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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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aufgetaucht war, verschwand sofort, als sie sich an Mrs. Mehlberg wandte. Sie entzog Lydia ihre Hand und ließ sich langsam wieder auf dem Stuhl nieder. »Aha«, sagte sie. »Ich sehe nach, was ich finde auf Computer.« Erneut wurde ihr Gesicht vom Schein des Bildschirms beleuchtet, als sie bedächtig mehrmals auf eine der Pfeiltasten drückte. »Ah ja«, sagte sie schließlich. »Hier sehe ich. Zwei Mädchen. Elsie und Rachel.« Sie drehte den Kopf leicht zur Seite und sah Elsie scharf in die Augen, die prompt erstarrte.
    »Und du bist …?«, fragte die Frau.
    »Äh – Elsie.«
    »Freut mich sehr.« Ohne den Kopf zu bewegen wandte sie den Blick Rachel zu. »Und das hier?«
    Rachel starrte die Frau nur finster durch ihren Haarvorhang an und schwieg. Trotzig verschränkte sie die Hände vor der Brust. Der Totenschädel mit den Stacheln auf ihrem T-Shirt war ganz zerknautscht.
    Lydia schaltete sich ein. »Das ist Rachel.« Sie betrachtete ihre Tochter stirnrunzelnd. »Sie kann manchmal sehr unhöflich sein.«
    Miss Mudrak lächelte, und eine lange Zahnreihe erschien zwischen ihren Lippenstiftlippen. Sie war beinahe perfekt, stellte Elsie fest, bis auf einen goldenen Eckzahn, der im Licht des Monitors glitzerte. »Das ist kein Problem«, sagte Desdemona. »An solche Dinge sind wir gewöhnt.«
    Elsie schluckte hörbar.
    »Also, famille Mehlwerg.« Miss Mudrak wandte sich zurück an ihren Computer und hackte auf der Tastatur herum. »Dann möchte ich Erste sein, die Sie im Joffrey Unthank-Heim für ungeratene Kinder willkommen heißt.« (An dieser Stelle piekte sie mit einem lackierten Fingernagel auf ein gerahmtes Bild auf dem Schreibtisch, von dem sie ein Mann mit Bart und fettigen Haaren aus einem grellen Karo-Strickpullunder breit angrinste – Mr. Unthank, nahm Elsie an.) »Gegründet 1985. Wir bieten Vollservice als Waisenhaus und Wesserungsanstalt und haben momentan einhundert erstklassige Kinder in den verschiedenen wedauernswerten Umständen.« Diese Ansprache leierte Desdemona mit dem Enthusiasmus einer langjährigen Stewardess herunter, die über die korrekte Benutzung von Schwimmwesten spricht.
    Während sie mit halb geschlossenen Augenlidern die verwaltungstechnischen Einzelheiten ihrer Anstalt vortrug, wurde Elsie unwillkürlich von der Bürodekoration abgelenkt. Bisher war sie immer davon ausgegangen, dass Staub sich nur auf einer waagerechten Oberfläche ansammeln könnte, aber die tristen grünen Wände des Unthank-Heims bewiesen das Gegenteil – die dünne graue Staubschicht wirkte beinahe wie ein zweiter Farbanstrich. Der Schmutz bedeckte eine umfassende Sammlung von alten Filmpostern, deren Titel Elsie allerdings nicht entziffern konnte, denn sie waren mit einer fremden Schrift bedruckt. Attraktive männliche Hauptdarsteller in Smokings lehnten Zigaretten rauchend an weißen Balustraden und wechselten bedeutungsvolle Blicke mit großen, schönen Frauen. Auf einem verblassten Plakat schwebten die Lippen eines Mannes und einer Frau nur Zentimeter voreinander entfernt, ihre Blicke waren leidenschaftlich. Über dem Foto prangten dick und ins Auge springend die folgenden marsianischen Zeichen: Ніч в Гавані . Als Elsie genauer hinsah, erkannte sie zu ihrem Schrecken in der Frau auf dem Bild niemand anderen als Miss Mudrak persönlich, nur ein bisschen jünger. Entgeistert drehte sie sich zu der immer noch redenden Frau am Schreibtisch um und dann zurück zum Poster. Die Ähnlichkeit war unverkennbar, aber das Feuer in den Augen war nicht mehr da. Unwillkürlich platzte Elsie heraus: »Sind das etwa Sie?«
    Aus ihrem Monolog gerissen folgte Desdemona mit ihrem Blick Elsies Zeigefinger und lächelte schwach. »Ja. Bin ich. Alter Film. Eine Nacht in Havanna . Kennen Sie?«
    Niemand sagte etwas.
    Desdemona runzelte die Stirn und wedelte wegwerfend mit der Hand. »Ist alter Film aus Ukraine. Gibt nicht auf Englisch. Das da ist Sergej Gontscharenko, großartiger ukrainischer Schauspieler. Jetzt Taxifahrer in San Francisco.« Sie schnaubte. »So ist es nun mal. Wir kommen nach Amerika. Ist besser, ja?« Erneut schob sie ihren Stuhl zurück und stand auf. »Kommen Sie, zeige ich Ihnen unsere Anstalt.«
    Sie bedeutete der Familie, ihr zu folgen. Vor ihnen erstreckte sich ein langer, auf beiden Seiten von Türen gesäumter Flur, dessen Wände im gleichen blassen Graugrün gestrichen waren wie die des Büros. Unter der Decke blätterte die Farbe in großen Fetzen ab. Ein Junge in Elsies Alter wischte den

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