Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

Titel: WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
Grotte.
    Alys und die anderen blieben wie angewurzelt stehen.
    Eine Wand war zerstört und so fluteten Mondlicht und kühle Luft von draußen herein. Doch die anderen Wände! Sie blitzten in schillernden Farben, waren sie doch mit Mineralien aller Art verkrustet: Rosenquarz, stacheliger roter Zinnober, waldgrüner Malachit, und ja, da gab es sogar Wulfenit, Hornblende und Pfauenkohle neben Topasen, Turmalinen, Amethysten, Granaten und Opalen.
    Die Wände waren bunt wie ein Regenbogen. Und der Boden eine einzige Schatzkiste. Bis zu den Knöcheln, an manchen Stellen sogar bis zu den Knien stapelten sich die Kostbarkeiten: Krüge, Trinkgefäße und Kelche, deren massives Gold im Licht des Mondes glänzte; Perlenschnüre, Ketten, Armbänder, Broschen und Diademe; über und über mit Edelsteinen besetzte Becher, goldene Kerzenständer und Zepter.
    » Die Leute bringen mir all das, seit ich hier geschlüpft bin«, erklärte die Schlange, während die Kinder mit offenem Mund dastanden. » Es ist … Tradition, Geschenke zu bringen, wenn der Rat ein Schlangenei schickt …«
    Sanft setzte Alys die kleine Kreatur zwischen den Schätzen ab. » Der Rat der Weerul hat dich also geschickt?«
    » Jedes große Haus hat seinen Schlangenwächter. Aber ich habe versagt … sowohl gegenüber dem Rat als auch gegenüber meiner Herrin Morgana …«
    Die winzige Hoffnung, die in Alys aufgeglommen war, erstarb. » Du weißt also nicht, wo Cadal Forge Morgana eingekerkert hat?«
    » Nein. Mich hat er zuerst angegriffen …« Die Schlange sackte mutlos und erschöpft in sich zusammen. » Ich bin Euch keine große Hilfe. Aber« – sie blickte flehentlich auf – » etwas gibt es, das ich Euch geben kann. Nehmt Euch von meinen Schätzen, was Ihr wollt. Ihr braucht nur zu wählen, und es ist Euer …«
    Alys schüttelte den Kopf, aber die anderen verloren keine Zeit, sich etwas auszusuchen. Charles hatte es auf eine Krone abgesehen, in die walnussgroße, rohe Rubine eingelassen waren, Janie staubte vorsichtig eine exquisit emaillierte Vase ab, und Claudia wühlte in einem Haufen Schätze etwas hervor, das wie ein Paar silberne Daumenschrauben aussah.
    Als Alys endlich begriff, dass die Schlange es ernst meinte, legte sie ihre Hand auf die einzige Waffe, die in dem Raum zu sehen war – ein Dolch in einer fleckigen, zerbeulten Lederscheide.
    » Das Ding?« , fragte Charles ungläubig. » Das ist doch abscheulich.«
    Doch Alys zog die Klinge heraus und sie schimmerte wie flüssiges Licht in ihrer Hand und stellte alle anderen Schätze in den Schatten. Die Seiten waren leicht gebogen, und zwischen den Bögen verliefen dünne, diagonale Linien, die hell auf dem Perlmutt des Untergrunds glänzten.
    » Es ist ein Gannelin-Dolch«, bemerkte die Schlange leise. » Gefertigt im Goldenen Zeitalter. Es gibt nur drei weitere solcher Klingen in Findahl.« Daraufhin sackte sie vollkommen entkräftet zusammen. » Auf Wiedersehen, Lady Alys«, flüsterte sie schwach und grub sich in einen Haufen loser Edelsteine ein. Einen Moment später war sie verschwunden, und ihre letzten Worte waren nur noch als fernes Zischen zu hören: » Geworfen oder geschwungen, er wird nicht leicht sein Ziel verfehlen …«
    Alys schob den Dolch wieder in die Scheide, die seinen herrlichen Glanz verbarg, und steckte ihn in ihren Gürtel. Plötzlich war sie sehr müde.
    » Kommt«, sagte sie. » Lasst uns nach Hause gehen.«

Kapitel 11 – SCHATTEN AN DER WAND
    » Auch ich, ein Schatten an der Wand / ich höre müde den Poeten / der zu uns spricht, wie in Gebeten …«
    » Janie, sei bitte nicht so trübsinnig«, sagte Alys.
    » … Vom Schicksal, das uns alle fand«, beendete Janie flüsternd ihren Gedichtvortrag und biss gleich darauf herzhaft in das Sandwich, das Alys ihr eingepackt hatte. Sie betrachtete sich in dem Spiegel im Arbeitszimmer, der so dunkel und angelaufen war, dass er nur die fahle, trübe Silhouette eines Mädchens zeigte. Es war fast neun Uhr am Freitagabend, und sie warteten darauf, dass der Mond endlich am Himmel erschien. Durch das Fenster im Arbeitszimmer konnten sie außerdem die Einfahrt am besten überblicken – und würden sofort sehen, falls sich erneut die Hüter des Gesetzes nähern sollten.
    » Was mir Sorgen macht«, bemerkte Alys, » sind verschlossene Türen. Jede verschlossene Tür, die wir in der Wildworld finden, zieht nämlich einen weiteren Marsch durch einen Spiegel nach sich. Und uns läuft die Zeit davon.«
    Daraufhin entbrannte prompt

Weitere Kostenlose Bücher