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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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dass sie keine Bootehaben. Zu Fuß brauchen sie lange, bis sie den See umrundet haben.“
    Sie nickte. Blitz und Donner folgten jetzt rascher aufeinander, das Gewitter kam näher. Newman nahm ein Buch aus seinem Rucksack, blätterte darin und stand auf.
    „Wo willst du hin?“
    „Ich bin am Verhungern. Mal sehen, ob ich was zu essen für uns finde.“
    „Was ist das für ein Buch?“
    „Leitfaden für’s Überleben“, sagte Newman. „Ich hab’s noch schnell eingepackt, als wir losgefahren sind.“
    „Für den Fall, dass Chris was passiert“, sagte sie.
    „Ja, oder für den Fall, dass wir getrennt werden. Es sind Abbildungen von essbaren Pflanzen drin.“
    „Wenn wir hier rauskommen, kannst du ein Pfadfindercamp eröffnen.“
    Er nickte. „Nimm du den Karabiner und gib mir den Revolver. Ich geh nur mal hinter die Felsen.“
    Er zog die Parka Kapuze hoch, schob den Revolver in die Hosentasche und trat in den Regen hinaus. In dem Bach hinter den Steinen standen Rohrkolben. Er zog ein Dutzend mit den Wurzeln heraus und brachte sie in die Höhle. Er gab Janet den Revolver zurück, schnitt mit seinem Klappmesser die Wurzeln ab, schälte sie und schob die zwölf Kolben in die Glut.
    „Und das kann man essen?“, fragte Janet.
    „Süß und wohlschmeckend, heißt es in dem Buch.“
    „Da bin ich gespannt.“
    Er setzte sich, den Karabiner in der Hand, an den Ausgang und behielt den Weg im Auge, während die Rohrkolben in der Glut brieten. Gelegentlich piekste er mit der Messerklinge hinein, und als die Spitze keinen Widerstand mehr fand, erklärte er sie für gar. Er angelte sie mit dem Messer aus der Asche, gab sechs Janet und behielt die anderen sechs. Weil sie noch zu heiß zum Anfassen waren, legten sie die Kolben zum Abkühlen auf einen flachen Stein. Newman sah weiter auf den Weg hinaus.
    „War das dein Ernst, dass du stark sein konntest, weil du mich als Rückendeckung hattest?“
    „Ja.“
    „Das habe ich so nie ganz realisiert. Ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass du es erkennst.“
    „Das begreife ich nicht. Es ist doch völlig klar.“
    „Aber du bist immer so selbstständig, so …“ Er unterbrach sich und sah hinter den Weißkieferzweigen auf den durchweichten Weg hinaus. „Immer mimst du den Boss, man hat überhaupt nicht den Eindruck, dass du auf jemanden angewiesen bist.“
    „Weil ich nicht mit dir Händchen halte oder mich an deine Schulter lehne oder ständig davon rede, wie sehr ich dich brauche?“
    „Manchmal könnte das nicht schaden.“
    „So bin ich eben nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Es ist wohl eine Frage der Angst. Angst, dass ich, wenn ich von Menschen oder Dingen abhängig bin, mein Leben nicht selbst lenken kann. Es ist ein Kontrollproblem, sagen die von der Bewusstseinsgruppe.“
    „Du kannst mich lenken“, sagte er.
    „Ja, und auch das macht mir Angst. Das ist wie der alte Groucho-Marx-Witz. Ich möchte nicht von jemandem abhängig sein, den ich lenken kann.“
    „Wärst du zärtlicher, wenn du mich nicht lenken könntest?“
    „Vielleicht.“
    „Aber würde es dir nicht Angst machen, wenn du mich nicht lenken könntest?“
    „Vielleicht.“
    „Na hör mal …“
    „Ich liebe dich, Aaron“, sagte sie. „Ich liebe dich, und ich stehe zu dieser Ehe und zu dir. Ich zeige es nur nicht so wie du.“
    „Ich weiß.“
    „Du wünschst dir von mir mehr Liebe. Vielleicht hast du recht. Aber ich wünsche mir von dir weniger Liebe. Dein Anspruch wiegt schwer, dein beschissener Hang zur Romantik nervt mich. Und du lässt dir keine Gelegenheit entgehen, mir Vorwürfe zu machen, weil ich nicht zärtlich genug bin.“
    „Ich weiß.“
    Sie biss in ihren Rohrkolben. Er sah sie an. „Na?“
    „Süß und wohlschmeckend“, sagte sie, kaute gründlich und schluckte.
    Er spießte einen Kolben mit seinem Messer auf, biss die Hälfte ab, kaute.
    „Auf diese Leitfäden soll man sich doch nicht verlassen“, meinte er und aß die andere Hälfte.
    „Da siehst du’s“, sagte Janet. „Die Scheißwurzeln schmecken dir nicht und mir ebenso wenig. Aber wir haben nichts anderes, und deshalb essen wir sie und machen das Beste daraus.“
    „Lieber der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach?“
    Sie machte eine vage Handbewegung. „Wenn du so willst … Ich wollte damit nur sagen, dass wir meist sehr glücklich miteinander sind. Freu dich darüber. Wenn man mehr will, als man bekommen kann, verdirbt man sich die Freude an dem, was man hat.“
    Er angelte sich die

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