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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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wurde die Flügeltür klappernd aufgestoßen. Auf der Schwelle stand kein anderer als Uhu Rex, ein riesiger, bebrillter Virginia-Uhu – jemand, den Curtis seit vielen Monaten nicht gesehen hatte, nicht seit sie sich im Herbst vor der Villa Pittock getrennt hatten. Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Uhus aus, als er mit ausgebreiteten Flügeln auf die drei Neuankömmlinge zukam.
    »Meine Räuber!«, dröhnte er. »Meine lieben Räuber! Ich hoffe, euer Flug war nicht zu strapaziös.«
    » Uhu!« Curtis strahlte. »Was machst du denn hier? Das Vogelfürstentum ist weit.«
    Brendan nahm die Hand vom Säbel und marschierte stolz auf den Vogel zu. »Lieber Uhu.« Er verbeugte sich leicht. »Was für eine Freude, dich wiederzusehen.«
    »Dich auch, König.« Der Uhu verneigte sich ebenfalls. Nacheinander legte er herzlich die schweren Flügel um die Schultern der beiden Räuber. »Ich wusste nicht, wann wir drei wieder vereint würden.«
    Septimus räusperte sich.
    »Wir vier natürlich«, verbesserte sich der Uhu und zwinkerte der Ratte zu. Dann runzelte er die Stirn. »Und um die Frage meines Räuberfreundes Curtis zu beantworten: Die Aussicht, meine Heimat so bald nach meiner Kerkerhaft schon wieder zu verlassen, hat mir gar nicht behagt. Das Vogelfürstentum ist um diese Jahreszeit sehr schön, wenn alle Nester hübsch verschneit sind.« Er seufzte. »Aber das Schicksal des Waldes scheint auf dem Spiel zu stehen. Wir alle stehen offenbar vor einer neuen Bedrohung.« Er wandte sich an Maude und den Silberreiher, die immer noch Schmutz und Aststückchen aus ihrem Gefieder pickten. »Wurdet ihr auch nicht verfolgt?«
    Maude schüttelte den Kopf. »Nein, mein Prinz.« Sie verbeugte sich. »Wir sind allein gekommen.«
    »Sehr gut. Nun denn.« Uhu Rex drehte sich um und ging Brendan und Curtis voran zur Großen Halle. »Die Versammlung muss beginnen.«

    »Mehlberg«, sagte Elsies Vater. »Ich habe diese Woche angerufen.«
    Das Licht des uralt aussehenden Computermonitors warf einen seltsamen Schimmer auf die Züge der Frau an dem unaufgeräumten Schreibtisch. Es ließ die dicken Schichten Schminke auf ihrem Gesicht noch unheimlicher aussehen.
    »Mehlwerg?«, fragte die Frau gedehnt.
    »Nein, Mehlberg. Mit B«, korrigierte David.
    Die Frau wandte sich mit einem vernichtenden Blick vom Bildschirm zu Elsies Vater. »Ich sage doch«, erklärte sie frostig. »Mehlwerg.« Englisch war eindeutig nicht ihre Muttersprache. Für Elsie, die ihre Unerschrockene Tina fest an sich gepresst hielt und sich ans Hosenbein ihres Vaters drückte, klang die Stimme der Frau nach einem längst untergegangenen Königreich, einem voller Paläste mit Zwiebeltürmen und Kasatschok tanzender Kosaken.
    David lächelte entschuldigend und fuhr etwas kleinlaut fort: »Ach so, entschuldigen Sie bitte. Ich habe Ihren Akzent nicht gleich bemerkt.« Er räusperte sich. »Genau, Mehlberg. Lydia und David. Wir wollten unsere Töchter hier abgeben, Elsie und Rachel.« Da er keine Antwort erhielt, trat er von einem Fuß auf den anderen und versuchte, nach einem Blick auf das Schild auf dem Tisch, den dort geschriebenen Namen auszusprechen. »Miss … Miss Mudrak?«

    Immer noch reagierte die Frau nicht. Sie hatte eine träge, gelangweilte Haltung und musterte die Familie Mehlberg eine Weile, ehe sie die Finger mit den langen Nägeln auf die Schreibtischkante stützte und ihren Stuhl zurückschob. Gemächlich erhob sie sich und überragte plötzlich alle Mehlbergs vor sich. David, den Elsie immer für unglaublich groß gehalten hatte, reichte der Frau gerade bis zum Schlüsselbein. Sie trug ein schimmerndes schmales Kleid, und an ihren Fingern glitzerten mit Edelsteinen besetzte Ringe in allen Farben des Regenbogens. Auffordernd streckte sie David ihre Hand entgegen, die langen Finger theatralisch gespreizt wie bei einer Gräfin, die einen Verehrer empfängt.
    »Bitte.« Die Worte flossen aus ihrem rubinroten Mund wie zähflüssiger Sirup. »Nennen Sie mich doch Desdemona.« Ein Anflug von einem Lächeln huschte über ihre Lippen.
    David geriet ins Stottern und stieß unzusammenhängenden Nonsens aus. Schon wollte er Desdemonas Finger ergreifen, doch Lydia war schneller. Mit wütend funkelnden Augen schüttelte sie der Frau energisch die Hand.
    »Guten Tag, Miss Mudrak«, sagte Lydia laut. »Wir sind hier, um unsere Kinder in Ihre Obhut zu geben. In zwei Wochen holen wir sie wieder ab.«
    Das bisschen Freundlichkeit, das auf Desdemonas Miene

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