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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Arschloch, das immer den harten Bullen spielte, über alles Witze riss und zu laut und zu lange lachte. Doch Michael hatte ihn mehr als einmal an der Bar gesehen, wo seine Hand kaum zur Ruhe kam, weil er einen Scotch nach dem anderen kippte, um sich den Geschmack des Todes aus dem Mund zu spülen.
    Leo entdeckte Michael und grinste breit, als wären sie alte Kumpel, die hier zusammenkamen, um sich zu amüsieren. Er hielt einen verschlossenen Beweismittelbeutel aus transparentem Plastik in der Hand, den er ein ums andere Mal ein paar Zentimeter in die Höhe warf und wieder auffing, als wollte er gleich damit Baseball spielen.
    »Was für eine Nacht, wenn man Bereitschaft hat«, sagte Leo. Michael hielt sich mit einer Zustimmung zurück. »Was ist passiert?«
    Leo spielte weiter mit dem Beutel und wog ihn in der Hand. »Doc meint, sie ist verblutet.«
    »Vielleicht«, korrigierte ihn Pete. Michael wusste, dass der Arzt Leo genauso gern mochte wie jeder andere in der Truppe, was hieß, dass er den Mistkerl nicht ausstehen konnte. »Genaueres weiß ich erst, wenn ich sie auf dem Tisch habe.«
    »Fang«, sagte Leo und warf Michael den Beutel zu.
    Michael sah in Zeitlupe, wie der Beutel in torkelnder Bewegung auf ihn zuflog wie ein Football mit Schlagseite. Er fing ihn, bevor er zu Boden fiel, und seine Finger schlossen sich um etwas Dickes und offensichtlich Feuchtes.
    Leo sagte: »Was für deine Katze.«
    »Was zum...« Michael beendete den Satz nicht. Er wusste, was es war.
    »Schaut euch sein Gesicht an.« Leos dröhnendes Lachen hallte von den Wänden wider.
    Michael konnte nur den Beutel anstarren. Er schmeckte Blut im Rachen, die metallische Schärfe unerwarteter Angst. Die Stimme, die aus seinem Mund kam, klang nicht wie die seine -eher so, als wäre er unter Wasser, vielleicht am Ertrinken. »Was ist passiert?«
    Leo lachte noch immer, deshalb antwortete Pete. »Er hat ihr die Zunge abgebissen.«

Kapitel 2
    6. Februar 2006
    Nach seiner Rückkehr aus dem Golfkrieg quälten Michael Alpträume. Sobald er die Augen schloss, kamen Kugeln auf ihn zugeschossen, Bomben rissen Arme und Beine ab, und Kinder rannten eine Straße entlang und schrien nach ihren Müttern. Michael wusste, wo ihre Mütter waren. Er hatte hilflos dabeigestanden, als die Frauen vor dem Feuer einer explodierten Granate zu fliehen versuchten und gegen die vernagelten Fenster des Schulhauses hämmerten, in dem sie bei lebendigem Leib verbrannten.
    Jetzt quälte ihn Aleesha Monroe. Die zungenlose Frau aus dem Treppenhaus war ihm nach Hause gefolgt und hatte sich mit irgendeinem Trick in seine Träume geschlichen, so dass es jetzt Michael war, der sie die Treppe hochjagte, Michael, der sie auf den Absatz warf und ihr die Beine auseinanderriss. Er spürte, wie sich ihre langen, roten Nägel in seine Haut gruben, als sie versuchte, ihn abzuwehren, und ihn dabei würgte. Er bekam keine Luft mehr, griff sich an den Hals, packte ihre Hände, versuchte, sie wegzureißen. Dann wachte er so laut schreiend auf, dass Gina sich neben ihm im Bett aufsetzte und die Bettdecke an die Brust drückte, als hätte sie einen Verrückten in ihrem Schlafzimmer.
    »Mein Gott, Michael«, zischte sie und drückte sich die Hand aufs Herz. »Du hast mir eine Heidenangst eingejagt.«
    Er griff nach dem Glas Wasser neben dem Bett und verschüttete ein wenig davon auf seiner Brust, als er große Schlucke trank, um das Feuer in seiner Kehle zu löschen.
    »Schatz«, sagte Gina und berührte mit den Fingerspitzen seinen Hals. »Was ist passiert?«
    Michael spürte ein Brennen am Hals und legte seine Finger dorthin, wo eben die ihren gewesen waren. Er ertastete einen Riss in der Haut, und als er
    aufstand, um in den Spiegel über der Frisierkommode zu schauen, sah er, dass Blut in einem dünnen Rinnsal aus der frischen Wunde sickerte.
    Sie fragte: »Hast du dich im Schlaf gekratzt?«
    »Ich weiß es nicht.« Doch er wusste es. Noch immer verschlug ihm der Traum den Atem.
    Gina hielt sich seine Hand an ihren Mund und rümpfte die Nase. Zuerst dachte er, sie wolle sie küssen, doch dann fragte sie: »Warum riechst du eigentlich wie Bleichmittel?«
    Er hatte sich alles abschrubben müssen - den Gestank, die Klebrigkeit, die einem anhaftete, wenn man mit Toten umging. Doch das wollte Michael ihr nicht sagen, wollte ein solches Gespräch gar nicht erst beginnen, weshalb er einen Blick auf den Wecker warf und fragte: »Wie spät ist es?«
    »Scheiße«, stöhnte sie und ließ seine Hand

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