Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
Vom Netzwerk:
Brendan Curtis’ Jackenaufschläge los und strich den Stoff nachdrücklich glatt. Sein rechtes Auge war blutunterlaufen und geweitet. Cormac zog ihn von Curtis weg.
    »Einer von uns, was?«, fragte Brendan in den Raum.

    Die vier Räuber nickten und ihre entschlossenen Gesichter funkelten im trüben Fackelschein.
    »Na gut«, sagte Brendan. Plötzlich gaben seine Knie nach und er taumelte rückwärts. Sofort sprang Eamon herbei und hielt ihn am Arm fest, damit er nicht stürzte.
    »Brendan!«, riefen alle Männer durcheinander und eilten ihm zu Hilfe.
    Der König scheuchte sie fort. »Nur eine vorübergehende Schwäche, Freunde«, sagte er. »Muss ein bisschen zu Atem kommen.«
    Alle schwiegen. Da spürte Curtis ein Zupfen am Hosenbein und entdeckte Septimus dort unten. Curtis legte den Kopf schief, und Septimus kletterte an seiner zerschlissenen Uniform hoch, um es sich auf seiner Schulter bequem zu machen und den König zu mustern. Die vier Räuber sahen einander verstohlen mit besorgten Mienen an.
    »Machen wir uns auf den Weg«, verkündete Brendan schließlich. Er hob den Kopf und allmählich bekam sein Gesicht wieder Farbe. »Wir gehen zurück ins Lager. Ich kann nur hoffen, dass mein kleiner Schachzug mit dem Außenweltmädchen sie weit genug von unserem Duft weggelenkt hat. Im Lager formieren wir uns.«
    Sichtlich gekräftigt reckte Brendan das Kinn, ließ Eamons Schulter los und humpelte ohne Hilfe in die Mitte des Raumes.
    »Wenn die Hexe wirklich vorhat, dieses Außenweltkind zu opfern«, sagte er mit fester Stimme, »dann muss ihre gesamte Armee
jetzt gerade zum Hain der Ahnen marschieren; meiner Rechnung nach ist die Tagundnachtgleiche morgen.« Er sah Curtis an. »Wir werden sie aufhalten. Bei meiner Seele, wir werden dieser Frau Einhalt gebieten. Und das einzige Blut, an dem dieser Efeu sich nährt, wird ihr eigenes sein.« Ein boshaftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sich wieder an die Räuber wandte. »Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, Jungs, aber ich will aus diesem stinkenden Loch raus und ans Tageslicht. Hauen wir ab.«
    Allgemeine Zustimmung wurde laut, und die Gruppe machte sich auf den Weg zum Ausgang.

    Der Hase und der Fuchs kamen sehr langsam voran, und Prue musste sich sehr beherrschen, um nicht vorauszulaufen. Die beiden waren in eine hitzige Debatte darüber verwickelt, bei welchem Wetter man am besten Chili pflanzte und wie man ihn setzen musste, um die höchste Schärfe zu erreichen. Und wenn der eine ein ausgeklügeltes Argument vorbrachte, blieb der andere mitten auf dem Weg stehen und gestikulierte mit seinen kleinen Fingern in der Luft herum. Einmal wichen sie sogar komplett vom Pfad ab und führten Prue im Zickzack durchs Unterholz, weil der Hase zu Beginn der Woche kräftig aussehende Morcheln entdeckt hatte und neugierig war, ob sie noch unangetastet waren.
    Nach einer kleinen Ewigkeit – so kam es ihr jedenfalls vor – wagte Prue endlich einen Einspruch. »Entschuldigung, aber es ist
wirklich wichtig, dass ich diese Mystiker spreche, und zwar bald. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt.«
    Die Reaktion ihrer Begleiter war eisiges Schweigen. Die beiden wechselten einen verachtungsvollen Blick, dann sagte der Fuchs: »Wir gehen so schnell wir können, gutes Kind. Ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass du dich im Gewahrsam der Gendarmerie von Nordwald befindest, und wir bewegen uns mit genau der Geschwindigkeit, die unserer Ansicht nach diesem Umstand angemessen ist.« Immerhin redeten sie nach Prues Beschwerde nicht mehr ganz so viel und liefen etwas schneller.
    Die Landschaft hier war friedlich und ruhig und stand damit im großen Gegensatz sowohl zur Ungezähmtheit Wildwalds als auch zur städtischen Geschäftigkeit Südwalds. Die Luft war klar, durchzogen von einem schwachen Duft von brennendem Laub und Torf. Es gab in dieser ländlichen Gegend keine Städte, nur kleine Ansammlungen von Hütten aus Holz und Stein, durch die sich der breite Weg schlängelte. Gelegentlich pries ein Schild an einem dieser Häuschen Essen und Getränke an; auf einem anderen war das Bild eines geflügelten Briefumschlags in das Holz geschnitzt, was auf ein Postamt hindeutete. Sie begegneten vielen anderen Leuten, die offenbar alle in einem ähnlich gemächlichen Tempo unterwegs waren und die beiden Wachtmeister freundlich grüßten. Nach einer Weile machte der Weg eine Biegung, und sie gelangten an ein kleines Gasthaus, aus dessen Kamin hübsche

Weitere Kostenlose Bücher