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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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Ausrüstungund Vorräte hier in freier Wildbahn aufgeschmissen sind und einen kompletten Tagesmarsch bis zu den Booten haben. Es ist schon fast dunkel. Sie werden es sich dreimal überlegen, in der Dunkelheit herumzustolpern, ohne zu wissen, wo wir sind. Ich schätze, sie suchen sich einen Rastplatz, schieben abwechselnd Wache und warten bis zum Morgen.“
    „Hoffentlich“, sagte sie leise.
    Er holte einen kleinen Kompass aus dem Rucksack. „Wir gehen nach Südosten und lassen den Weg links von uns, dann können wir uns im Dunkeln nicht verirren.“
    Sie bewegten sich so leise wie möglich. Im Wald war das Vorwärtskommen mühsam, und bis sie das Lager wieder erreicht hatten, war das letzte Tageslicht verloschen. Es roch ätzend nach Chemie. Newman griff hinter sich und nahm Janets Hand. Sie hörten Stimmen, blieben regungslos stehen und lauschten. Es wurde weitergesprochen, aber man konnte nichts verstehen. Newman legte seinen Mund an Janets Ohr.
    „Hörst du sie?“
    „Ja“, flüsterte sie. „Aber ich konnte nicht verstehen, was sie sagen.“
    „Ich auch nicht.“
    „Wollen wir es jetzt versuchen?“
    „Vier gegen zwei und im Dunkeln? Nein. Wir nehmen sie uns vor, wenn die Chancen auf unserer Seitesind. Wenn sie in voller Schönheit zu sehen sind und wir nicht. Wir wissen nicht, wo sie alle stecken. Es könnte sogar eine Falle sein.“
    „Du hast recht“, flüsterte sie.
    Sie gingen weiter, hin und wieder den Weg kreuzend. Alle paar Minuten blieb Newman stehen und sah auf den Kompass. Janet hielt ihm die Taschenlampe, das Licht mit der Hand abschirmend, so dass nur ein schmaler Strahl auf das Kompassblatt fiel. Die menschlichen Stimmen verhallten und bald roch es auch nicht mehr nach Chemie. Was blieb, waren die Geräusche der Nacht und der Geruch der Wälder.

27
    Erschöpft machten sie schließlich Halt. Seit sie den Wald betreten hatten, hatten sie nicht mehr geschlafen. Seit Sonnenaufgang waren sie auf den Beinen, hatten einen mühevollen Kampf gegen das Dickicht hinter sich. Gegessen hatten sie nur eine Handvoll Beeren. Newman hörte Wasser über Steine sprudeln und er merkte, wie durstig er war.
    „Wir machen hier Rast“, sagte er.
    Janet blieb regungslos stehen, mit hängendem Kopf, betäubt von der Müdigkeit.
    „Wir müssen jetzt etwa eine Meile unterhalb desCamps sein“, sagte Newman. „Am besten schlafen wir hier, sonst fallen wir um.“
    Janet blieb stumm stehen. Der Mond war aufgegangen, das Licht der fast vollen Scheibe sickerte durch die Zweige und Newman konnte undeutlich erkennen, wie es um ihn herum aussah. Der Weg verlief rechts von ihm. Auf der anderen Seite standen zwei mächtige erratische Blöcke, die der Gletscher in einem früheren geologischen Zeitalter mitgebracht hatte. Er trat näher an die Steine heran. Janet regte sich nicht. Zwischen den beiden Findlingen war ein etwa eineinhalb Meter breiter Spalt. Newman leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Er verlief etwas über drei Meter lang zwischen den beiden Steinen und endete in einer Art Sackgasse. Newman betrat die schmale Gasse und richtete sich auf. Die Felsbrocken reichten ihm bis über den Kopf. Noch immer hörte er das Wasser rauschen. Er ging wieder ins Freie, lauschte und ging um die Steine herum. Ein Bach. Ob es der war, den sie schon kannten? Er müsste einen rückwärtigen Schlenker gemacht haben, aber das tun sie ja manchmal, dachte er.
    „Möchtest du was trinken, Janet?“, fragte er.
    Lautlos kam sie zu ihm hinüber und ließ sich am Bach zu Boden fallen. Auf dem Bauch liegend tranken sie aus der hohlen Hand. Einen Augenblick blieben sie noch nebeneinander liegen, dann stand er auf und streckte ihr eine Hand hin.
    „Komm. Wir schlafen zwischen den Findlingen, das ist eine gute Stelle.“
    Sie rührte sich nicht. Schließlich schob er ihr die Hände unter die Achseln und zog sie hoch. In dem Spalt zwischen den Steinen lag eine dicke weiße Schicht aus Kiefernnadeln von den überhängenden Zweigen.
    „Es wird kalt“, sagte er. Sie zogen Daunenwesten und Nylonparkas an und aßen jeder einen Keksriegel. Janet legte sich hin und war gleich darauf eingeschlafen. Er taumelte vor Erschöpfung, aber er zwang sich, noch auf den Beinen zu bleiben. Mit dem Beil schlug er ein paar große Kiefernäste von einem Baum hinter den Steinen und ordnete sie am Eingang zu ihrem Unterschlupf so an, dass sie abgeschirmt waren. Erst dann legte er sich neben Janet, den Karabiner griffbereit neben sich, und schlief auch fast

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