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Wilhelm Storitz' Geheimnis

Wilhelm Storitz' Geheimnis

Titel: Wilhelm Storitz' Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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uns immer von ihrer Gegenwart, indem sie bald den einen, bald den andern ansprach Ich höre noch ihre Worte:
    »Meine Lieben, ich bin hier…. Habt Ihr einen Wunsch?… Braucht Ihr etwas?… Ich werde es bringen…. Lieber Heinrich, was suchen Sie?… Das Buch, das Sie vorhin auf den Tisch gelegt haben?… Hier ist es!… Die Zeitung?… Sie liegt neben Ihnen…. Vater, ich glaube, um diese Zeit bekommst Du immer einen Kuß…. Warum siehst Du mich so traurig an, Haralan?… Ich versichere Dich, daß ich heiter und froh bin. Sorge Dich nicht um mich! Markus, hier sind meine beiden Hände…. Nimm sie…. Willst Du in den Garten kommen?… Geben Sie mir Ihren Arm, Heinrich; wir wollen über alles mögliche plaudern!«
    Das liebenswürdige, gute Wesen wollte nicht dulden, daß eine Änderung des Familienlebens eingreifen sollte. Sie saß mit Markus stundenlang beisammen. Sie wurde nicht müde, ihm ermunternde Worte zuzuflüstern. Sie tröstete ihn, behauptete, voll Vertrauen in die Zukunft zu blicken, fühlte, daß die Unsichtbarkeit eines Tages ein Ende nehmen müsse…. Hegte sie tatsächlich diese Hoffnung?
    Eine einzige Änderung wurde in unserem Familienleben eingeführt Myra nahm nicht mehr ihren alten Platz bei den Mahlzeiten ein, sie fühlte, wie peinlich ihre unsichtbare Gegenwart berühren könnte. Aber nach beendigter Mahlzeit erschien sie im Salon. Man hörte, wie sie die Türe öffnete und schloß. »Hier bin ich, meine Lieben«, rief sie fröhlich und blieb in unserer Mitte, bis es Zeit wurde, uns gute Nacht zu sagen und sie ihr Zimmer aufsuchte.
    Hatte das Verschwinden Myra Roderichs die Stadt Ragz in Aufregung versetzt, so tat es ihr Wiederauftauchen um so mehr. Von allen Seiten regnete es Freundschaftsbeweise und die Besuche nahmen kein Ende.
    Myra machte keine Spaziergänge mehr in der Stadt. Manchmal unternahm sie in Begleitung eines der Ihrigen Ausfahrten im geschlossenen Wagen. Am liebsten saß sie im Garten, inmitten ihrer Lieben, denen sie nun – wenigstens im moralischen Sinne – wiedergegeben war.
    In der Zwischenzeit bemühte sich Herr Stepark, der Gouverneur und auch ich, aus Hermann etwas zu erfahren. Er hatte ebenso zahlreiche, als resultatlose Verhöre zu bestehen. Seine Aussagen waren von keinem Nutzen und halfen uns nicht aus der Verlegenheit.
     

    »Lieber Heinrich, was suchen Sie?… Das Buch…« (S. 207.)
     
    Nachdem er sich von dem Verdachte der Mitwissenschaft an dem an Myra verübten Attentate gereinigt, quälte man ihn nicht mehr über diesen Punkt. Aber war es nicht denkbar, daß er in die Geheimnisse seines verstorbenen Herrn eingeweiht war? Möglicherweise war er sogar im Besitze der von Otto Storitz erfundenen Formel?
     

    Markus und Myra sind sehr glücklich. (S. 216.)
     
    Herr Stepark und ich machten uns letzt die heftigsten Vorwürfe, so übereilt gehandelt zu haben bei der Vernichtung der geheimen Vorräte! Ohne diese unverzeihliche Übereilung hätten wir, was wir für Hermann getan, auch für Myra tun können. Ein einziges Fläschchen der geheimnisvollen Flüssigkeit und alle überstandenen Leiden wären wie ein böser Traum gewesen, dessen Erinnerung sich in dem Glück des Erwachens verloren hätte.
    Weder Herr Stepark noch ich selbst erwähnten jemals unser gemeinsames, wenn auch unbeabsichtigtes Verbrechen, das er begangen hatte, ich aber ungehindert geschehen ließ. Das Geheimnis blieb begraben und in schweigendem Übereinkommen brachten wir auch unter vier Augen nie die Rede auf dieses dunkle Kapitel unserer Schuld.
    Um so mehr quälte jeder von uns den unglücklichen Hermann mit denselben Fragen, in der zweifelhaften Hoffnung, ihm ein Geheimnis zu entreißen, das er gar nicht kannte. Wie konnten wir überhaupt voraussetzen, daß Storitz einem gewöhnlichen Diener, welchem auch die rudimentärste Bildung mangelte, die Geheimlehren übersinnlicher Chemie enthüllt hätte; er hätte dieselben ja gar nicht begriffen, falls es doch geschehen wäre.
    Eines Tages sahen wir endlich die Nutzlosigkeit unserer Anstrengungen ein und nachdem eigentlich gegen Hermann kein Anklagepunkt vorlag, der ihn mit dem Gerichte in Konflikt bringen konnte, mußte man sich schließlich hohen Ortes entschließen, ihn auf freien Fuß zu setzen.
    Aber das Schicksal fügte es, daß der arme Teufel sich dieser späten Güte nicht mehr freuen sollte. Als der Gefangenwärter am Morgen in seine Zelle trat, um ihn in Freiheit zu setzen, fand er ihn tot, er war an einer Embolie erstickt, wie

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