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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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kleine Rauchspirale stieg auf. Dann fraß sich ein flammender schwarzgeränderter Halbmond in das Holz hinein. Newman schob weitere Zweige und Rindenspäne nach. Das Feuer breitete sich aus.
    „Holen wir die anderen Sachen“, sagte er.
    Sie standen auf. Newmans Blick ging aufmerksam an dem leeren Waldrand entlang, dann lief er auf die Rucksäcke zu. „Nimm du den auf dem Baum“, sagte er zu Janet.
    Seine Frau schob ihn ins Zelt. Die Flammen knisterten in dem trockenen Holz. Der Schlafsack begann zu glimmen. Janet lief auf die andere Seite der Lichtung und griff sich den nächsten Rucksack. Ihr Mann hatte sich zwei an den Schulterriemen über den linken Arm gehängt, zwischen den Zähnen hielt er das Messer, in derrechten Hand den Karabiner. Er warf die beiden Rucksäcke durch die offene Klappe in das Zelt, Janet schob den letzten nach. Der Schlafsack stand in Flammen.
    „Ob das Zelt auch brennt?“, fragte Janet.
    „Nylon schmilzt und die brennende Schmelzmasse fällt dann auf die Rucksäcke.“
    Sie zogen sich unter die schützenden Bäume zurück. Die Zeltbahn schrumpfte und schmolz, die ersten Löcher erschienen, brennende Rinnsale schmelzenden Kunststoffs liefen in das Feuer, das hell aufloderte. „Die Anhöhe hinauf“, sagte Newman.
    Sie folgte ihm wortlos über den Felsbrocken und durch den Bach. Knallend und krachend ging die Munition aus den Rucksäcken in die Luft. Das Zelt war ein Flammenmeer. Der Geruch war wie ein Fremdkörper in den Wäldern, ein Hauch von Industrie in unberührter Wildnis. Die Stare flogen davon.
    Es ging jetzt steiler bergauf. Newman ging voran, Janet folgte ihm. Sehr bald war das Camp nicht mehr zu sehen, doch der Brandgeruch und das Bersten der Munition folgten ihnen. Janet hatte das Messer wieder ins Futteral gesteckt, Newman das Beil im Gürtel verwahrt. Er trug den Karabiner, jederzeit schussbereit, in beiden Händen, die Hand am Abzugsbügel. Er horchte auf Schritte, in ständiger Unruhe auf eine plötzliche Konfrontation gefasst. Aber der Feind blieb unsichtbar.
    Sie blieben stehen, um auszuruhen.
    „Warum nach oben?“, fragte Janet.
    „Ich schätze, dass sie uns suchen, und ich wollte ihnen nicht in die Arme laufen.“
    „Warum glaubst du, dass sie hier oben nicht nach uns suchen?“
    „Weil sie uns zuletzt unterhalb des Lagers gesehen haben. Und weil sie sich instinktiv, genau wie wir, vermutlich nach unten orientiert haben. Zurück zum See, zum Blockhaus, zur Zivilisation. In welche Richtung sind wir gestern gelaufen?“
    „Bergab.“
    „Eben. Ich sehe uns am Ende einer langen Schnur, die zum See zurück, aber nicht weiter ins Land hineinreicht.“
    „Du denkst in so komplizierten Bildern.“
    „Ich weiß. Im Gegensatz zu dir. Ich sehe Ideen, du denkst sie. Wahrscheinlich kriegen wir uns auch deswegen immer wieder in die Haare.“
    „Und was jetzt?“
    „Jetzt schlagen wir einen Bogen durch den Wald und beginnen vor ihnen mit dem Abstieg.“
    „Warum haben wir das nicht gleich gemacht?“
    „Weil wir erst mal weg mussten. Wir hatten es eilig. Jetzt können wir in aller Ruhe nach unten marschieren und ihnen den Weg abschneiden. Wir können sie nicht laufenlassen. Sie wissen, wer wir sind, wir müssen siealle umbringen. Wenn auch nur einer entkommt, sind wir so gut wie tot.“
    „Ich weiß.“
    „Vier Menschen“, sagte Newman.
    „Es macht mir nichts.“
    Er betrachtete sie in dem langsam verdämmernden Licht des Nachmittags und begriff, dass es ihr ernst war. Wieder spürte er, wie Kraft ihn durchströmte, wenn er in ihr Gesicht sah, das Beharrlichkeit und eiserne Entschlossenheit verriet. Ihre Zielstrebigkeit ging auf ihn über. Er konnte es erdulden. Sie konnte durchhalten.
    „Du warst immer härter als ich.“
    Sie lächelte. „Weil ich dir immer den Rücken gestärkt habe. Das hast du nur nie begriffen.“
    Er klopfte ihr auf die Schulter. „Wir beide werden es schon schaffen, Baby.“
    „Wir sollten uns auf den Weg nach unten machen, ehe es dunkel wird“, meinte sie.
    „Ja. Sonst kommen sie uns doch noch zuvor.“
    „Und wenn sie nun gleich zum See zurückgegangen sind, nachdem sie das Feuer gesehen haben?“
    „Kann ich mir nicht vorstellen“, sagte er. Sie kämpften sich westlich vom Weg durch den Wald. „Ich glaube eher, dass sie versuchen zu löschen und zu retten, was zu retten ist. Dass sie uns suchen. Dass sie sich zusammensetzen und beraten, was zu tun ist. Sie werden eine Weile brauchen, um zu kapieren, dass sie ohne

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