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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Ereignis, vor allem, wenn man wusste, wo sie gefunden wurde.
    So sagte er zu Greer: »Also ein Arschloch, das mir sagt, wie ich meine Arbeit tun soll, ist so ziemlich das Letzte, was ich brauche.«
    »Dieses Arschloch hier denkt, dass du genau so was brauchst«, entgegnete der Lieutenant. Michael wusste, dass streiten nichts brachte - nicht weil Greer Insubordination nicht zuließ, sondern weil er Michael zustimmen würde, um ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, sich dann aber umdrehen und genau das tun würde, was er sowieso wollte.
    Greer fügte hinzu: »Der ist echt übel.«
    »Übel sind sie alle«, erinnerte ihn Michael, öffnete die hintere Tür seines Autos und holte sein Sakko heraus.
    »Das Mädchen hatte keine Chance«, fuhr Greer fort. »Geschlagen, geschnitten, in jedes Loch gefickt, das man sich nur vorstellen kann. Wir haben's da mit einem echt kranken Wichser zu tun.«
    Michael zog sein Sakko an und dachte, dass Greer klang, als wollte er sich für eine Krimiserie bei den Privatsendern bewerben. »Ken ist aus dem Krankenhaus raus. Meinte, man könnte mal vorbeikommen und ihn besuchen.«
    Greer murmelte, dass er im Augenblick wahnsinnig viel am Hals habe, trottete dann zu seinem Auto und schaute sich um, als hätte er Angst, dass Michael ihm folgen würde. Michael wartete, bis sein Chef im Auto saß und vom Parkplatz fuhr, bevor er auf das Gebäude zuging.
    Collier stand an der Tür, die Hand an der Waffe. Wahrscheinlich glaubte er, er würde Wache halten, aber Michael wusste, dass derjenige, der das Verbrechen begangen hatte, nicht für einen Nachschlag zurückkommen würde. Er war fertig mit der Frau. Von ihr wollte er nichts mehr.
    Collier sagte: »Der Chef ist aber schnell verschwunden.«
    »Danke für die Information.«
    Michael atmete kurz durch, bevor er die Tür öffnete, und ließ sich dann von dem feuchten, dunklen Gebäude hineinziehen. Wer die Homes entworfen hatte, der hatte nicht an glückliche Kinder gedacht, die aus der Schule zu Milch und Keksen nach Hause kamen. Man hatte sich auf Sicherheit konzentriert, freie Flächen auf ein Minimum beschränkt und alle Beleuchtungskörper mit Stahldraht versehen, um die Glühbirnen zu schützen. Die Wände waren nackter Beton mit schmalen Fenstern in engen, kleinen Winkeln; die Drahtgitter in den Scheiben sahen aus wie gleichgeschaltete Spinnennetze. Graffiti bedeckte Oberflächen, die früher einmal weiß gestrichen waren: Bandenlogos, Warnungen und verschiedene Informationsfetzen. Links von den kaputten Briefkästen hatte jemand hingekritzelt: Kim ist eine Nutte! Kim ist eine Nutte!
    Michael schaute das gewundene Treppenhaus empor und zählte die sechs Stockwerke, als eine Tür einen Spalt aufging. Er drehte sich um und sah eine uralte schwarze Frau, die ihn mit kaltem Blick anstarrte.
    »Polizei«, sagte er und zückte seine Marke. »Keine Angst.«
    Die Tür ging ein Stückchen weiter auf. Die Frau trug eine Schürze mit Blumenmuster über einem weißen T-Shirt und Jeans. »Hab doch keine Angst vor dir, du Scheißer.«
    Hinter ihr drängten sich vier alte Frauen, alle bis auf eine Afroamerikanerinnen. Michael wusste, dass sie nicht hier waren, um zu helfen. Grady lebte, wie jede kleine Nachbarschaft, von Klatsch, und das waren die Münder, die für Nachschub sorgten.
    Dennoch musste er fragen: »Hat jemand von Ihnen irgendwas gesehen?«
    Sie schüttelten simultan die Köpfe, Wackeldackel auf Gradys Hutablage.
    »Super«, sagte Michael und steckte seine Marke wieder ein. »Danke, dass Sie uns helfen, Ihr Viertel sicherer zu machen.«
    Sie keifte: »Das ist dein Job, Schwanzlutscher.«
    Einen Fuß bereits auf der ersten Stufe, blieb er stehen, drehte sich zu ihr um und schaute ihr direkt in die Augen. Sie erwiderte den Blick, und ihre wässrigen Augen wanderten hin und her, als würde sie das Buch seines Lebens lesen. Die Frau war jünger als die anderen, vermutlich Anfang siebzig, aber irgendwie grauer und kleiner als ihre Freundinnen. Fältchen kräuselten sich wie Spinnweben um ihre Lippen, Spuren jahrzehntelangen Ziehens an Zigaretten. Ein breiter, grauer Streifen teilte oben auf der Schädelkrone ihre Haare, grau wie die Stoppeln, die wie Dreadlocks aus ihrem Kinn wucherten. Sie trug den grellsten orangefarbenen Lippenstift, den er je an einer Frau gesehen hatte.
    »Wie heißen Sie?«, fragte er.
    Sie hob verächtlich das Kinn, antwortete aber trotzdem: »Nora.«
    »Jemand hat von der Telefonzelle da draußen einen Notruf

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