WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

konnte … Die Nacht, als sie durch die Nischenspiegel gegangen war, um die anderen vor Aric zu retten … Der Kampf mit Elwyn …
    Oh, es hatte keinen Sinn! Sie stieß einen scharfen Laut der Enttäuschung aus und schüttelte den Kopf. Sie wünschte sich, eine Hexe wie Thia Pendriel zu sein. Morgana war irgendwo in der Burg, davon war Janie überzeugt, und mit dem richtigen Zauber könnte sie einfach durch die Spiegel blicken und sie finden. Das hieß, solange …
    Janie atmete verwundert aus, und als der Vollmond sich von den Hügeln trennte, beleuchtete er ihren völlig verwandelten Gesichtsausdruck.
    Das war es. Das war die Lösung.
    Sie sah Alys an der Tür stehen, den Benzinkanister in der Hand.
    » Alys, Charles, legt das Zeug weg.«
    » Was?«
    » Ihr braucht es nicht.«
    » Was?«
    » Ich weiß, wo Morgana ist.«
    Plötzlich fühlte sie sich so leicht wie Luft. Sie stand auf und ging oder vielmehr schwebte zum Haus, vorbei an Charles und Alys und Claudia. Sie musste sich nicht einmal umdrehen, um festzustellen, ob die anderen ihr auch folgten. Sie wusste, dass sie es taten.
    » Janie, was redest du da? Antworte mir gefälligst! Wohin gehst du?«
    Janie rauschte durchs Wohnzimmer und zog die anderen hinter sich her wie ein Komet seinen Feuerschweif. Sie führte sie in den Ostflügel, in den ersten Stock, in Morganas Schlafzimmer, und deutete in eine der Nischen.
    » Der da, denke ich.«
    » Janie, bist du verrückt geworden? Du selbst bist durch diesen Spiegel gegangen!«
    » Allerdings«, antwortete Janie lächelnd, während sie vorsichtig den Spiegel anhob. Dann trug sie ihn wie einen Schild vor sich her in den Flur.
    » Wo willst du hin ?«
    Ihre Geschwister im Schlepptau, betrat Janie das kahle Kinderzimmer.
    Alys war wütend und verwirrt. » Aber hier ist nicht einmal ein Spiegel … drin …« Ihre Stimme verlor sich, als Janie den Spiegel an den Nagel hängte, an dem sich gestern ihr Haar verheddert hatte.
    » Jetzt schon«, sagte Janie schlicht und verschwand in einem blaugrünen Wirbel.
    Im ersten Moment standen die drei anderen vollkommen perplex da. Doch schon im nächsten sprangen sie wie auf Kommando ihrer Schwester hinterher.
    Tatsächlich kamen sie so schnell in der Wildworld an, dass sie Morganas erste Reaktion miterlebten.
    » Ihr Dummköpfe!«, rief Morgana aufgebracht und schlug sogar nach Janie. Hätte sie getroffen, so hätte der Schlag ihre Retterin glatt zu Boden geworfen. » Ihr Idioten! Ihr unfähigen Fliegenhirne! Mehr habt ihr nicht erreichen können?« Sie war nicht größer als Janie, doch in ihren grauen Augen blitzte ein wildes Feuer.
    »W-W ir haben unser Bestes gegeben«, keuchte Alys wie vom Donner gerührt.
    » Euer Bestes!«
    » Ich … wir gingen davon aus, Sie würden dankbar sein …«
    » Dankbar? Dankbar? Ist euch eigentlich klar, dass sich die Spiegel zu eurer Welt in siebenundfünfzig Minuten öffnen werden? Was im Namen Beldars bringt euch auf die Idee, ich könnte euch unter solch unmöglichen Umständen retten?«
    » Vielleicht die Tatsache, dass sie aus sehr verlässlicher Quelle wissen, dass du die Beste bist«, ertönte es trocken aus einer Ecke.
    » Oh, es geht dir gut!«, rief Claudia erfreut und stolperte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
    » Dafür ist später noch Zeit«, sagte die Füchsin, die in Claudias Umarmung zappelte. » Aber jetzt möchte ich dir dringend raten, dass du aufhörst, so viel dummes Zeug zu reden, Morgana, und stattdessen durch diesen Spiegel gehst. Ich höre nämlich jemanden den Flur heraufkommen. Vielleicht auch mehrere Jemande.«
    » Diejenige, die hier zu viel redet, bist du«, fauchte Morgana. Im nächsten Moment zersplitterte die Tür und Cadal Forge trat über die Trümmer in den Raum. Er warf einen Blick auf Morgana, er warf einen Blick auf den Spiegel. Und dann beobachtete Alys etwas, das so furchteinflößend war wie nichts zuvor in ihrem Leben: Cadal Forge konzentrierte sich . Sein Kopf fuhr ruckartig zurück und seine kristallgrauen Augen fixierten Morgana alles andere als gedankenverloren. In seinem Blick spiegelte sich die Macht seines ungeheuren Willens wider, der sich ganz und gar auf das Jetzt konzentrierte. Alys prallte zurück.
    Morgana rief etwas und duckte sich in den Spiegel. Aber noch bevor sich irgendjemand sonst rühren konnte, rauschte die in Mitternachtsblau gewandete Thia Pendriel herein und berührte den Spiegel mit ihrem Silbernen Stab. Daraufhin wurde der Spiegel durchsichtig und zeigte