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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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weiterzusprechen.
    » UND DAS IST NOCH NICHT DAS SCHLIMMSTE. « Gwendolyn schüttelte den Kopf über den Irrsinn der Oberirdischen. » ES GAB EINEN ZWEITEN SCHÖPFER. ER UND DER BAUMEISTER HATTEN DEN JUNGEN GEMEINSAM ERBAUT. AUCH DIESER WURDE VERBANNT. ABER IHN LIESS DIE KÖNIGIN VORHER BLENDEN. BEIDE AUGEN. EINFACH HERAUSGENOMMEN. «
    Aus dem Inneren der Stadtmauer hörte man den Lärm des Festmahls. Jemand sang eine hohe, schwermütige Melodie, die von der versammelten Feiergemeinde mitgegrölt wurde. Die Sibylle schüttelte immer noch den Kopf. » BLIND «, sagte sie, » WIE EIN MAULWURF. «

    Carols Augen lagen auf dem Küchentisch. Elsie betrachtete sie argwöhnisch. Sie stupste eins davon mit einem Messer an, und es geriet auf der Holzplatte leicht ins Wackeln. Aus irgendeinem Grund ekelte sie sich immer noch vor ihnen. Nicht weil sie ein künstlicher Ersatz für die Augen des alten Mannes waren – sie war schon genügend Menschen mit Prothesen begegnet –, sondern weil sie so puppenhaft wirkten. Und sie hatte immer das Gefühl, die Augen sähen sie misstrauisch an.
    Es war Morgen. Wieder einmal war die Sonne in der Zwischenwelt aufgegangen, auch wenn es noch derselbe Tag sein musste wie vorher. So sehr Elsie sich auch anstrengte, sie kam einfach mit der Vorstellung noch nicht ganz zurecht, dass die Tage und Nächte zwar ineinander übergingen, die Stunden aber nie tatsächlich zeitlich voranschritten. Auf ihren Körper schien sich es sich bisher nicht auszuwirken, auch wenn sie innerlich ein leichtes Bohren empfand, ein leises Beben, dass die Dinge nicht so waren, wie sie sein sollten. Und die Holzaugen starrten sie immer noch an.
    »Guten Morgen!«, erklang es hinter ihr. Es war Carol.
    »Hallo Carol«, sagte Elsie. »Du hast die hier vergessen. Auf dem Tisch.« Sie nahm seine Hand und führte sie zu den Augen.
    »Ah, danke! Ich hatte mich schon gefragt, was ich damit angestellt habe.« Ungerührt steckte er die beiden Kugeln zurück in die beiden Höhlen rechts und links der roten Nase. Sie kreiselten kurz, bis sie ihren Platz fanden, und der alte Mann lächelte. »Na also. Einsatzbereit.«
    »Kannst du damit besser sehen?« Sobald die Worte ihren Mund verlassen hatten, hätte Elsie sich am liebsten getreten. Natürlich konnte er damit nicht besser sehen. Er war blind.
    Zum Glück nahm er die Frage nicht übel. »Nicht, dass ich wüsste«, gab er lachend zurück. »Ich fühle mich damit einfach ein bisschen, weiß auch nicht, ein bisschen vollständiger. Wie hast du geschlafen, Liebes?«
    Elsie tastete nach ihrer schmerzenden Schulter. »Geht schon.« Das Bett, das man ihr zugeteilt hatte, befand sich in einer der Schubladen eines Esszimmerschranks. Sie war nicht die Einzige in diesem Schrank, sie hatte Nachbarn über und unter sich. Daher mussten sie alle mit geschlossenen Schubladen schlafen, was etwas Sargähnliches hatte. »Und du?«
    »Kann mich nicht beklagen«, sagte Carol. Jetzt tauchte Rachel oben an der Treppe auf. Sie war noch damit beschäftigt, sich das Vogelnest zu kämmen, zu dem ihre Haare über Nacht verfilzt waren. Die Bürste aus Kiefernnadeln, die sie dazu benutzte, schien nicht sonderlich effektiv.
    »Seid ihr bereit?«, fragte sie, als sie in die Küche kam.
    »Bereiter werden wir nicht mehr«, verkündete Carol. »Und ich wäre sehr dankbar, wenn ich mich auf die verlässlichen Arme von zwei so reizenden Mädchen wie euch stützten dürfte.« Er hob seine Ellbogen, und Elsie und Rachel ergriffen je einen. »Also gut«, sagte er. »Sehen wir uns die große Mehlberg-Straße an.«
    Auf der Veranda warteten Michael und Cynthia schon an die beiden Pfosten neben den Stufen gelehnt. Martha war ebenfalls dort, die Schutzbrille forsch auf die Stirn geschoben.
    »Was hast du denn vor?«, fragte Rachel, als sie und ihre Schwester dem blinden Mann auf die Veranda halfen. Es war noch sehr früh, die ersten Lichtstrahlen fielen gerade erst durch die Bäume.
    »Mitkommen. Ich will diese Straße sehen«, sagte Martha.
    Michael und Cynthia wechselten einen kurzen Blick, und Elsie sagte: »Ich dachte, es sollte niemand davon erfahren. Was ist mit den Kleinen …?«
    »Ach, komm schon«, entgegnete Martha. »Ich bin genauso alt wie du. Außerdem reden alle darüber. Alle wissen Bescheid. Ihr habt eine Straße gefunden. Eine, die wahrscheinlich außerhalb der Peripherie liegt.«
    Carol runzelte die Stirn. »Sie sollten sich nicht zu viel erhoffen. Noch konnten wir nicht bestätigen, dass es diese

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