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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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melodramatisch“, sagte Janet. „Was solltest du denn sonst tun?“
    Das nächste Bier kam. Newman leerte sein Glas und schenkte sich nach.
    „Ich könnte sie umbringen“, sagte er.
    Etwas regte sich in Chris Hoods Augen und zuckte kurz um seine Mundwinkel.
    „Wann wirst du endlich erwachsen, Aaron?“, fragte Janet. „Du weißt ja nicht mal, wer sie sind.“
    Newman starrte, den Kopf zwischen den Schultern, noch immer auf den Tresen. „Ich weiß, wer er ist.“
    „Du weißt doch, wie du bist, wenn du getrunken hast, Aaron“, mahnte Janet.
    „Ich bin nicht betrunken.“
    „Das sagst du immer, wenn du trinkst.“
    „Glaubst du, ich trau mich nicht?“
    „Jemanden umzubringen?“
    „Ja.“
    „Es ist etwas unüblich, in einem Restaurant darüber zu reden, dass man jemanden umbringen will.“
    „Glaubst du, ich trau mich nicht?“
    „Ich weiß nicht. Würdest du dich trauen?“
    „Du schon, oder?“
    „Du meinst, ich würde mich trauen, jemanden umzubringen?“
    „Genau.“
    „Nein.“
    „Hast du das Gefühl gehabt, du könntest jemanden umbringen, nachdem sie dich verschnürt hatten? Als sie dich vielleicht ein bisschen befummelt haben?“
    Janet fröstelte. Hood sah sie an, sah Newman an. Die Muskeln seines Kiefergelenkes zuckten leicht.
    „Hast du da das Gefühl gehabt, du könntest jemanden umbringen?“, wiederholte Newman.
    „Ja“, sagte Janet leise, mit einem leichten Zischen.
    „Warum tun wir’s dann nicht?“
    Janet sah Hood an.
    „Er meint es ernst, Janet“, sagte Hood.
    Sie tippte die Limonenscheibe in ihrem Perrier an. „Und du?“
    „Wenn ihr Hilfe braucht, bin ich dabei. Egal, was es ist“, sagte Hood. „Das wisst ihr.“
    „Du wärst bereit, einen Menschen umzubringen?“
    Hood zuckte mit den Schultern. „Egal, was es ist.“
    „Hood könnte genauso auf mich zählen.“, sagte Newman und leerte sein Glas. „Sie haben dich also tatsächlich befummelt, ja?“ Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er empfand dieselbe seltsame Mischung aus Lust und Horror wie gestern, als er sie auf dem Bett hatte liegen sehen.
    Janet sah ihn stumm an. Sie fuhr mit der Kuppe ihres Zeigefingers am Glasrand entlang.
    „Ja oder nein?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Blödsinn“, entfuhr es Newman. „Sie haben dich angefasst, nicht?“ Er war verzweifelt. Er musste es wissen.
    „Komm, Aaron …“, sagte Hood.
    „Ja oder nein?“ wiederholte Newman.
    „Nein“, sagte Janet sehr leise. „Ich musste sie anfassen.“
    Newman schlug mit der flachen Hand auf den Tresen.
    „Herrgott“, sagte Hood, ebenso leise wie Janet.
    „Wie …“, fing Newman an und unterbrach sich. Hood sah ihn kurz an und schüttelte den Kopf.
    Janet sagte sehr leise und ohne erkennbare Gemütsbewegung: „Ja, ich will sie umbringen. Als ich heute früh aufwachte, hatte ich Angst und wusste nicht wovor. Ihr kennt dieses Gefühl. Man wacht auf und denkt, irgendetwas Schreckliches ist passiert, aber man hat vergessen, was es ist. Und dann fällt es einem wieder ein. Und mir fiel ein, wie ich sie anfassen musste. Und ich wusste wieder, wie hilflos ich war. Erst, als sie mich zwangen, sie anzufassen, und dann, als sie mich zusammengeschnürt und geknebelt hatten und ich mich nicht rühren, nicht reden, ja, nicht mal spucken konnte. Ich erinnere mich an das Gefühl der Nacktheit und der Hilflosigkeit.Wenn ich morgens aufwache, werde ich jetzt immer Angst haben. Und ständig wird dieses flaue Gefühl da sein. Und die Angst. Ständig werde ich denken: Wenn sie nun wiederkommen … Und ich werde mich hilflos fühlen. Es ist kein gutes Gefühl für mich. Ich muss die Dinge kontrollieren können. Ich muss spüren, dass ich die Kontrolle habe. Du weißt das, Aaron. Ich muss immer über den Dingen stehen, weil sie mir sonst Angst machen, weil sie mir sonst aus dem Ruder laufen. Ich kann so nicht leben. Ich sage mir: ‚Das hat nichts mit dir zu tun.‘ Und ich sage mir: ‚Du schiebst es beiseite und machst deine Arbeit und denkst einfach nicht mehr daran.‘ Aber es ist immer da, und wenn ich morgens aufwache, werde ich immer Angst haben.“
    Hood legte ihr leicht die Hand auf den Arm. Newman schwieg. Beide hatten sich vorgelehnt, weil sie so leise sprach.
    „Ich muss die Dinge wieder in den Griff bekommen“, sagte sie. „Es wird mich zerstören, wird uns zerstören. Du würdest nicht mit mir leben wollen, wenn ich die Dinge nicht mehr in der Hand habe.“
    „Wir kriegen das schon hin“, sagte Newman. Er sprach langsam, um

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