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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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der Fuchs. »Gehen wir.«

EINUNDZWANZIG
Wiedersehen mit Wildwald · Treffen mit einer Mystikerin
    S chon lange bevor sie die Verhörkammer erreichten, hörten sie das Ächzen unheimlich durch die niedrigen Gänge des Kojotenbaus hallen. Septimus brauchten sie gar nicht mehr; sie konnten den Räuberkönig allein am Klang seines gequälten Stöhnens aufspüren. Nachdem sie hinter der verlassenen Haupthalle – wo der riesige rußschwarze Kessel umgekippt auf dem Boden lag – scharf abgebogen waren, blieben sie wie angewurzelt stehen: Da
hing der Räuberkönig von der Decke, aufgehängt an einem dicken Seil, mit dem seine Knöchel gefesselt waren. Über den Kopf hatte man ihm einen Sack gezogen, der mit einer Lederschnur um den Hals festgezurrt war. Hastig rannte Angus zu seinem Anführer und riss ihm den Sack vom Kopf.
    »Mein König!«, rief er, während die übrigen Räuber zu ihm eilten.
    Brendan öffnete mühsam ein blaues Auge. Etwas verkrustetes Blut verdunkelte seine Unterlippe, und seine Haare waren schweißnass.
    »Hallo Jungs«, sagte er mit rauer, schwerer Stimme. »Hättet ihr vielleicht Lust, mich loszubinden?«
    Im Nu hatten sie ihn befreit; Septimus flitzte am Seil hinauf und nagte es sauber durch, sodass Brendan von Curtis und den Räubern vorsichtig auf den felsigen Untergrund gebettet werden konnte. Eine einfache Fessel, die seine Arme auf den Rücken band, war rasch gelöst, und bald saß der König auf dem Boden und rieb sich die geröteten Handgelenke.
    »Was ist passiert?«, fragte Seamus schließlich.
    »Ach, sie haben mich ein bisschen verprügelt.« Brendans Stimme klang schon wieder etwas kräftiger. »Die wollten unbedingt rauskriegen, wo sich das Lager befindet, diese räudigen Köter.« Er ließ den Blick über seine Rettungsmannschaft schweifen und blieb bei Dmitri hängen. »Was macht der denn hier?«
    Dmitri warf die Pfoten hoch. »Hey, ich bin auf eurer Seite.«
    Misstrauisch blinzelte Brendan mit seinem gesunden Auge den Kojoten an.
    »Ja, und?«, fragte Seamus. »Hast du ihnen was erzählt?«
    Brendan fixierte ihn wütend. Curtis sah, wie sich eine Sehne in seinem Hals straffte und erzitterte. Betont langsam fragte der König: »Was glaubst du?«
    Seamus verzog den Mund zu einem spitzbübischen Grinsen und streckte ihm die Hand entgegen. »Schön, dich wiederzuhaben, Brendan.« Der König erwiderte das Lächeln und ergriff die Hand. Beim Aufstehen krümmte er sich leicht.
    »Die Hunde haben mich ganz schön zugerichtet«, zischte er und machte ein paar unsichere, humpelnde Schritte. »Aber ich kann schon noch mithalten. Wo ist die Hexe? Die gehört mir, Jungs.«
    »Sie sind weg, Brendan«, erklärte Angus. »Alle auf und davon. Es ist niemand hier.«
    Brendan sah sich um und nickte. »Dacht ich mir schon. Sie waren eigentlich noch nicht fertig mit mir, glaube ich, aber dann haben sie mich hier einfach hängen lassen wie eine Beutelratte.«
    »Wohin sie wohl wollten?«, fragte Curtis zaghaft. »Ob sie jetzt wohl diese Sache machen? Das mit Mac?«
    Brendan starrte Curtis an. Langsam humpelte er auf ihn zu, bis er nur wenige Zentimeter vor ihm stand. Curtis konnte seinen säuerlichen Atem riechen, obwohl Brendan ihn um mindestens einen Kopf überragte. Seine Haut war hell und mit Sommersprossen übersät
und seine Tätowierung auf der Stirn von Sonne und Schweiß verblasst. Unter seinem linken Auge prangte ein dunkelblaues Veilchen. »Du«, sagte Brendan, »Außenweltjunge. Jetzt wo wir hier sind, wo wir frei sind …« – er packte die Aufschläge von Curtis’ Uniformjacke und ballte seine Hände zu Fäusten – »… kann ich dir mal sagen, was ich wirklich denke.« Brendan spannte die Arme an, und Curtis spürte, wie sich seine Stiefelabsätze vom Höhlenboden lösten. Mit einem drohenden Grinsen hielt er Curtis’ Gesicht dicht vor seine Nase.
    »Ich sollte dich in Stücke reißen«, raunte er. »Für das, was du getan hast. Du dummes Kind, du nichtsnutziger Außenweltler.«
    Curtis wimmerte hilflos. »Ich hatte doch keine Ahnung!« Der Stoff seiner Jacke schnürte ihm den Hals zu. »Ich dachte, sie meint es gut. Ich wusste von nichts.«
    »Immer langsam!«, rief Cormac da und stellte sich neben Curtis. Er legte Brendan eine Hand auf den Arm. »Er ist in Ordnung. Er ist ein Freund.«
    Brendan lockerte seinen Griff etwas, und Curtis’ Füße berührten wieder den Boden.
    »Er hat sein Leben für unsere Flucht riskiert«, fuhr Cormac fort. »Er ist einer von uns.« Jetzt ließ

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