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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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im Schachbrettmuster gefliesten Fußboden. Er hielt inne, blickte auf und lächelte schüchtern.
    »Das hier ist Hauptkorridor, diese Tür führt zu Speisesaal, die da zu Aufenthaltsraum.« Jeweils im Anschluss an die Erläuterung stieß sie die Türen auf, doch sie klappten zu schnell wieder zu, um den Mehlbergs mehr als wenige Sekunden Zeit für einen Blick ins Innere zu gewähren. »Das hier ist Wandschrank. Das da ist Spielzimmer, das Badezimmer, das Edward.« Der Junge mit dem Wischlappen lächelte erneut und hob die Hand. »Und da ist Treppe zu Schlafsälen.« Nun blieb sie stehen, lehnte sich gegen die offene Tür und winkte die Familie voran. Sie musterte die Mehlbergs, als sie an ihr vorbei durch die Tür und auf die Stufen traten.
    »Miss Mudrak«, fragte David, während sie die Treppe erklommen. »Was bedeutet das mit den industriellen Maschinenteilen? Das habe ich auf dem Schild draußen gelesen.«
    »Nebengeschäft«, gab Desdemona zurück.
    David wartete auf eine weitere Erklärung, aber es kam nichts.
    Als sie schließlich den zweiten Treppenabsatz erreichten, stieß Desdemona eine Flügeltür auf, hinter der sich ein turnhallengroßer Raum mit ordentlich in vier Reihen angeordneten, pritschenartigen Betten befand. In den Betten lagen keine Schläfer. Jedes war akkurat gemacht, die Wolldecken straff über die dünnen Matratzen gezogen. Ein Kanonenofen in der hinteren Ecke sorgte für ein bisschen Wärme im Zimmer. »Hier werdet ihr schlafen«, sagte ihre Fremdenführerin. Durch hohe Fenster fiel das graue Nachmittagslicht in den Raum.
    »Wo sind die anderen Kinder?«, fragte Lydia mit besorgter Miene.
    Desdemona strich lächelnd mit dem Finger über eine der Pritschen. »Die sind draußen.« Dann wandte sie sich an David. »Jetzt brauche ich nur noch Anzahlung, und wir verabschieden uns.«
    Endlich brach Rachel ihr Schweigen und sprach ihre Eltern an. »Bitte tut das nicht.« So verletzlich hatte Elsie ihre Schwester noch nie erlebt. Rachel hatte sogar ihren Haarvorhang zur Seite geschoben und sah den beiden direkt in die Augen.
    »Nur zwei Wochen, mein Schatz«, tröstete David, obwohl sein Gesicht seine Beunruhigung verriet. »Länger nicht. Dann holen wir euch wieder ab.«
    Elsie fühlte den Drang, einzuschreiten. Sie wusste, dass man nichts tun konnte, denn ihre Eltern mussten noch an diesem Nachmittag ihren Flug in die Türkei erwischen. Also sagte sie zu ihrer Schwester: »Zwei Wochen. Das ist doch gar nichts, oder?« Einer plötzlichen Eingebung folgend drückte sie auf den Knopf der Unerschrockenen Tina, in der Hoffnung auf einen aufmunternden Spruch. »VERGISS DEIN FERNGLAS NICHT! MAN WEISS NIE, WANN MAN AUF WILDE TIERE TRIFFT!« Das war jetzt nicht so der Bringer , dachte Elsie. Doch tatsächlich wirkte Rachel nicht mehr so bedrückt, sondern sah ihre kleine Schwester genervt an. Das war doch zumindest eine kleine Verbesserung.

    »Was ist dieses Dings?« Desdemona rümpfte die Nase, als hätte sie eine tote Maus gesehen. »Spricht das immer?«
    Schützend presste Elsie Tina an ihre Brust.
    »Das ist die Unerschrockene Tina«, erklärte Lydia. »Sie wissen schon, aus der Fernsehserie.« Da diese Erwähnung keine Reaktion hervorrief, fuhr sie fort: »Elsie hängt sehr an ihr, sie ist eine Art Schmusedecke für sie, seit sie fünf ist.«
    Ein Ausdruck unverhohlener Verachtung huschte über Miss Mudraks Gesicht. »Ist nicht gut, wenn ein Kind hat, was anderes Kind möchte. Wir raten ab, Spielzeug von zu Hause zu bringen.«
    Elsie spürte, wie die Hand ihres Vaters ihre Schulter fester packte, und ein eiskalter Schauer kroch ihr den Rücken hinauf. Würden sie versuchen, ihr Tina wegzunehmen?
    »Miss Mudrak«, bat David, »können wir hier eine Ausnahme machen? Die Mädchen werden ja nur so kurz hier sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es deshalb Probleme gibt.«
    Stille. Desdemona überlegte. »Na gut«, sagte sie schließlich. Elsie atmete erleichtert auf. »Ausnahmsweise.«
    Ein Wink ihres schmalen Arms scheuchte die Familie aus dem Schlafsaal und die Treppe hinunter zurück in den Flur im Erdgeschoss. Der Junge, Edward, wischte immer noch. Er schien nicht sonderlich gut voranzukommen. Als die kleine Gruppe auf dem Weg zur Eingangstür an ihm vorbeilief, hörte Elsie ein Räuspern. Sie blieb stehen, drehte sich um und sah, dass er ein kleines, gefaltetes Stück Papier in der Hand hielt. »Entschuldigung«, sagte er zu ihr. »Ich glaube, du hast das verloren.«
    Elsie sah sich um, ob ihn

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