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WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

Titel: WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Morgana, die aus zahlreichen Wunden blutete, sah sich plötzlich den Stäben von zwei Dutzend mordlustigen Magyrn gegenüber, Cadal Forge an ihrer Spitze. Langsam richtete er den Roten Stab auf ihr Herz.
    » Ergib dich«, sagte er schlicht.
    Die Herrin der Spiegel blieb stumm.
    » Ich habe dich bis jetzt nicht getötet«, fuhr der Magyrmeister leise fort, » und ich werde dich auch nicht töten. Wenn du dich unterwirfst, wenn du mir deinen Stab gibst, darfst du weiterleben – du kannst sogar in Frieden von hier fortgehen. Aber wenn nicht …«
    Er machte eine kleine, vielsagende Geste.
    » Stell dich mir allein«, stieß die winzige Hexenmeisterin heiser hervor. » Kämpfe mit mir ohne diese sabbernde Horde in deinem Rücken. Und wenn ich besiegt bin, darfst du mir meinen Stab in Ehren abnehmen.«
    » Ich nehme die Herausforderung an.« Thia Pendriel löste sich von den anderen. » Unser Streit ist ein sehr alter, Abtrünnige, und ich heiße die Gelegenheit willkommen, die Sache auf diese Weise zu klären.«
    » Thia Pendriel, Ihr seid eine Närrin«, erwiderte Morgana. Ihre Hände krampften sich um den Stab und ihre Stimme zitterte trotz ihrer Selbstbeherrschung. » Was würdet Ihr nach all diesen Jahren mit dem Goldenen Stab anfangen? Und wohin könntet Ihr mit ihm gehen, jetzt, nachdem Ihr den Rat offen verraten habt?«
    Die hochgewachsene Hexe lächelte rätselhaft.
    » Etwa in die Stillworld?«, fuhr Morgana fort. » Würde es Euch wirklich gefallen, über ein Land bemitleidenswerter Sklaven zu herrschen? Oder vielleicht habt auch Ihr ein anderes Ziel …«
    » Genug«, unterbrach Cadal Forge sie. » Es wird keinen Zweikampf geben und keine weitere Diskussion. Du hast meine Zeit bereits genug verschwendet. Sieh mich an, Morgana! Der Rote Stab ist dein Tod.«
    Zu Alys’ unaussprechlichem Entsetzen wurde der Greifenkopf an der Spitze des Stabs lebendig. Die Augen rollten, das Maul öffnete sich zu einem Gebrüll, das an einen Löwen erinnerte, und stieß eine Wolke roten Dunstes aus, die zu Morgana hinüberfegte. Wie auf Kommando griffen alle anderen Magyr gleichzeitig an. Ein Licht flammte in den Farben des Regenbogens auf, und Alys sah, wie der Fußboden sich ihr entgegenhob. Dann wurde alles schwarz.
    Als sie einen Moment später wieder zu sich kam, spürte sie einen brennenden Schmerz im Arm. Hinter ihr lag die Mauer des Türmchens in Trümmern. Vor ihr lag Morgana, die bei ihrem Sturz den Goldenen Stab unter ihrem Leib begraben hatte. Cadal Forge ragte über ihr auf und schickte sich an, sein Werk zu vollenden.
    Aus dem Greifenmaul, aus dem Alys schon Dornenzweige hatte schießen sehen, die für Elwyn bestimmt gewesen waren, schlängelten sich jetzt faserige Ranken, die sich beinahe liebevoll um Morganas Körper wickelten – und sich dann zusammenzogen.
    Alys war außerstande, den Blick abzuwenden. Sie fühlte sich wie in einem Albtraum, aber nicht etwa erstarrt oder hilflos. Stattdessen sprang sie auf die Beine, ihr schwindelte zwar, doch der Gannelin-Dolch lag sicher in ihrer Hand.
    Niemand rief Cadal Forge eine Warnung zu, als sie losstürzte – was konnte ein Mensch schon einem Magyrmeister antun? Aber nicht der Magyr war Alys’ Ziel. Mit einer raschen Bewegung ließ sie den Dolch die zuckenden Ranken durchtrennen, die daraufhin leicht wie Spinnweben von Morgana abfielen. Morgana holte gequält Luft und verharrte dann reglos auf dem Boden.
    Alys drehte sich um und blickte geradewegs in die kristallgrauen Augen von Cadal Forge. Schon einmal war sie diesem sengenden Blick begegnet, in einem Spiegel, und war in Panik geraten. Doch jetzt hielt sie den Dolch fest umklammert, holte aus und hieb mit aller Kraft nach dem Magyr.
    In diesem Moment schoss der Rote Stab hoch, fuhr peitschend herab und traf den Gannelin-Dolch. Die Klinge zersplitterte in tausend Stücke, und der Griff entglitt Alys’ Hand, als sie taumelnd zurückfuhr. Sie stolperte über einen Brocken der zerstörten Mauer, schwankte am Rand des Türmchens und rang nach ihrem Gleichgewicht. Dann gab das Gestein unter ihr nach und sie stürzte.

Kapitel 19 – DAS HERZ DER TAPFERKEIT
    Alys schrie, doch der Schrei verhallte im Tosen des Windes, während sie fiel. Der Vollmond erhellte den Boden unter ihr, der in beängstigender Geschwindigkeit immer näher kam. Und dann wallte plötzlich eine große Gestalt zwischen ihr und dem Boden auf. Alys schloss die Augen. Sie prallte auf die Gestalt und die Gestalt stürzte mit ihr. Nur knapp verfehlten

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