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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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aus. Ganz genauso. Und gegenüber ist dieses Steindings, auf der anderen Straßenseite, das mit dem Bild drauf. Ein Vogel und ein Pfeil. Wie wir es dir erzählt haben.«

    Während Elsies gesamtem Monolog lächelte Carol vor sich hin. »Na so was«, sagte er. »Na so was. Das war keine Täuschung. Das war kein Trugbild. Du, Elsie, hast eine Gabe.«
    »Na ja, meine Lehrerin in der zweiten Klasse hat auch gesagt, dass ich ganz gut Sachen beschreiben kann.«
    »Nein. Deine Gabe ist die Fähigkeit, die Peripherie zu durchdringen. Du bist ihren Gesetzen nicht unterworfen. Du, Elsie, bist von Waldzauber .«
    Der Wind pfiff durch die Kurven von Elsies Straße. Dem Mädchen fehlten die Worte. Da hörte sie ein Geräusch am Straßenrand, hob den Kopf und sah ihre Schwester durch den Farn stapfen, die Hose voller Matsch. » ’ tschuldigung«, sagte sie. »Ich bin da hinten hingefallen. Bin froh, dass ich euch gefunden habe.« Sie stockte, weil die beiden Gestalten vor ihr weiterhin schwiegen. »Was ist los? Du hast die Straße gefunden. Das ist doch gut.«
    »Ist das Rachel?«, fragte Carol. »Das ist deine Schwester!«
    »Ja«, war das Einzige, was Elsie herausbekam.
    »Sie auch!« Der alte Mann war völlig aus dem Häuschen. »Ich wusste es! Sobald ich euch gesehen, oder besser gesagt gefühlt habe, euch beide. Ich konnte sofort was spüren. Was es genau war, wusste ich zuerst nicht, aber jetzt ist es klar. Glasklar. Von Waldzauber, beide. Liegt in der Familie – so muss es sein! Aber wie …« An dieser Stelle hielt er inne und verzog nachdenklich den Mund. »Wie habt ihr es geschafft …« Seine Finger wanderten unwillkürlich zum Ellbogen seiner Jacke, wo Elsies Hand vor Kurzem noch gelegen hatte. »Du – du …«, stammelte er. »Du hast mich mitgenommen. Durch die Berührung. Durch deine Berührung.« Das Lächeln kehrte zurück. »Das ist es! Das war es die ganze Zeit!«
    Unvermittelt vollführte der alte Mann ein kleines Freudentänzchen mitten auf der Straße. »Wie einfach!«, rief er, und seine Stimme hallte laut. »So unglaublich einfach!« Er warf die Arme zur Seite und tastete in der Luft herum. »Elsie, Rachel!«, rief er. »Kommt her! Kommt her!«
    Beide Schwestern gehorchten, und er ergriff ihre Schultern und drückte sie zärtlich. »Ihr habt uns gerettet!«, sagte er. »Wer hätte das gedacht? Wer ahnt schon jemals, was sie in den tiefsten Tiefen ihres Seins besitzen?«
    Elsie grinste von Ohr zu Ohr. Durch ihren Kopf rasten so viele Dinge, dass es beinahe unmöglich war, sie alle zu sortieren. Was bedeutete das, dieser Waldzauber? Und wie konnte das in ihrer Familie liegen? Auf einmal fiel ihr Curtis ein, ihr Bruder. Er musste natürlich auch von Waldzauber sein. Der Gedanke entfesselte eine ganze Flut von Möglichkeiten. Dann sah sie sich um. »Wo ist Martha? Und Michael?«, fragte sie. Sie wollte sich mit ihnen zusammen freuen.
    »Ich dachte, Martha wäre bei euch, sie hatte doch Carols anderen Arm«, sagte Rachel.
    Aber Carol legte sich wissend den Zeigefinger an die Nase. »Sie sind in der Peripherie. Versteht ihr nicht? Es ist einfach. Ganz einfach.«
    »Ich kapier’s nicht«, meinte Rachel.
    »Am Schluss hat nur noch Elsie mich geführt, Martha war zurückgefallen. Das muss passiert sein, bevor wir die Peripheriefalle verlassen haben. Wenn ich mich nicht irre, und ich bin ziemlich sicher, dass ich das nicht tue, dann sind sie weit hinter uns. Sie stecken immer noch in dieser unendlichen, sich spiegelnden Gleichförmigkeit fest, die wir alle unser Heim nennen. Kommt! Gehen wir sie holen!« Damit schlurfte er los, ganz ohne helfende Hand – als hätte er einen Moment lang seine Behinderung vergessen. Dann aber blieb er stehen und schnippte mit den Fingern. »Verzeihung. Ich bin zu hastig. Ich kann ja den Weg gar nicht sehen.« Überwältigt von den Informationen, die sie gerade erhalten hatten, fassten Elsie und Rachel ihn an den Ellbogen, und zusammen gingen die drei zurück in den Wald.

ZWANZIG
    Folge dem grünen Kabel
    W äre das dann alles, Mr. Unthank?«
    Für Joffrey klang die Stimme, als käme sie aus der Ferne eines riesigen leeren Raums, wie das schwache Brummeln eines Radios auf niedrigster Lautstärke oder das Murmeln vom Dachboden eines Hauses, wenn man selbst am Esszimmertisch saß. Sie war da, unbestreitbar, und doch so weit weg, dass sie fast nicht wahrzunehmen war. Aber Moment: Da war sie wieder.
    »Ich glaube, ich mache dann Schluss für heute, Mr. Unthank. Wenn das in Ordnung

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