelheit. Einen Augenblick später galoppierten Indianer aus allen Himmelsrichtungen auf ihren zotteligen, mageren Ponys auf die Farm. Sie waren mit Speeren und Gewehren bewaffnet. Trace rief den Gästen in der Scheune eine Warnung zu - die allerdings kaum nötig gewesen wäre -, packte Bridget am Arm und stieß sie unter den nächstbesten Wagen.
»Bleib hier!«, befahl er.
Noah. Skye. Bridget kroch auf der anderen Seite unter dem Fuhrwerk hervor und rannte zur Scheune hinüber. Sie hörte das Donnern der Pferdehufe, spürte die Erschütterung in ihrem Körper, und gleich darauf umfasste ein stahlharter Arm ihre Taille. Bridget wurde von den Beinen gerissen und auf einen Pferderücken gezerrt. Sie versuchte zu schreien, aber der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken.
Der Indianer fuhr sie in seiner fremdartigen Sprache an, doch Bridget verstand ihn trotzdem. Er befahl ihr, sich still zu verhalten, und als er ihr die Klinge seines Messers an den Hals drückte, wusste sie,
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