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Wilhelm Storitz' Geheimnis

Wilhelm Storitz' Geheimnis

Titel: Wilhelm Storitz' Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bei der nachträglichen Autopsie festgestellt wurde.
    So war auch unsere letzte Hoffnung geschwunden. Wilhelm Storitz’ Geheimnis war für ewige Zeiten verloren!
    In den bei der Haussuchung am Tököly-Wall ergriffenen und im Rathaus niedergelegten Papieren fanden sich, nach einer peinlich genauen Untersuchung, nur vage Formeln und ganz unverständliche chemisch-physikalische Notizen. Wir wurden dadurch nicht klüger. Über die Zusammensetzung der teuflischen Substanz, von der Wilhelm Storitz einen so verbrecherischen Gebrauch gemacht, war aus den Papieren nichts zu ersehen.
    Ebenso wie Storitz erst dann aus dem Nichts heraustrat, als der Säbel Hauptmann Haralans ihn tötlich getroffen, ebenso wird Myra, das unglückliche Opfer dieses Henkers, erst auf dem Totenbette wieder für unsere Blicke sichtbar werden.
    Am Morgen des 24. Juni suchte mich mein Bruder auf. Er schien mir verhältnismäßig ruhig zu sein.
    »Lieber Heinrich, ich komme, Dir einen Entschluß mitzuteilen, den Du jedenfalls billigen wirst.
    – Ich zweifle nicht daran, antwortete ich, sprich vertrauensvoll darüber. Ich weiß, daß Du nur tust, was die Stimme der Vernunft Dir rät!
    – Der Vernunft und der Liebe, Heinrich. Myra ist nicht ganz meine Frau. Es fehlt unserer Verbindung noch der Segen der Kirche, nachdem die Trauung unterbrochen worden ist, bevor die sakramentalen Worte gesprochen waren. Das hat eine falsche Position geschaffen, der ich ein Ende machen will, Myras, ihrer Eltern wegen und der Welt gegenüber.«
    Ich umarmte meinen Bruder und sagte:
    »Ich verstehe Dich, Markus, und ich glaube kaum, daß sich der Ausführung dieses Wunsches Hindernisse entgegenstellen können….
    – Das wäre entsetzlich, antwortete er. Wenn der Priester auch Myra nicht sieht, so kann er doch ihre Erklärung hören, daß sie mich zum Gatten nimmt, wie ich sie zu meiner Gattin mache. Ich kann mir nicht denken, daß von Seiten der kirchlichen Autorität Schwierigkeiten…
    – Nein, lieber Markus, gewiß nicht. Und ich will die nötigen Schritte tun, ich nehme alles auf mich.«
    Ich wandte mich zunächst an den Pfarrer der Kirche, an jenen Erzpriester, welcher damals die Messe zelebriert hatte, die eine unerhörte Profanation gewaltsam unterbrochen.
    Der ehrwürdige Greis sagte mir, daß der Fall untersucht worden war und der Erzbischof von Ragz eine für uns günstige Entscheidung getroffen habe.
    Es herrschte kein Zweifel, daß die Braut lebe, folglich konnte sie das Sakrament der Ehe empfangen.
    Die Verkündigungen hatten schon lange stattgefunden und somit wurde die Trauung auf den 2. Juli festgesetzt.
    Am Vorabend sagte Myra, wie schon einmal:
    »Morgen ist der Tag, Heinrich… Vergessen Sie nicht!«
    Diese zweite Trauung wurde, wie die erste, in der Kathedrale zum heiligen Michael gefeiert, genau in derselben Weise, wie die erste. Dieselben Zeugen, dieselben Freunde und Gäste der Familie Roderich, dieselbe schaulustige Volksmenge.
    Vielleicht war die Zahl der Neugierigen sogar noch größer, als beim ersten Mal – und auch das wird man erklärlich finden.
    Allerdings war die Zuhörerschar noch mit regen Besorgnissen erfüllt, welche allein die Zeit heilen konnte. Wilhelm Storitz war ja tot – zugegeben! Sein Diener Hermann war gleichfalls tot – auch zugegeben!… Und dennoch fragte sich mehr als einer im stillen, ob nicht auch diese zweite Hochzeitsmesse unterbrochen, ob die Trauungszeremonie nicht wieder durch unheimliche Zwischenfälle gestört werden würde, wie die erste.
    Das Brautpaar befindet sich im Chor der Kirche. Der Platz Myras scheint leer zu sein, und dennoch ist sie anwesend.
    Markus steht an seinem Platze und wendet sich ihr zu. Er kann sie nicht sehen, aber er fühlt ihre Nähe. Er hält ihre Hand, um ihre Gegenwart vor dem Altare zu beweisen.
    Hinter ihnen stehen die Zeugen, Herr Neuman, Hauptmann Haralan, Leutnant Armgard und ich; ferner Herr und Frau Roderich: die bedauernswerte Mutter fleht den Allmächtigen kniend um ein Wunder für ihre Tochter an…. Ringsherum die Freunde, die Häupter der Stadt, welche im Hauptschiff Platz gefunden hatten, die übrige Kirche ist gedrängt voll.
    Feierliches frohes Glockengeläute erklingt und voller Orgelton braust durch die Hallen der Kathedrale.
    Der Erzpriester und seine Assistenz sind zum Altare geschritten. Die heilige Handlung beginnt, die einzelnen Teile wickeln sich unter Chorgesang ab.
    Bei der Opferung geleitet Markus Myra bis zur ersten Altarstufe und führt sie dann an

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