Wildnis
nicht zu lallen.
„Ich will ihn erschießen“, sagte Janet. „Ihn und die beiden, die mich gefesselt haben. Ich will, dass sie sterben. Ich will das loswerden.“
„Wäre es machbar, Chris?“, fragte Newman.
„Sicher wäre es das.“
„Würdest du es mit mir machen?“
„Sicher würde ich das“, sagte Hood.
6
Sie hatten sich in eine Nische gesetzt, und eine Bedienung hatte ihnen eine Platte mit Sandwiches gebracht.
„Wenn wir ihn erschießen“, meinte Hood, „wären damit eine Menge Probleme gelöst. In gewisser Weise führt ihr ihn seiner gerechten Strafe zu.“
Newman trank jetzt seit zwei Stunden Bier und man hörte es ihm allmählich an. „Und wir sorgen dafür, dass er kein weiteres Unheil anrichtet.“ Die Trennung zwischen dem „kein“ und dem „weiteres“ fiel ihm schon schwer. „Es wäre ein gutes Gefühl. Schrecklich, wenn man bedenkt, dass der Typ noch frei herumläuft.“
„Und wir bräuchten keine Angst mehr zu haben“, sagte Janet. „Scheißkerl.“
„Ist es nur Rache?“, fragte Newman. Er kaute ein Sandwich und winkte der Bedienung mit der leeren Flasche. Sie brachte Nachschub.
„Ich will Rache und ich will dafür sorgen, dass das, was mir passiert ist, nie wieder passiert“, erklärte Janet. „Es macht mir nichts aus, jemanden umzubringen, das lässt mich völlig kalt.“
„Du hast es ja auch noch nie gemacht“, sagte Hood leise.
„Jemanden umgebracht? Nein. Aber die Vorstellung stört mich nicht.“
„Nicht so laut, Janet“, sagte Newman.
Sie legte den Kopf schief und ihre Stimme hatte wieder diesen schneidenden Beiklang, der ihm immer Angst machte. „Oh, du findest mich also zu laut? Ich bringe dich doch nicht etwa in Verlegenheit?“
„Das nicht, aber wenn wir es wirklich machen, soll hinterher keiner sagen können, er hätte uns darüber reden hören.“ Er kam sich vor, als wäre er unartig gewesen und er hatte leichtes Bauchweh bei dem Gedanken, bei Janet in Ungnade gefallen zu sein. Wenn sie mich nur schief anschaut, komme ich ins Schlottern. Ein echter Pantoffelheld. „Wir reden von Mord.“
„Er hat recht, Janet“, sagte Hood.
Sie nickte Hood lächelnd zu. „Ich weiß, Chris, aber das ist im Grunde nur ein Teil des Problems, nicht? Wir müssen diesen Karl so umbringen, dass weder die Polizei noch die Gangster wissen oder auch nur ahnen, dass wir es waren. Schon bei dem bloßen Verdacht würden seine Kumpane vermutlich Rache nehmen.“
„Und solche Leute warten nicht erst auf Zeugenaussagen, Janet“, sagte Hood.
„Sie dürfen uns also nicht auf die Spur kommen“, bestätigte Janet. „Wenn sie uns erkennen, sind wir tot.“
Hood lächelte. „Ja, ich glaube, damit ist alles gesagt.“
„Wir reden nach wie vor von Mord“, sagte Newman.
Hood nippte an seinem Perrier. Selbst hier in der Nische, neben Newman, wirkte er distanziert, halb im Schatten. Janet hatte sich vorgelehnt und die Arme auf den Tisch gelegt, er selbst lehnte in der Ecke.
„Wie du es nennst, spielt doch keine Rolle“, sagte Janet. „Lass die Haarspaltereien. Wir haben ein Problem und suchen nach einer Lösung. Die Idee stammt doch von dir.“
Newman sah in sein Bierglas. „Hier geht’s nicht um eine Studienplansitzung. Wir reden über ein Menschenleben.“
„Ich weiß, worüber wir reden“, zischte Janet. „Ich hatte Zeit genug, darüber nachzudenken. In der Nacht, als ich zusammengeschnürt auf dem Bett lag. So was passiert mir nicht noch mal. Das ist das Ziel. Ich suche nach einer Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen.“
„Zielorientiert“, sagte Newman. „Hat deinen Managementqualitäten mächtig auf die Sprünge geholfen, der Vorsitz in der Studienplan Kommission. T’schuldigung, Frau Vorsitzende.“
„Herrgott, Aaron“, sagte Janet.
„Entschuldigt mich einen Augenblick“, sagte Chris. Er schob sich aus der Nische und lief ein Stück die Bar runter. Ein schwergewichtiger Mann in weißem Dreiteiler und schwarzem Hemd ohne Krawatte lehnte sichüber die linke Schulter einer Frau in knöchellangem, geblümten Kleid und hochhackigen Sandalen, die am Tresen saß. Als Hood bei den beiden war, sagte sie etwas zu dem Mann und schüttelte energisch den Kopf. Hood legte dem Mann behutsam die linke Hand auf die Schulter, lächelte und sagte halblaut ein paar Worte.
„He, Sie! Was bilden Sie sich eigentlich ein?“, fragte der Mann.
Hood sagte halblaut etwas zu der Frau. Sie nickte.
„Nimm die Pfote von meiner Schulter, sonst gibt’s
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