Wildes Lied der Liebe
sich der Pastor von Primrose Creek als »Reverend Taylor, einfach Taylor« vor. Im Zelt gab es einige Bankreihen, und man hatte eine schlichte Kanzel aus Holz gezimmert.
Skye stand neben Bridget und fungierte als Brautjungfer, während Noah stolz auf Traces Arm saß und die Aufgabe des Trauzeugen übernahm. Der Reverend räusperte sich und öffnete seine Bibel mit einer Ernsthaftigkeit, die dem feierlichen Anlass angemessen war.
Mehr als einmal dachte Bridget daran, auf dem Absatz kehrtzumachen und zu fliehen, doch die Trauung war vorüber, bevor sie ihren Mut zusammengenommen hatte. Der Pastor erklärte Trace und sie zu Mann und Frau, und Trace beugte sich zu ihr hinunter und presste seine Lippen auf die ihren.
Dieser zweite Kuss löste in Bridget einen wahren Sturm der Gefühle aus. Nie hätte sie vermutet, dass eine so kurze Berührung der Lippen solche Empfindungen auszulösen vermochte, die nichts mit der sanften Zuneigung gemein hatten, von der sie erfüllt gewesen war, wenn Mitch sie geküsst hatte. Nein, für Trace empfand sie ganz anders.
Bridget blickte erstaunt auf den schlichten Goldreif, den Trace ihr an den Finger gesteckt hatte. Erst vor wenigen Tagen hatte er ihr den Ring gezeigt und mit großer Selbstverständlichkeit verkündet, dass er sie heiraten würde. Sie hatte ihm nicht geglaubt, und nun stand sie hier und trug einen neuen Namen. Sie würde einen Eintrag in der Familienbibel vornehmen, sobald sie wieder zu Hause waren.
Nach der Trauung aßen sie im Messezelt neben Jake Vigils Sägemühle, umgeben von Holzfällern, Goldgräbern, Vagabunden und Farmern. Bridget war, als wüssten alle, dass sie soeben Trace Qualtroughs Frau geworden war, obwohl sie geschworen hatte, es niemals zu tun. Das Wildragout mit frischem Brot und Butter schmeckte köstlich, doch Bridget brachte kaum einen Bissen hinunter. Sie dachte an die kommende Nacht, die ihre Hochzeitsnacht sein würde, und fragte sich, ob Trace wohl sein Versprechen halten und warten würde, bis sie dazu bereit war, das Bett mit ihm zu teilen.
Selbst in ihrem Zustand bemerkte Bridget, wie viele der anwesenden Männer Skye ansahen. Die verstohlenen Blicke weckten Bridgets Beschützerinstinkt. Vermutlich hatten diese Männer davon erfahren, dass Trace auf der Farm lebte, und nahmen nun an, dass die McQuarry-Frauen leicht zu haben seien.
Dabei war es mehr als offensichtlich, dass Skye noch viel zu jung und unschuldig war, um an Verehrer zu denken, doch das schien die Männer nicht abzuhalten. Einer von ihnen, ein junger Bursche in Arbeitskleidung, besaß sogar die Frechheit, an den Tisch zu kommen. Er hatte dunkle Haare und grüne Augen und sah gut aus, schien jedoch nicht eben wohlhabend zu sein.
Er räusperte sich und errötete ein wenig, als Skye aufblickte und ihm ein fragendes Lächeln schenkte. Die aufmerksamen Zuschauer - niemandem im Messezelt war das Manöver entgangen - stießen einander erwartungsvoll an.
»Mein Name ist Tom Barkley«, begann der junge Mann.
Skye warf Bridget einen flüchtigen Blick zu und erwiderte dann: »Skye McQuarry.«
Es gab lautstarke Beifallsbekündungen. Tom drehte sich um, und brachte die anderen mit einem zornigen Blick und einer Geste zum Schweigen. »Kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten!«
»Unternimm doch etwas«, flüsterte Bridget und stieß Trace mit dem Ellenbogen an.
Er griff nach einer Scheibe Brot und strich Butter darauf. »Warum denn?«, fragte er, obwohl er nur zu gut wusste, wovon Bridget sprach.
»Am Samstagabend findet ein Scheunenball statt«, fuhr Tom fort. »Würden Sie mir die Ehre erweisen, Sie dorthin begleiten zu dürfen?«
Bridget war im Begriff, etwas einzuwenden, hielt jedoch in-ne, als Trace ihr die Hand auf den Arm legte.
Skye schlug den Blick nieder, sah aber bald wieder in Toms jungenhaftes Gesicht. »Ja, ich begleite Sie gern.«
Eine große Anspannung schien von Tom abzufallen, als Skye seine Einladung annahm. Sein ernster Gesichtsausdruck wich einem strahlenden Lächeln, von dem selbst Bridget hätte zugeben müssen, dass es überaus sympathisch war. Wenn irgendjemand sie gefragt hätte. Doch nichts dergleichen geschah.
»Ich hole Sie gegen sechs Uhr ab«, erklärte Tom Barkley.
Unverwandt blickte Skye ihn an. »Ich kann eigentlich gar nicht tanzen.«
Tom lächelte noch fröhlicher. »Das macht nichts«, sagte er großmütig, »ich kann es auch nicht. Gemeinsam werden wir es schon schaffen.«
Bridget warf ihrem Mann einen Seitenblick zu.
»Deine
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