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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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Johns«, erklärte sie. »Kann ich jetzt die Hände runternehmen?«
    »In Ordnung«, willigte der Hase ein. »Aber du kommst mit.«
    Der Hase führte sie samt Fahrrad den Weg entlang, wobei er dicht hinter Prue herlief, die Zinken der Mistgabel auf ihren Rücken gerichtet. Durch einen kleinen Riss zwischen den tief hängenden Wolken fielen jetzt zarte Lichtstrahlen auf die baumbestandenen Wiesen; die in der Umgebung verstreut liegenden Gärten saugten den Sonnenschein auf, ehe er wieder verschluckt wurde. Sie kamen an einem Klatschmohnfeld vorbei, ein Mosaik aus nackten blauen Kapseln, die eine hügelige Grasfläche umkränzten. Noch mehr Häuschen kamen in Sicht. Einfacher als jene Gebäude, die Prue in Südwald gesehen hatte, bestanden sie offensichtlich aus allen möglichen Materialien, die gerade zur Hand gewesen waren, ob nun Äste, Stein oder Lehm. Die Dächer waren mit gelben Heubündeln gedeckt. Nachdem sie ein Weilchen gelaufen waren, wagte Prue eine Frage.
    »Ist das ein Sieb da auf Ihrem Kopf?«
    »Was?«, fragte der Hase ungläubig. »Nein. Das ist ein Helm. So.«
    »Darf ich fragen, wer Sie sind? Ich meine, was sind Sie von Beruf?«, fragte Prue.
    »Wachtmeister der Volksgemeinschaft von Nordwald«, entgegnete
er stolz. »Und es ist meine Aufgabe, die Straßen von Gesindel wie dir sauber zu halten.« Und dann ergänzte er, eindeutig unbewusst, das einzelne Wörtchen: »So«.
    Der Weg wurde breiter. Immer häufiger begegneten sie anderen Leuten, Tieren wie Menschen. Viele gingen zu Fuß; andere saßen auf wackligen Fahrrädern oder ritten auf den durchhängenden Rücken träger Esel. Ein heller Wohnwagen, der von zwei Maultieren mit geschmückten Mähnen gezogen wurde, zuckelte vor ihnen über die Straße. Neugierig betrachtete Prue das Gefährt. Es war wie ein Häuschen auf Rädern, wurde aber zu Prues Schrecken von einem Kojoten gelenkt. Vor ihrem geistigen Auge blitzte unvermittelt das Bild auf, wie Curtis vor wenigen Tagen erst von den Kojotensoldaten verhaftet wurde. Doch der freundliche Ausdruck auf dem Gesicht des Wohnwagenfahrers beruhigte sie sofort. Der Kojote nickte dem Wachtmeister zu; offenbar lebten sie in diesem Teil des Waldes friedlich mit den anderen Tieren zusammen.
    Schließlich bog der Hase mit Prue von der breiten Straße auf eine schmalere ab, und sie gelangten zu einem kleinen Holzhaus mitten auf einer großen Wiese. Auf einem Schild über einer baufälligen Veranda stand GENDARMERIE NORDWALD. Ein Fuchs in einer verblichenen Latzhose und einem halb aufgeknöpften Leinenhemd saß dort auf einem Stuhl und rauchte Pfeife.
    »Was hast du denn da, Samuel?«, fragte der Fuchs.
    Der Hase rammte den Griff seiner Mistgabel auf den Boden
und salutierte. »Ein Außenweltmädchen«, sagte er. »Hab ich an der Grenze gefunden. Sagt, sie will zu den Mystikern. So.«
    Der Fuchs blickte auf. »Ein Außenweltmädchen? Wie zum Henker ist sie hier reingekommen?«
    »Wahrscheinlich ist sie von Waldzauber. Sie muss ein Mischling sein«, lautete die Antwort des Hasen.
    »Wie bitte?«, warf Prue ein.
    Der Fuchs musterte Prue eingehend, bevor er sagte: »Jawoll, sieht ganz so aus. So was sieht man heutzutage kaum noch.«

    »Was soll das heißen, Mischling?«, fragte Prue verwirrt.
    Der Fuchs winkte ab. »Was willst du hier?« Er stand von seinem Stuhl auf und klopfte die restliche Asche aus seiner Pfeife auf den Boden. »Wir können keinen Ärger gebrauchen.«
    »Ich muss die Mystiker sprechen«, erklärte Prue. »Uhu Rex hat mich geschickt, aus dem Vogelfürstentum. Die Gouverneurswitwe ist zurück, und sie hat meinen Bruder entführt. In Wildwald hat sie eine Armee aufgestellt, und ich weiß zwar nicht, was sie vorhat, aber ich weiß, dass ich meinen Bruder retten muss.«
    Der Fuchs betrachtete sie eine Zeitlang, dann sagte er: »Klingt ziemlich ernst. Samuel, wir bringen diesen Mischling zu den Mystikern. Sie werden schon wissen, was zu tun ist.«
    Samuel salutierte und stampfte erneut mit seiner Mistgabel auf den Boden. Der Fuchs schlenderte bereits träge los, da räusperte sich der Hase auffällig. »Ähem«, murmelte er. »Du willst bestimmt noch deine Waffe holen, oder? Offizieller Gendarmerieeinsatz, richtig?«
    Der Fuchs sah den Hasen durchdringend an, offensichtlich verärgert über die Vermessenheit seines Untergebenen, drehte sich dann aber um und ging ins Haus. Kurz darauf kehrte er mit einer Gartenschere zurück, die er sich in den Gürtel seiner Hose gesteckt hatte.
    »Also gut«, sagte

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