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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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den Grat in nur wenigen Minuten. Ehe sie sichs versah, sauste sie die geschützte Seite der Böschung hinunter, dass ihr die tief hängenden Zweige nur so gegen Gesicht und Hände schnellten. Weiter unten lag die dritte Einheit der Wildwald-Freischärler in Wartestellung.
    »Was ist? Sollen wir losschlagen?«, fragte Cormac hastig, als Prue zwischen den Räubern und Bauern heran schlitterte und schließlich zum Stehen kam. Sie waren die Einzigen, die noch keine Befehle erhalten hatten, und Prue sah ihnen an, dass sie sich unbedingt ins Geschehen stürzen wollten. Die Geräusche aus dem Tal jenseits des Kamms drangen laut und heftig heran.

    »Ihr sollt am Kamm entlanglaufen«, berichtete sie atemlos. »Euch auf der unteren Ebene neu formieren, und dann von hinten angreifen.«
    Cormac sah sie verständnislos an. »Kann es nicht sein, dass wir dort eingekreist werden? Weiß er, wie viele Soldaten noch auf der unteren Ebene übrig sind?«
    Prue hob entschuldigend die Hände. Die Furcht stand dem Räuber ins Gesicht geschrieben. »Das hat er gesagt. Scheint, als hätte er einen Plan.«
    »Also gut«, sagte Cormac schweren Herzens und wandte sich an die Soldaten unter seinem Kommando. »Den Kamm entlang, Kameraden. Wir sollen von hinten losschlagen.«
    In geduckter Haltung lief die dritte Einheit der Freischärler parallel zum Grat los, während sich hinter ihnen die Kampfgeräusche entfernten. Als sie weit genug vorgedrungen waren, verharrten sie kurz. Cormac kroch hoch zum Kamm und spähte über die Kante. Zusammen mit den anderen wartete Prue ab. Sie hörte ruhiges, gleichmäßiges Atmen und das Klappern der Waffen – Eisen, Holz und Stein –, die in nervösen Händen und Pfoten hin und her gedreht wurden.
    Cormac kehrte zurück. Sein Gesicht war blass und ernst.
    »Da unten steht eine ganze Armee«, sagte er mit steinerner Miene. »Die bloß darauf wartet, die Treppen zur zweiten Ebene hochzustürmen.« Er sah Prue an. »Es ist eine unmögliche Aufgabe.«
    »Was soll ich denn machen?« Prue suchte in dem besorgten Gesicht des Räubers nach einer Antwort.
    »Nichts«, sagte Cormac schließlich und schüttelte den Kopf. »Sag dem König, wir haben getan, was er befohlen hat. Und sag ihm, dass auf der unteren Ebene noch weitere vierhundert stehen, und fast oben am Hang ist eine Reihe schwerer Artillerie – ich würde sagen zwölf Kanonen. Damit werden sie fertigwerden müssen. Was uns betrifft: Wir geben unser Bestes.«
    Dann gab Cormac seinen Soldaten das Kommando: »Los, Kameraden.« Und mit einem gellenden Schrei erklomm die dritte Einheit den Grat und rannte unter Gebrüll die andere Seite hinunter. Prue blieb noch eine Weile in Deckung und lauschte den Rufen der Freischärler und dem lauten Gebell der attackierten Kojotenarmee, ehe sie tief durchatmete und durch den Farn an der Kammlinie zurücklief.
    Als sie die Steinstufen oberhalb der mittleren Ebene erreichte, bemerkte sie zu ihrer Überraschung, dass Brendan seine Stellung dort verlassen hatte. Aus Angst, er wäre vielleicht verwundet worden, robbte sie flach auf dem Boden zur obersten Stufe und ließ den Blick über den Tumult auf dem großen Platz schweifen. Mitten im Getümmel sah sie Alexandra, die ihr Schwert in weitem Bogen über den Köpfen ihrer bedrängten Soldaten schwang. Macs gerötetes und von einem verängstigten Weinkrampf verzerrtes Gesichtchen spähte aus der Satteltasche des Pferdes. Um Alexandra herum hatten
Kojotengefreite einen engen Schutzring gebildet, während sie auf ihrem Pferd langsam durch das Gedränge watete. Hin und wieder rauschte eine Krähenstaffel im Sturzflug in das chaotische Durcheinander und stieg mit einer Mistgabel oder einem Schwert in den Krallen zurück in die Luft. Plötzlich entdeckte Prue Brendans geflochtene Krone mitten in der Menge; er hatte sich näher an Alexandra und ihre Leibwache herangekämpft.
    »Brendan!«, rief Prue.
    Es war beinahe unmöglich, den irrsinnigen Lärm des Gefechts zu übertönen.
    »BRENDAN!«, brüllte sie erneut.
    Er hielt in seinen Anstrengungen inne und suchte nach dem Ursprung der Stimme. Prue stand auf und winkte mit beiden Armen.
    »KANONEN!« Sie zeigte auf die Stelle, wo der Boden zur ersten Ebene der Basilika hin abfiel. »SIE BRINGEN KANONEN!«
    Verwirrt runzelte er die Stirn.
    Noch einmal deutete sie auf den gegenüberliegenden Abhang, dieses Mal mit so ausladenden Bewegungen, wie sie nur konnte. Er folgte ihrem Arm mit dem Blick und bemerkte die großen, schwarzen Läufe

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