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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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»Warte einfach draußen. Versuche Joyce zu finden.«
    Allem Anschein nach wollte sie nicht gehen. »Bitte«, wiederholte er.
    »Na gut«, entgegnete sie. »Aber ich bleibe direkt vor der Tür.«
    »Wissen Sie«, begann Will und stand auf, »es ist Ihnen nicht gestattet, im Gang zu warten, Mrs. Keenan. Regierungsgebäude und Terroristen, Sie wissen doch, wie das ist.« Er öffnete ihr die Tür. »In der Etage unter uns gibt es einen Raum für Anwälte, direkt neben dem Getränkeautomaten. Sie können dort Anrufe erledigen, sich auch was zu essen besorgen, wenn Sie wollen.«
    Sie durchbohrte Will schier mit ihrem Blick, als sie das Zimmer verließ. Ihr Weggang erhöhte die Spannung eher noch, als dass er sie löste.
    Will ließ sich Zeit mit dem Türschließen, bevor er sich wieder setzte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und wartete darauf, dass John Shelley etwas sagte. Mindestens fünf Minuten vergingen. Will wartete noch ein bisschen länger und beschloss dann einzulenken. »Woher kennen Sie Michael?«
    John hatte die Hände noch immer auf dem Tisch verschränkt, und die Finger schlossen sich jetzt fester umeinander. »Was hat er gesagt?«
    »Ich frage nicht ihn. Ich frage Sie.«
    Zorn sprach aus dem Blick, mit dem John Will anstarrte.
    Will fragte: »Ist Joyce Ihre Schwester?«
    »Lassen Sie sie aus dieser Geschichte heraus...«
    »Es muss schwer gewesen sein diese ganzen Jahre. Sie im Gefängnis und sie draußen.«
    »Sie weiß, dass ich es nicht getan habe.«
    »Das muss es noch schwerer gemacht haben.«
    »Kommen Sie mir nicht mit Ihrem Psychologiekram.«
    »Bin ja nur neugierig, wie es so war.«
    »Wie es so war?«, wiederholte John, und ein wenig von seinem Zorn machte sich nun Luft. »Wie es war, meine Familie zu ruinieren, meine Mutter vorzeitig unter die Erde zu bringen? Wie es war, vom eigenen Vater wie ein verdammter Paria behandelt zu werden? Was glauben Sie denn, Mann? Was glauben Sie denn, verdammt noch mal?«
    Johns Sätze hingen in der Luft, seine Stimme hallte in Wills Ohren. Was glaubte Will? Er glaubte, dass sich die Puzzlestücke nun zu einem Bild zusammenfügten.
    Er sagte: »Ich will, dass Sie etwas für mich tun.«
    John zuckte unverbindlich die Achseln.
    Will hatte ein Kopie von Aleesha Monroes Brief in seiner Tasche, als eine Art Talisman, der ihm in diesem Fall helfen sollte. Er faltete das Blatt auseinander und schob es John hin. »Können Sie das für mich lesen? Laut bitte.«
    Der Mann warf ihm einen komischen Blick zu, doch schließlich war die Neugier stärker. Er beugte sich über den Tisch, und ohne das Blatt zu berühren, las er die Zeilen zuerst leise für sich.
    John hob den Kopf und schaute Will verwirrt an. »Sie wollen, dass ich das laut vorlese?«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben.«
    John räusperte sich. Offensichtlich verstand er nicht, was das sollte, aber Will nahm es als Zeichen des Vertrauens, dass der Mann tatsächlich anfing zu lesen.
    »Liebe Mama«, begann John, aber Will stoppte ihn.
    »'tschuldigung. Ab der dritten Zeile«, sagte er. »Wenn Sie da anfangen könnten.«
    John warf ihm einen Blick zu, der nur bedeuten konnte, dass er diesen Unsinn nicht mehr lange mitmachte. »>Die Bibel sagt uns, dass die Sünden der Eltern auf die Kinder zurückfallen. Ich bin die Ausgestoßene, die Unberührbare, die nur mit dem anderen PARIA leben kann, wegen deiner Sünden.«< Er hielt inne und starrte die Wörter an, als hätte er etwas nicht begriffen, was sich direkt vor seiner Nase befand.«
    »Wer ist Alicia?«, fragte John.
    »Aleesha Monroe«, antwortete Will, und der Ausdruck auf Johns Gesicht sagte ihm alles, was er wissen musste. »Ich habe gestern Vormittag mit ihrer Mutter gesprochen. Ich musste ihr sagen, dass ihre Tochter tot ist.«
    John schluckte sichtbar. »Tot?«
    »Aleesha Monroe wurde vergewaltigt, geschlagen, und die Zunge wurde ihr abgebissen.«
    »Es war...«, murmelte John vor sich hin. Er nahm den Brief zur Hand, starrte Aleeshas Sätze an ihre Mutter an.
    »Sie schrieb zweimal >Paria<«, sagte Will, weil er wusste, dass das seine einzige Chance war, Johns Vertrauen zu gewinnen. »Beim ersten Mal schrieb sie es normal. Beim zweiten Mal in Großbuchstaben. >PARIA<, und auch nicht >Parias<. Sie meinte einen einzelnen Menschen, keine Gruppe.«
    Johns Augen überflogen die Seite, und Will wusste, welche Zeile er las: »... die Unberührbare, die nur mit dem anderen PARIA leben kann.«
    Will beugte sich vor und schaute ihm in die Augen, damit er auch

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