Will Trent 01 - Verstummt
Artikel über das Golfkriegssyndrom an die Kühlschranktür zu kleben, und natürlich wollte sie damit andeuten, dass
Michael im Irak etwas Schreckliches getan haben musste, das jetzt dieses Leid über ihre Familie brachte.
Michael ging ins Schlafzimmer und zog sich schnell an. Das Duschen ließ er aus, damit er nicht noch einmal ins Bad gehen und sich mit Gina kabbeln musste. Er sah Barbaras Toyota in die Einfahrt biegen, holte deshalb den Hammer aus seiner Werkzeugkiste und schlich sich zur Hintertür hinaus, als sie vorn hereinkam.
Ein Teil des Maschendrahtzauns um den hinteren Garten war im letzten Eissturm von einem Baum niedergerissen worden, aber es war einfach kein Geld vorhanden gewesen, um ihn zu reparieren. Als er über die kaputte Stelle stieg, achtete er darauf, nicht mit dem Hosenbein an dem verbogenen Draht hängen zu bleiben und auf die Nase zu fallen. Nicht schon wieder.
Er klopfte an der Hintertür und schaute durchs Fenster, um festzustellen, ob Cynthia auch kam. Sie ließ sich ziemlich viel Zeit und tapste dann in einem kurzen Babydoll-Mäntelchen, das vorn auseinanderklaffte und das Hemdchen zeigte, das sie darunter trug, durch die Diele. Das Ganze war weiß und so gut wie durchsichtig. Michael fragte sich, wo Phil sich befand. Sollte Gina in einem solchen Aufzug Phil die Tür öffnen, würde er sie verdammt noch mal umbringen.
Cynthia sperrte langsam Schloss und Riegel auf und bückte sich dabei. Ihre langen Haare hingen ihr offen ins Gesicht. Das Hemdchen war so tief ausgeschnitten, dass er ihre Brustwarzen sehen konnte.
Er umklammerte den Hammer ein wenig fester und spürte ein elektrisches Sirren im Kopf. Eigentlich sollte er sofort kehrtmachen. Scheiße, irgendwann musste Phil doch wieder heimkommen, sollte er es doch machen.
Mit einem breiten Lächeln öffnete Cynthia ihm die Tür. »Wie geht's, Nachbar?«
»Wo ist Phil?«
»Indianapolis«, antwortete sie und hielt sich die Hände vor den Mund, um ein Gähnen zu verstecken. »Verkauft den Massen Stützstrümpfe, damit er mir den Lebensstil bieten kann, an den ich mich gewöhnt habe.«
»Na gut.« Er schaute über ihre Schulter. Die Küche war ein Schweinestall. Im Spülbecken stapelten sich schmutzige Teller, überall lagen Pizzaschachteln herum, Aschenbecher quollen über von Zigaretten. Auf einem Glas mit einer orangefarbenen Flüssigkeit sah er Schimmel wuchern.
»Gina hat mir gesagt, du hast eine lockere Diele«, erklärte er.
Sie lächelte. »Die muss befestigt werden.«
Michael legte den Hammer weg. »Warum hast du sie angerufen?«
»Nachbarn helfen Nachbarn«, erwiderte sie, als wäre es so einfach. »Du hast Phil versprochen, dass du dich um mich kümmerst, wenn er weg ist.«
So hatte Phil das allerdings nicht gemeint.
Sie zog ihn am Hemdkragen ins Haus. »Du siehst so angespannt aus.«
»Ich kann so nicht weitermachen.«
»Was machst du denn?«, fragte sie und zog ihn näher an sich.
Er dachte an Gina, dass sie ihn nie mehr richtig anschaute und wie es sich anfühlte, wenn sie ihn wegstieß.
Sie schob ihm die Hand zwischen die Beine. »Fühlt sich aber an, als ob du kannst.«
Michael hielt den Atem an. Sein Blick wanderte über die Hügel ihrer kleinen Brüste zu den Warzen. Er spürte, wie seine Zunge zwischen den Lippen hervorglitt, konnte schon beinahe fühlen, wie es wäre, wenn er diese Warzen in den Mund nahm.
Sie zog den Reißverschluss seiner Hose auf und griff hinein. »Gefällt dir das?«, fragte sie und ließ den Daumen auf ihm kreisen.
»O Gott«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ja.«
Decatur City Observer, 19. Juni 1985
ZEUGEN IM FINNEY-MORD GESUCHT
Im Fall der ermordeten Mary Alice Finney bittet die Polizei eventuelle Zeugen, sich zu melden. Das Mädchen wurde am letzten Sonntag tot in ihrem Haus in Decatur aufgefunden. Polizeichef Harold Waller gab bei einer Pressekonferenz bekannt, dass Mary Alice früher an diesem Abend mit Freunden zur Lenox Square Mall ging. Die Fünfzehnjährige wurde zum letzten Mal gesehen, als sie mit einem Fremden eine Party verließ. Das DeKalb County Police Department bittet nun jeden, der das Mädchen entweder gesehen oder Informationen über den Fremden hat, sich zu melden. Die Familie verweigert jedes Interview, aber Paul Finney, stellvertretender Bezirksstaatsanwalt für das DeKalb County und der Vater des ermordeten Mädchens, bat in einer formellen Erklärung um strikte Beachtung der Privatsphäre. Gut unterrichtete Quellen geben an,
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