Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie
und Jan beugte sich zu ihr, um trotz der Dunkelheit etwas zu erkennen. Das Foto zeigte eine hübsche, junge Frau, die Anna ähnelte. Wie eine Mumie war sie bis zum Hals straff in rotes Tuch eingewickelt. Jan brachte das Foto noch näher an seine Augen. Die Frau lag in einer Art Sarkophag aus Schnee.
Ein weiterer Agent kam ans Fenster und meldete: „Es ist Juanitas Kleidung. Sie ist rot eingefärbt worden.“
„ Lasst sie für die Spurensicherung hängen“, ordnete Ralph an und nahm sein Funkgerät: „Wir fahren zur Mine. Behaltet die Formation bei, aber lasst 30 Meter mehr Abstand zum vorderen Polizeiwagen.“
Tom setzte zurück, die beiden FBI-Pick-ups nahmen sie wieder in die Mitte, ganz außen positionierten sich die Polizeiwagen. Ralph telefonierte: „An der Abzweigung zur Pogo-Mine hat der Mörder aus der Kleidung des mexikanischen Doubles einen Pfeil gebastelt und ein Foto von ihr auf das Schild geklebt. Wie bei den anderen Leichen sind äußerlich keine Verletzungen zu erkennen, sie liegt mit geschlossenen Augen irgendwo im Schnee. Wir fahren zur Mine, schickt uns keine Verstärkung.“
Ralph lauschte und schüttelte den Kopf. „Wir müssen allein zur Mine! Juanita ist sowieso tot, in der Hinsicht ist auf den Mörder Verlass. Und wir sind fast so schnell vor Ort wie ihr mit den Hubschraubern. Wenn wir hinfahren, nimmt der Mörder vielleicht Kontakt mit uns auf.“
Diesmal sprach der Andere länger, bis Ralph ungeduldig hervorbrach: „Der Mörder ist high, seine Marionetten zappeln. Erst schickt er uns in den Hexenkessel, den er für uns zum Kochen gebracht hat, und danach zur gleichnamigen Mine. So was amüsiert ihn. Er hält das für feine Ironie ... Doch, gerade deswegen müssen wir weiterspielen. Nur wenn er sich an seiner Allmacht berauscht, begeht er einen Fehler. Also gib uns Zeit und lass die Hubschrauber am Boden, bis wir uns melden.“ Er nickte. „O.k., danke. Ich übernehme die Verantwortung. Natürlich gehen wir keine unverantwortlichen Risiken ein.“
Er steckte das Handy weg. „Hoffen wir, dass der große Häuptling kein Muffensausen bekommt und uns nicht anweist umzukehren. Ihr habt mitgehört: Das ist die Chance, den Mörder zu stellen oder zumindest auf Tuchfühlung zu kommen. An einem so entlegenen Ort, in der Nacht, da könnte er sich herantrauen. Was meinst du, Anna?“
Sie lehnte sich nach vorne. „Wir knallen das Schwein ab!“
Jan zog sie zurück. Er wollte an dem Gespräch teilhaben können. „Woher seid ihr so sicher, dass der Mörder uns zur Mine schicken will?“
Ralph antwortete entnervt: „Viel deutlicher kann er es nicht machen, als ihr Foto auf das Schild zu kleben, das zur Mine gleichen Namens weist wie der Ort, an den er uns zuvor gelockt hat.“
„ Wie lange brauchen die Hubschrauber, um uns da rauszuholen, falls wir Hilfe brauchen?“
„ Keine zehn Minuten. Aber dazu wird es nicht kommen. Wir sind elf Agenten und acht Polizisten, das ist eine kleine Armee.“
„ Was machen wir, wenn wir dort sind?“
„ Das ist sein Spiel, nicht unseres. Irgendwie wird er uns die Leiche finden lassen. Und irgendetwas wird er vorbereitet haben ... Er kann uns nicht attackieren, dafür sind wir zu viele und dafür ist zu schnell Verstärkung da, falls wir sie rufen. Solange es ihm nicht gelingt, uns aufzuspalten, sind wir für ihn unangreifbar. Wahrscheinlich will er uns nur einschüchtern. Aber vielleicht begeht er dabei einen Fehler und wir bekommen die erste heiße Spur.“
„ Kann die Polizei nicht den Helfer festnehmen, der die Kleidung und das Foto hier angebracht hat? Der kann nicht weit sein. Wenn der Pfeil schon länger hier hängen würde, hätte jemand die Polizei verständigt.“
„ Nachts kommt auf dieser Straße kaum Verkehr durch und die meisten Fahrer werden nicht die Polizei informieren, weil sich jemand einen schlechten Scherz mit einem Straßenschild erlaubt hat. Zumindest nicht in Alaska. Der Täter hatte genug Zeit, um mit dem Motorschlitten nach Fairbanks zu fahren. Die Polizei wird ihn nie zu Gesicht bekommen, und selbst wenn, was hat er an sich, das ihn verdächtig machen würde?“
Jan suchte nach einer besseren Alternative, fand aber keine. „Mir gefällt das nicht“, grummelte er.
„ Hör zu, Jan“, Ralph klang gereizt, „wenn du damit sagen willst, dass das kein Vergnügungsausflug ist, hast du recht. Wir wären alle lieber am Strand. Aber das hier ist die Wirklichkeit und damit müssen wir fertig werden.“
Sie wanden sich
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