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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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los. »Kann ich ja gleich aufstehen. Meine Schicht fängt in zwei Stunden an.«
    Michael griff nach dem Wecker und schaute selber nach. Halb sieben. Nachdem der Tatort besichtigt, die Wohnung der Frau durchsucht und der Papierkram erledigt war, hatte er vielleicht vier Stunden Schlaf bekommen.
    Die Dusche rauschte, die Rohre rumpelten in der Wand, als der Boiler ansprang. Michael ging ins Bad, beobachtete, wie Gina das T-Shirt auszog, in dem sie geschlafen hatte.
    »Tim ist schon auf«, sagte sie, während sie den Slip auszog. »Du solltest mal nachsehen, damit er nichts anstellt.«
    Michael lehnte an der Wand, bewunderte Ginas flachen Bauch und wie die Muskeln in ihren Armen sich spannten, als sie das Gummiband von den Haaren zog. »Bei ihm ist sicher alles in Ordnung.«
    Gina bemerkte, dass er sie anstarrte. »Schau nach.«
    Michael lächelte. Ihre Brüste waren noch so fest wie vor Tims Geburt, und bei ihrem Anblick wurde ihm ganz anders. »Melde dich krank«, sagte er.
    »Klar doch.«
    »Wir schauen uns einen Film an, machen es uns auf der Couch gemütlich.« Er hielt kurz inne, versuchte es dann weiter. »Weißt du noch, wie wir uns früher stundenlang einfach nur geküsst haben?« Mann, seit Monaten hatte er nicht mehr als einen Schmatz auf die Wange bekommen. »Wir könnten uns doch wieder mal so küssen. Sonst nichts. Nur küssen.«
    »Michael«, sagte Gina und beugte sich in die Dusche, um die Wassertemperatur zu prüfen. Dann stieg sie in die Kabine. »Hör auf, mich anzuglotzen wie eine Hure, und schau nach deinem Sohn.«
    Sie schloss die Kabinentür, und er blieb noch eine Minute stehen, betrachtete ihre Silhouette hinter dem Glas und fragte sich, wann es angefangen hatte schiefzulaufen zwischen ihnen.
    Er hatte Gina kennengelernt, bevor seine Einheit in den Golf aufbrach. Keiner erwartete, dass ihm da drüben was passierte, aber Michael und seine Kameraden hatten es hochgespielt und wollten alles mitnehmen, was sie kriegen konnten, bevor sie in der Wüste abgesetzt wurden. Ellen McCallum war ein zierliche, gefärbte Blondine, nicht allzu intelligent - genau das Mädchen, an das man sich gern erinnerte, wenn man in irgendeinem dreckigen, sandverkrusteten Zelt eine Million Meilen von zu Hause entfernt feststeckte und den Jungs von einer Kleinen zu Hause erzählte, die das Leder von einer Couch saugen konnte.
    Michael hatte fast eine ganze Woche versucht, in Ellens Slip zu kommen, als Gina, ihre Cousine, auftauchte. Sie hatte ihn ziemlich zur Schnecke gemacht, weil er mit ihrer kleinen Lieblingscousine herumgemacht hatte, aber als er ein paar Tage später das Land verließ, war es Gina, an die er dachte. Ihre lockigen, braunen Haare, ihr zartes Gesicht, die sanfte Wölbung ihres Arsches. Er begann, ihr zu schreiben, und zu seiner Überraschung antwortete sie ihm - anfangs richtig gemein, aber als sie sich dann ein wenig beruhigt hatte, wurde sie fast liebenswürdig. Er befand sich in Kuwait, angeblich, um den Frieden zu sichern, als irgendein vertrottelter Teenager mit einer Pistole herumspielte und ihm unbeabsichtigt ins Bein schoss. Der Junge war ein lausiger Schütze, aber die Wunde wollte nicht heilen. Als Michael für eine Operation auf den Stützpunkt nach Deutschland geschickt wurde, war es Gina, die er als Erste anrief.
    Eine Woche nach seiner Entlassung heirateten sie, und zwei Wochen später unterschrieb er beim Atlanta Police Department. Gina machte ihren Abschluss an der Krankenpflegeschule am Georgia Baptist und bekam einen Job am Crawford Long Hospital. Zwei Jahre später wechselte sie ins Piedmont, wo man ihr mehr bezahlte. Michael erhielt seine goldene Marke und wechselte von seinem Streifenposten in Grady zur Sitte, was ihm ebenfalls einen Batzen mehr Geld einbrachte. Bald entwickelte sich ihr Leben besser, als Michael es je erwartet hätte. Sie kauften ein Haus knapp nördlich von Atlanta, sparten Geld für schlechte Zeiten und dachten daran, ein oder zwei Kinder zu haben, eine richtige Familie zu gründen. Dann kam Tim.
    Er war ein stilles Baby, aber Michael sah ein Funkeln in seinen blauen Augen. Als er Tim das erste Mal in den Arm nahm, war es, als würde er sein eigenes
    Herz in Händen halten. Es war Barbara, Ginas Mom, die als Erste die Probleme erkannte. Er schreit nie. Er zeigt kein Interesse an seiner Umgebung. Er starrt stundenlang die Wände an. Michael wehrte sich mit Zähnen und Klauen dagegen, aber der Arzt bestätigte Barbaras Verdacht. Irgendwann im Verlauf von Ginas

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