Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker

Vom Netzwerk:

Lichtung.
    Newman holte eine Dose Lite Bier aus der Kühlbox und trank es, während er sich um das Feuer kümmerte. Janet kam mit den Steaks aus der Küche. „Ich habe Bohnen warm gemacht“, sagte sie und stellte die Platte mit den Steaks und einer Servierzange neben Newman ab. „Ich würde schon den Tisch decken, aber ich weiß nicht recht, wo wir essen sollen. Ich möchte Chris nicht seine Ausstellung auf dem Esstisch kaputtmachen. Er hat alles wie zu einer Operation zurechtgelegt.“ Sie holte eine Flasche Wein aus der Kühlbox und füllte einen durchsichtigen Plastikbecher.
    „Ich glaube, wir essen am besten aus der Hand. Chris nimmt diese Sache ziemlich ernst.“
    „Aber er hat recht, Aaron. Es kann nicht schaden, wenn man auf alles vorbereitet ist.“
    „Ich weiß. Zu Hause haben wir uns darüber lustig gemacht, wie er nachts im Garten herumgeschlichen ist, und was passiert? Er rettet uns das Leben. Wahrscheinlich ist es am vernünftigsten so. Aber kommst du dir mit dem Pistolengurt und allem nicht idiotisch vor?“
    „Ja, aber ohne das Zeug hätte ich erheblich mehr Angst.“
    „Stimmt.“
    Das Feuer begann an den Scheiten zu lecken. Janet machte das Licht aus, und sie setzten sich auf den Fußboden, vor den Kamin. Die Flammen wurden größer,und die Schatten zuckten. Newman nahm sich noch ein Bier.
    „Wie im Urlaub“, sagte Newman.
    „Oder Flitterwochen“, erwiderte Janet.
    „Mit dem Unterschied, dass wir hergekommen sind, um einen Menschen umzubringen.“
    „Wir haben keine andere Wahl.“
    Der Geruch der Bohnen, die auf dem Herd brodelten, vermischte sich mit dem Holzrauch. Newman trank einen Schluck Bier. „Stimmt. Ich bin froh, dass du dabei bist.“
    „Ich gehöre hierher. Es ist unser Problem. Es ist uns beiden passiert.“
    „Mir wäre es lieber, wenn es nicht passiert wäre.“
    „Aber es ist nun mal geschehen.“
    „Ich wünschte, ich könnte es allein erledigen.“
    „Aber das kannst du nicht. Wer könnte das schon?“
    „Ich wünschte, ich wäre der Typ, der so was im Alleingang fertigbringt. Chris könnte es.“
    „Meinst du?“, fragte Janet. „Oder braucht er nicht vielmehr ein Publikum, um zu wissen, wie gut er ist? Braucht er nicht vielmehr eine Sache, der er dienen, eine Menge, die er unterhalten kann?“
    Newman zuckte mit den Schultern. „Es gibt Leute, die könnten es.“
    „Und es gibt Leute, die könnten schon das hier nicht“, wandte Janet ein. „Die würden zusammenklappenund kuschen. Niemand ist vollkommen, Aaron.“
    „Ich wäre gern besser.“
    „Du hast immer dein Bestes gegeben. Du bist ein guter Vater und ein guter Ehemann und ein guter Schriftsteller. Du bist immer mit allem fertig geworden, was auf dich zukam. Und auch das hier wirst du packen. Wünsch dir nicht, ein anderer Mensch zu sein, damit machst du nur alles kaputt. Ich würde dich nicht gegen Chris eintauschen wollen.“
    Newman schwieg. Er saß dicht neben ihr, ohne sie zu berühren. Chris ist das alles nicht, dachte er und sah ins Feuer. Chris ist ein lausiger Ehemann und ein schlechter Vater gewesen. Er ist nie allein damit fertig geworden, wenn die Kinder krank waren, das Geld knapp war oder die Wasserleitung ein Leck hatte. Nur kämpfen konnte er. Nur wenn Gewalt angesagt war, war er gut.
    „Wenn es kritisch wurde, hat Chris gekniffen“, sagte Newman.
    „Was meinst du?“
    „Wenn es zu Hause kritisch wurde, wenn es nicht so lustig war, Frau und Kinder zu haben, hat sich Chris verzogen. In den Fitnessclub oder eine Bar oder auf den Sportplatz, oder er ist zur Jagd gefahren. Für einen Fight war er gut, aber er konnte nicht durchhalten.“
    Janet sah ihn an. „Ich glaube, Aaron, du wirst tatsächlich vernünftig.“
    „Es stimmt schon“, sagte er, „man kann auf mehr als eine Art hart sein.“
    Sie nickte und lächelte ein bisschen.
    „Nur ist hier eine besondere Art der Härte gefragt“, fuhr er fort. „Und ich weiß nicht, ob ich das wirklich schaffe.“
    „Ich weiß es“, sagte Janet. „Ich habe sie.“

22
    Sie saßen zu fünft im Boot und ruderten zur Insel. Noch hing ein leichter Dunst über dem See, die Sonne kam schräg aus Osten. Adolph Karl saß im Heck, er trug ein kariertes Hemd und eine neue grüne Polyesterhose. Neben ihm saß sein Sohn Richie, 28. Sein Sohn Marty, 26, saß mit Frank Marriott auf dem Bugsitz, Gordy Tate ruderte.
    „Sie sind es“, sagte Janet, das Fernglas vor den Augen. „Zwei sind die Burschen, die mich gefesselt haben.“ Sie reichte das