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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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Basilika führte: dem Platz, auf dem sich der Sockel befand. Da riss ihn ein Kommando aus seiner Versunkenheit – Samuel, der Hase, stand am Ende der in einer Reihe aufgestellten Soldaten auf dem Grat und befahl: »Langstreckenkämpfer, Waffen vorbereiten!« Curtis steckte einen großen Stein in die Schlaufe seiner Schleuder.
    Da hörte er einen lauten Pfiff von unten; offenbar kam er von Alexandra, die zwei Finger zwischen die Lippen gesteckt hatte. Augenblicklich setzte ein ohrenbetäubendes Kreischen ein, und der im Osten der Lichtung sichtbare Himmelsstreifen wurde von einer Wolke pechschwarzer Vögel verdeckt.
    »Die Krähen«, flüsterte Curtis ehrfürchtig.
    Auch Samuel schien gefesselt von diesem Anblick – der Masse
dieser Vögel, die vor dem Hintergrund der Baumwipfel wie Tintenspritzer aussahen, als sie im Sturzflug in das Gefecht hinabsausten. Dann riss er sich jedoch los und wandte sich wieder seiner Aufgabe zu. »FEUER!«, brüllte er.
    Die Luft schwirrte von Kugeln und Pfeilen. Curtis schleuderte den Stein los und sah ihm nach, wie er träge auf sein angepeiltes Ziel zuflog. Zu seiner Bestürzung landete er viel zu schnell und versank in dem Meer von Efeu, das den Boden der Lichtung überzog.
    Ein Räuber, der neben ihm seine Muskete nachlud, hatte den Schuss beobachtet. »Du musst mehr Schwung holen«, riet er Curtis. »Nimm den ganzen Arm.«
    »Ja, okay.« Curtis holte einen weiteren Kiesel aus der Tasche.
    Einige Krähen waren im Sperrfeuer abgestürzt, doch es strömten bereits neue nach – eine dunkle Säule von Vögeln stieg von der untersten Ebene der Basilika steil auf. Von allen Seiten hörte man Waffen klirren und Kämpfer brüllen.
    Unterdessen hatte Prue das Bataillon des Fuchses beobachtet, bis es über den Hügelkamm im Kessel verschwunden war. Dann drehte sie sich um und rannte zurück auf ihren Posten, zu einer kleinen Baumgruppe, die zwischen der mittleren und der oberen Ebene der Freilichtbasilika stand. Das Tal, in dem die Ruine lag, wurde von einem dicht bewachsenen Abhang verdeckt, sodass sie auf dem Weg hinauf nur ungefähr abschätzen konnte, wohin sie laufen musste. An einer Stelle zwischen ein paar Bäumen hechtete sie oben am Grat
ins Unterholz, verlor prompt den Halt und kullerte die Böschung hinab. Aber ihr Sturz wurde vom weichen Efeu abgemildert, und so stand sie einfach wieder auf und klopfte sich die Kleider ab. Da entdeckte sie vor sich in der Mitte einer Lichtung den Sockel, dessen gerillte Seiten von frischen Efeusprösslingen umrankt waren. Sie ging darauf zu, sie wollte ihn berühren, den kalten, kargen Stein spüren. Doch dann wurde sie jäh an Brendans Anweisungen erinnert, als jenseits der Bäume das Krächzen von unzähligen Krähen ertönte.
    Rasch lief sie auf ihren Posten hinter einem gedrungenen Lachsbeerengebüsch und beobachtete das hitzige Gefecht weiter unten. Mit Entsetzen sah sie, wie die wimmelnde Masse schwarzer Vögel über dem Platz kreiste.
    Flankiert von zwei Räubern stand Brendan auf der untersten Stufe jener breiten Steintreppe, die zur höchsten Ebene der Basilika hinaufführte. Die drei lieferten sich einen erbitterten Kampf mit einer immer größer werdenden Menge von Kojoten. Brendan und der Räuber zu seiner Rechten schwangen die Säbel und hielten verzweifelt ihre Gegner in Schach, während der linke Mann hastig Munition in den Lauf seines Gewehrs stopfte. Brendan versetzte gerade einem Angreifer einen Tritt gegen die Brust, während er einen anderen mit der flachen Seite seiner Klinge von sich wegschubste. Das verschaffte ihm eine kurze Verschnaufpause, in der er sich zu Prue umdrehte, die gerade den Kopf aus der Deckung streckte.
    »Gut gemacht!«, rief er und hüpfte rückwärts Stufe für Stufe die Treppe hinauf. »Und jetzt schnell: Lauf zu Cormacs Einheit. Sie sollen am Kamm entlang vorrücken, sich auf der untersten Ebene wieder formieren und dann von Osten her den Hang erstürmen. Sie sollen an der hinteren Flanke angreifen. Verstanden?«
    »Verstanden.« Sie machte sich bereit.
    Brendan wischte sich etwas Blut von der Stirn. Sein Bart war vom Schweiß verklebt. »Wenn wir sie noch etwas länger aufhalten können«, sagte er mit Blick auf das Schlachtfeld, »schaffe ich es vielleicht bis zur Witwe. Aber ich brauche die Verstärkung als Ablenkungsmanöver.« Prue rannte los. Der Efeu war hier, zwischen der mittleren und der oberen Ebene, unfassbar dicht, und die Ranken behinderten Prue stark beim Laufen. Und doch erreichte sie

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