Wildrosengeheimnisse
Schwarzes, eine schwarze Hose, ein Tweedjackett und einen dunklen Rolli.
Fällt doch auf, wenn ein Mann einmal so gut aussieht«, bekräftigt Jutta ihre Worte und wird rot dabei.
Als Christian am Valentinstag zu mir kam, trug er schwarze Jeans und einen schwarzen Rolli – ich bekomme eine Gänsehaut.
Zu mir hatte er gesagt, er käme direkt aus Stuttgart und sei kurz entschlossen losgefahren, um mich zu überraschen. Ob er doch bereits am Nachmittag in Überlingen war? Aber das hätte er mir doch sicher gesagt. Es sei denn, er hätte etwas zu verheimlichen, nämlich, dass er sich mit dieser Isabella getroffen hat.
Der Unterhaltung der Damen kann ich nach diesen Sätzen nicht mehr recht folgen und bin froh, als sie kurz darauf aufbrechen. Ich fühle mich schlecht und das Schlucken fällt mir immer schwerer.
Als endlich keine Gäste mehr im Café sind, schließe ich ab und schleppe mich mit schweren Gliedern zu meinem Sofa.
»Was ist los, Liebling? Geht es dir nicht gut?«, fragt Christian besorgt, als er hereinkommt.
Ich kann nicht antworten, der Hals schmerzt zu sehr, darum nicke ich nur.
»Meine Güte, du bist ganz heiß. Bestimmt hast du dich gestern Abend beim Hänsele-Juck erkältet.« Mitfühlend legt er seine Hand auf meine Stirn. »Warte, ich mache dir einen Tee.«
Liebevoll deckt er mich mit meiner Fellimitatdecke zu und geht in die Küche.
Obwohl er die Tür hinter sich zuzieht, höre ich ihn mit leiser Stimme telefonieren.
Mein Kopf schmerzt so sehr und meine Gedanken tanzen wirr in meinem Kopf herum.
Diese Hexe mit ihrer hässlichen Maske gestern Abend, mein Traum, dass ich am Hals gewürgt wurde, dazu die schöne Isabella und Christian mit seinem Handy – alles vermischt sich zu einem gruseligen Tanz in meinem Kopf. Mein Gott, ich scheine wirklich Fieber zu haben.
Als Christian wiederkommt, bin ich schon fast eingeschlafen. Ich öffne halb die Augen und sehe, dass auch Nini wieder da ist. Der Anblick meiner Tochter ist so tröstlich, dass ich die Augen gleich wieder schließen kann.
»Liebling, ich muss leider fahren. Es tut mir so leid, dass es dir nicht gut geht. Ich würde dich jetzt gern gesund pflegen. Aber Nini ist da und kann sich um dich kümmern. Morgen geht es dir sicher wieder besser. Ich rufe nachher mal an, wenn ich wieder in Stuttgart bin, ja?«, verabschiedet er sich.
»Christian …« Meine Stimme ist ein einziges Krächzen. Ich fühle mich, als hätte ich eine Wolldecke im Mund, doch ich muss Christian diese Frage stellen. Sonst kann ich nicht ruhig schlafen.
»Als du das letzte Mal hier warst, am Valentinstag. Bist du da direkt aus Stuttgart gekommen?«
»Ja, natürlich, woher denn sonst?« Christian sieht mich verwundert an.
»Eva sagte, sie dachte, sie hätte dich am Nachmittag schon in Überlingen gesehen«, bluffe ich, obwohl mir jedes Wort wehtut.
»Am Nachmittag? Das kann nicht sein.« Nachdenklich sieht Christian aus dem Fenster, so, als müsse er überlegen, wo er an jenem Nachmittag war.
»Das heißt, ich war tatsächlich kurz in der Stadt, um die ›Mon Chéri‹ für dich zu kaufen. Ich wollte zum Blumenladen, aber der war schon geschlossen. Das war, kurz bevor ich zu dir kam.«
Also war er doch schon vorher in Überlingen. Aber wenn der Blumenladen schon geschlossen hatte, dann kann es nicht am Nachmittag gewesen sein. Trotzdem ist es merkwürdig. War Christian der geheimnisvolle Fremde, mit dem sich Isabella im Café Aran getroffen hat?
Und wenn ja, warum hat er mir nichts davon gesagt? Mir fällt ein, dass sie am nächsten Tag am Vormittag in der ›Butterblume‹ war, um einen Kaffee zu trinken. Und dass Christian kurz, aber intensiv zu ihr herübersah, als er gerade zum Skifahren aufbrechen wollte.
»Kennst du eine Isabella Grothe?« Das muss ich noch wissen, bevor er geht.
»Isabella wie? Nein, wer soll das sein?« Christian schüttelt den Kopf. »Maja, ich glaube, es geht dir wirklich nicht gut. Ich denke, es wäre am günstigsten, du würdest jetzt ein wenig schlafen. Schlaf ist das Beste, wenn man krank ist. Da regeneriert sich der Körper … und der Geist.«
Er küsst mich noch einmal zärtlich, wünscht mir gute Besserung und lässt mich wieder einmal allein.
*
Die nächsten Tage verbringe ich im Bett, unfähig aufzustehen, um mir auch nur einen Tee zu machen. Ich bin so froh, dass Nini da ist und sich um das Nötigste kümmern kann. Sie hat ein Schild gebastelt ›Wegen Krankheit geschlossen‹ und an die Eingangstür der
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