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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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den Gürtel wieder zu und ließ das Sporthemd darüberhängen. Die Waffe war nicht mehr zu sehen. Er zog sie aus dem Holster und zielte erneut auf das Astloch.
    Hood gab Newman eine Schachtel Patronen aus dem Wandschrank.
    „So wird sie geladen.“ Er nahm ihm den Revolver aus der Hand und öffnete den Lauf. Newman schob fünf blanke Patronen in die Trommel, schloss den Revolver und steckte ihn in das Holster unter seinem Hemd.
    „Was ist mit dem Waffenschein?“, fragte er.
    „Ich hab einen“, sagte Hood.
    „Aber ich nicht. Ich habe nur eine Schusswaffen-Identifikations-Karte. Dein Waffenschein nützt mir überhaupt nichts.“
    Hood lächelte. „Wir planen einen Mord, Aaron. Über eine illegale Waffe würde ich mir da keine übertriebenen Sorgen machen.“
    Newman nickte. Hood schob einen Reservestreifen Munition in die Hüfttasche und das Klappmesser in die Seitentasche. Den Karabiner reichte er Newman.
    „Weißt du noch, wie man damit umgeht?“
    „Ja. So was verlernt man nicht. Das ist wie Radfahren.“
    „Oder Sex“, sagte Hood. Er griff sich die Winchester und eine Schachtel Munition. „Na, dann los.“
    „Meinst du nicht, Karl könnte den Braten riechen, wenn wir in diesem Aufzug seine Auffahrt hinaufspazieren?“
    „Die Büchsen lassen wir im Wagen. Ich fand nur, wir sollten sie in greifbarer Nähe haben.“
    „Und es wäre vielleicht keine schlechte Idee, das Schulterhalfter mit irgendwas abzudecken.“
    „Clever“, sagte Hood. „Clever, ihr Burschen von der schreibenden Zunft.“
    Sie gingen durch Hoods kleine, vor Sauberkeit glänzende Küche. Von einem Haken an der Hintertür griff sich Chris eine baumwollene Safarijacke mit kurzen Ärmeln und zog sie über. Sie wickelten den Karabiner und die Winchester in eine Decke und legten sie hinter den Rücksitz von Hoods rotweißem 1976er Bronco.
    „Hast du die Adresse?“, fragte Hood.
    „473 Lynn Shore Drive. Wenn es derselbe Adolph Karl ist. Er war der Einzige im Telefonbuch.“
    „Wird er schon sein.“
    „Meinst du wirklich, dass er im Telefonbuch steht?“
    „Warum nicht? Auch Gangster benutzen das Telefon.“
    „Ja. Und manchmal anderer Leute Ehefrauen.“
    Sie fuhren von Smithfield nach Lynn und durch Lynn hindurch bis zur Uferstraße. Nummer 473 war ein dreigeschossiges Backsteinhaus an der Lynn Swampscott Linie, umgeben von einem knapp einen Meter breiten, vertrockneten Rasenstreifen und mit minimalem Abstand zu den Nachbarhäusern. Neben dem Haus stand eine Doppelgarage und in der betonierten Einfahrt parkte ein dunkelblauer Lincoln mit orangefarbenem Vinyldach.
    „Das ist der Wagen“, sagte Newman. Die Spannung in seinem Solarplexus regte sich und er legte die Hand auf den Griff der Smith & Wesson unter seinem Hemd. „Die Adresse stimmt offenbar.“
    Hood fuhr vorbei, bog an einem Drugstore, einen Block hinter Karls Haus, links ab und hielt.
    „Hat Karl dich mal gesehen?“
    Newman schüttelte den Kopf.
    „Was ist mit den Typen, die bei Janet waren? Haben die dich gesehen?“
    Newman schüttelte wieder den Kopf.
    „Demnach weiß keiner von denen, wie du aussiehst?“
    „Stimmt“, sagte Newman heiser.
    „Dann laufen wir jetzt einfach mal zurück und schauen uns das Haus an.“
    Sie stiegen aus, Hood schloss den Wagen ab, und sie gingen an der Kaimauer entlang den Block zurück. Unter ihnen war ein schmutziger Strand, dahinter rolltendie Brecher vom offenen Meer herein. Hinter ihnen stand ein klotziges Restaurant mit Blick auf eine Bucht, wo Fischerboote vertäut waren.
    Sie lehnten sich an die Kaimauer und musterten Karls Haus. Zum Meer hin hatte es eine verglaste Veranda, vor den Scheiben waren Rollläden. Über der Veranda hatte das Haus noch zwei Geschosse. Das dritte Geschoss wirkte unter dem Mansardendach aus Schiefer wie zusammengequetscht. Der Eingang lag an einer kleinen Seitenstraße. Vier Fenster im Erdgeschoss, fünf im ersten, zwei Dachfenster im zweiten Stock, alle mit Rollläden versehen.
    „Nettes Haus“, sagte Hood.
    „Aber das Grundstück ist nicht der Rede wert. Die Nachbarn direkt nebenan.“
    „Ja, man könnte aus dem Fenster direkt ins Nachbarhaus hineinlangen.“
    „Anschleichen und ein Schuss durchs Fenster ist da nicht drin.“
    „Und außerdem sind die verdammten Rollläden davor, man sieht ja nicht, wohin man schießt.“
    Es war ein sonniger, aber nicht zu heißer Sommertag. Der Wind kam vom Meer und war angenehm. Newman fühlte sich stark, er war sich der Kraft seiner Arme und seiner

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