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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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Rückgrat gebrochen, und auch wenn er es hätte retten können, wäre es einen qualvollen Tod gestorben. Nachts schlief die Katze auf seinem Bett. Das Geräusch seiner Schritte fiel wie der Beat hinter der Musik in sein Lauschen hinein, Songs zogen ziellos durch seinen Kopf. Do wah … let’s take the A train… the fastest, the quickest way to get to Harlem … So ähnlich wie Scheibenwischer, dachte er, die hören sich auch immer an wie eine Big Band. Er schwitzte jetzt stark, Gesicht und Brust waren nass, ein Rinnsal lief durch die Rinne zwischen seinen Brustmuskeln. Die Luft, die an seinen Ohren vorbeizischte, machte ein angenehmes Geräusch. Die Sonne schien hell und warm. Sein Atem ging regelmäßig, sein Herz schlug mühelos. Die Arme schwangen locker. Wie eine Anzeige in Runner’s World, dachte er und sah sich wie aus großer Höhe, klein, ohne Hemd, durch einen endlosen Wald auf einen fernen See zulaufen. Ich könnte einen Artikel über den Trainingseffekt menschenmörderischer Zwänge schreiben. „Wie meine Puma Schuhe mir halfen, einen Mann zur Strecke zu bringen und zu töten“, von Aaron Newman.
    Ein faszinierender neuer Aspekt des Jogging Gedankens … Ein Zweig hing tief über dem Weg, er duckte sich und lief drunter durch, den Zweig mit dem Unterarm wegschiebend. Und dann schimmerte etwas durch die Bäume. Der See. Es war fast, als sähe er eine Szene aus seiner Kindheit. Er hatte ein etwas leeres Gefühl bei dem Anblick des spiegelnden Sees hinter dem schon leicht herbstlich gefärbten Laub. Dann machte der Weg eine Biegung und er sah den See nicht mehr, nach der nächsten Biegung war er wieder da. Die Sonne tanzte in seltsam launischen Lichtspritzern über die bewegteWasserfläche. Dann war er am Ufer und atmete tief und frei. Noch immer durch die Nase. Er blieb stehen.
    Am See war durch das Hochwasser der Schneeschmelzen im Frühjahr und die Sommerdürren im August ein etwa drei Meter breiter, baumloser Uferstreifen ohne Sand und Mutterboden entstanden, der sich um den ganzen See zog. In einer Meile Abstand von Newman lief Adolph Karl, sich gelegentlich in Trab setzend und regelmäßig über die Schulter blickend, an diesem Uferstreifen entlang. Noch hatte er Newman, der im Schatten der Bäume stand, nicht entdeckt. Newman nahm einen Keksriegel aus der Tasche, wickelte ihn aus und warf das Papier weg. Im Notfall ist Umweltverschmutzung verzeihlich, dachte er. Sein Körper schien die Nahrung gierig aufzunehmen. Noch kauend machte er sich an die Verfolgung.
    Hier lief es sich schwerer. Kein Gefälle mehr und sehr unebener Boden. Gestürzte Bäume mussten überklettert oder umrundet werden, es gab Steine, Unterholz, schlammige Strecken. Aber ich brauche mich ja nicht zu überschlagen, ich muss nur schneller sein als er. Karl blickte über die Schulter und sah Newman. Er griff in die Tasche seiner rot karierten Jacke und holte eine Automatik, Kaliber 0.45 heraus. Newman sah, wie er stehen blieb, sich umdrehte, die Waffe hob und abdrückte. Die Kugel prallte an einem Stein weit vor Newman ab. Newman lief weiter, sich in Schlangenlinienbewegend, Haltung und Richtung ändernd, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Er versuchte sich zu ducken, aber geduckt ließ sich das Tempo schwer halten. Er nahm den Revolver heraus, aber er schoss nicht. Nach seinem Schuss wandte Karl sich wieder um und lief weiter. Er lief schlecht. Kein Rhythmus, dachte Newman. Zu schnell. Das hält er nicht durch. Karls Armbewegungen waren plump und unsynchronisiert. Einmal rutschte er aus und fiel hin. Er stand auf, sah über die Schulter und fing wieder an zu rennen, die Füße mit den Spitzen nach außen drehend. Newman hatte den Eindruck, dass er rechts hinkte. Newman hielt das Tempo. Karl war noch etwa eine halbe Meile vor ihm. Er raste wie ein Wilder über das schwierige, holprige Gelände und fiel der Länge nach hin. Die Automatik fiel ihm aus der Hand. Er kroch auf allen vieren hin, griff sie sich, drehte sich, noch immer auf den Knien liegend, um, zielte mit beiden Händen und schoss. Er war immer noch zu weit weg. Newman hörte die Kugel nicht, er hielt das Tempo. Die frühe Herbstsonne brannte ihm auf der baumlosen Strecke auf Brust und Gesicht. Er kniff die Augen zusammen. Es roch nach Wasser und Ufer. Karl war aufgestanden, er hinkte jetzt ganz offensichtlich, sah öfter zurück, und Newman holte auf, mit stetigen, rhythmischen Schritten … the A train, do wah, you’ll get where you‘re going in a hurry

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