Will Trent 01 - Verstummt
wirklich seine ganze Aufmerksamkeit hatte. »Wer ist der PARIA, John?«
John starrte noch immer den Brief an. »Ich weiß es nicht.«
»Es ist jemand, den Aleesha von damals kannte. Jemand, mit dem sie jetzt leben muss.« Wills Handy klingelte in seiner Tasche, aber er ignorierte es. »Sie müssen mir sagen, wer dieser PARIA ist, John. Ich muss es von Ihnen hören.«
John wusste die Antwort, hatte sie herausgefunden. Will sah es in seinen Augen.
Doch der Mann sagte nur: »Ihr Handy klingelt.«
»Machen Sie sich deswegen keine Gedanken«, meinte Will. »Wer ist der PARIA?«
John schüttelte den Kopf, aber Will erkannte, dass er kurz davor war, nachzugeben.
»Sagen Sie mir, wovon sie spricht.«
Das Handy klingelte weiter. Will tat nichts, um es abzuschalten. Er sah, dass John ihm wieder entglitt, wobei das Klingeln fast wie eine Warnglocke war, die den Mann daran erinnerte, dass er den Mund halten sollte.
»John«, drängte Will.
John stand auf, zerknüllte das Blatt und warf es Will ins Gesicht. »Ich habe Ihnen gesagt, ich weiß es nicht!«, schrie er.
Will lehnte sich zurück und verfluchte Angie, weil sie sich gerade diesen Augenblick ausgesucht hatte, um zurückzurufen. Er klappte das Handy auf und fragte barsch: »Was ist?«
»Trent«, sagte Leo Donnelly. »Ich bin vor Mikes Haus.«
»Moment mal«, sagte Will, drückte sich das Handy an die Brust und erklärte John: »Ich gehe mal kurz vor die Tür und nehme diesen Anruf entgegen, okay?«
John schüttelte den Kopf. »Wie Sie wollen.«
Will verließ das Zimmer und presste sich das Handy bereits beim Türschließen wieder ans Ohr. »Was ist los, Leo?«
»Ich bin zu Mikes Haus gefahren, wie Sie gesagt haben.«
Will spürte Zorn in sich aufsteigen. Er hatte John schon fast geknackt. Wenn das blöde Ding nicht geklingelt hätte, dann würde er ihm jetzt bereits die ganze Geschichte erzählen.
»Ich habe geklopft, da Michael zu Hause sein musste, weil sein Auto auf der Straße stand.«
Will lehnte sich an die Wand und spürte, wie die schlaflose Nacht ihm nun zu schaffen machte. »Und?«
»Keine Antwort, und dann fährt ein DeKalb-Streifenwagen vor und direkt dahinter Gina. Gina ist seine Frau, okay? Sie hatte um Schutz gebeten, weil sie sich ein paar Sachen aus dem Haus holen wollte.
Sie fährt rückwärts in die Einfahrt, und ich kann mich ja schlecht hinter einem Busch verstecken, also geh ich zu ihr und frage sie, wie's ihr geht. Sie schaut mich an wie einen Scheißhaufen in ihrem Frühstücksmüsli, weil sie mich wahrscheinlich für Michaels Kumpel hält.«
Will dachte an John, der im Verhörzimmer saß. »War's das jetzt?«
»Meinen Sie, ich will Sie auf den Arm nehmen, Junior? Ich bin mindestens zehn Jahre älter als Sie.«
»Sie haben recht«, gab Will zu, lehnte sich wieder an die Wand und fragte sich, wie lange das dauern würde. »Fahren Sie fort.«
»Also«, erzählte Leo weiter. »Der Kollege vom DeKalb ist nicht gerade erfreut, mich zu sehen, okay? Anscheinend hat Michael ihnen bei der toten Nachbarin einige Knüppel zwischen die Beine geworfen. Wollte nicht mit ihnen reden, wollte keine Aussage machen, wollte sie nicht in sein Haus lassen.«
Jetzt hatte er Wills ungeteilte Aufmerksamkeit.
»Ich denke mir, sie haben ziemlich begeistert auf Ginas Anruf reagiert, weil sie die Chance sahen, dort ein bisschen herumzuschnüffeln.«
»Und?«
»Nachdem sie herausgefunden hatte, dass Michael nicht im Hause ist, wollte sie die Kollegen nicht hereinlassen.« Mit einer gewissen Anerkennung fügte Leo hinzu: »Auch wenn sie Michael bis aufs Messer hasst, ist sie noch immer die Frau eines Polizisten. Sie weiß, dass man niemanden im Haus herumschnüffeln lässt, außer er hat einen Schrieb von einem Richter.«
»Was kriege ich hier nicht mit?«
»Lassen Sie mich ausreden«, entgegnete Leo. »Dieser Polizist, Barkley, der ist ziemlich sauer, weil er so tatenlos herumstehen muss. Also lässt er es an mir aus und sagt mir, ich soll von dem Grundstück verschwinden.« Will hörte ein Feuerzeug klicken, offensichtlich zündete Leo sich eine Zigarette an. »Also, ich schleiche mich auf die Straße. Ist ja ein freies Land, oder? Die Straße gehört Barkley nicht.«
Will konnte es sich gut vorstellen. Man sagte einem Polizisten nicht, dass er sich verziehen soll, außer man will, dass er einem bis zum Rest seines Lebens im Nacken sitzt.
Leo fuhr fort: »Ich schaue mir eben Mikes Auto ein bisschen an, weil ich mich wundere, dass es auf der
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