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WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

Titel: WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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erst versuchen brauchte, ihre Geschichte über die Wildworld noch einmal zu erzählen. Gleichzeitig war es unabdingbar – wichtiger als ihre eigene Haut zu retten –, die Polizei davon zu überzeugen, dass in dem alten Haus etwas schrecklich Gefährliches vor sich ging. Wenn die Polizei ihr wenigstens in dieser Hinsicht Glauben schenkte und in der Nacht der Sonnenwende das Haus bewachte, hatten sie vielleicht eine gewisse Chance gegen Cadal Forge.
    Also erzählte sie eine Geschichte, die der Wahrheit so nah wie möglich kam, ohne Magie zu erwähnen. Alys sagte, dass sie in der letzten Woche von einer Person in das alte Haus gelockt worden seien. Was in dem Haus geschehen war – nun ja, so wie Alys es beschrieb, musste es in den Ohren der Polizei nach einer von Drogen herbeigeführten Halluzination klingen. Danach habe die Person sie bedroht, um sicherzustellen, dass sie den Mund hielten, und sie habe ihnen das Versprechen abgenommen zurückzukommen. Außerdem seien noch andere Leute im Haus gewesen, berichtete sie, alle mehr oder weniger verrückt, ebenso wie der Pyromane, der heute das Feuer gelegt hatte.
    » Klingt nach einem Kult«, brummelte einer der Beamten.
    Der einzige Haken an der Geschichte war, dass die Polizei Namen und Beschreibungen dieser verrückten, mit Drogen dealenden Kultisten haben wollte. Und dass Alys sie nicht liefern konnte.
    » Ich glaube diesen Schwachsinn über einen mysteriösen Fremden nicht, der heute dieses Haus angesteckt hat«, erklärte ein anderer Beamter. » Meiner Ansicht nach wisst ihr ganz genau, wer es war, und ihr lügt, um den Betreffenden zu schützen. Wahrscheinlich seid ihr sogar ein Teil dieser Bande, die ihr beschrieben habt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ihr den Brand nicht selbst gelegt habt.«
    Aber Alys hatte den Beweis des Dornenzweigs – keines der Kinder hatte Haar von der Farbe der Strähnen, die daran hingen. Und die Polizei konnte trotz einer Durchsuchung des Hauses, des Grundstücks und der Kinder nicht einmal ein abgebranntes Streichholz finden, sodass ungeklärt blieb, wie das Feuer überhaupt entstanden war. Also waren die Beamten gezwungen, sie freizulassen. Sie erklärten jedoch in aller Deutlichkeit, dass die Kinder sofort hopsgenommen würden, sollten sie sich jemals wieder Morganas Haus nähern oder jemals dabei erwischt werden, wie sie zündelten, oder jemals in ihrem weiteren Leben irgendwelchen Ärger machten.
    Doch das Schlimmste von allem war, dass die Polizei nicht vorhatte, das Haus rund um die Uhr zu bewachen. Morgen um Mitternacht würden sie also ganz gewiss nicht dort sein.
    Als ihre Eltern sie abholten und nach Hause fuhren, setzten sich die hysterischen Anfälle fort. Alys, die jetzt ebenfalls in Tränen ausgebrochen war, hielt sich schließlich mit vom Weinen verquollenen Augen die Ohren zu, damit sie die flehentlichen Bitten ihrer Mutter, » uns einfach die Namen der Kultisten zu nennen«, nicht mehr hören musste.
    Der Mond würde das nächste Mal zur Sonnenwende aufgehen.
    Die Kinder waren den ganzen Tag über am Boden zerstört. Am Abend weinten sie sich in den Schlaf.
    Am nächsten Tag hatten sie Hausarrest, den sie in Claudias Spielzimmer verbrachten – dem Zimmer mit den Gitterstäben vor dem Fenster. Ihre Eltern blieben sogar der Arbeit fern, um sie im Auge zu behalten.
    » Was machen wir jetzt?«, flüsterte Charles.
    » Machen?«, wiederholte Janie.
    » Nun … wir müssen doch irgendetwas tun. Könnten wir nicht … könnten wir nicht …«
    » Was?«
    Charles zuckte niedergeschlagen die Achseln.
    Benommen starrten sie aus dem vergitterten Fenster.
    Schließlich sagte Claudia: » Vielleicht wird die Polizei heute Nacht ja doch kommen.«
    » Nur wenn sie einen Grund hat«, entgegnete Charles. » Und sie wird keinen … Moment mal.« Auf einmal leuchteten seine Augen. » Was ist, wenn … was, wenn wir heute Nacht einen anonymen Anruf tätigen würden? Wenn wir ihnen erzählen würden, dass … oh, dass das Haus abbrennt oder so was. Dann würden sie bestimmt hinfahren.«
    Bis zu diesem Augenblick hatte Alys kein Wort gesagt. Sie überlegte, weder verzweifelt noch panisch, sondern in aller Ruhe. Dann schloss sie langsam ihre Hand zu einer Faust, bis sich die Fingernägel in die Innenfläche bohrten, und versetzte dem Tisch einen so heftigen Schlag, dass die Lampe darauf erzitterte.
    » Alys! Sollen wir?«
    » Nein«, antwortete Alys entschlossen.
    » Aber was dann?«
    » Wir fackeln das Haus selbst ab.«
    Claudia

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