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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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stehenden Hitze in der Garage. Im Laden selbst hingen Schilder von der Decke, auf denen grinsende Cartoonstifte hilfreiche Tipps schrieben. Die Ladentheke war mit Papierstapeln bedeckt. Im Hintergrund surrten Maschinen, die in unglaublicher Geschwindigkeit Papiere ausspuckten. Will schaute sich um, konnte aber keinen Menschen entdecken. Auf der Theke stand eine Klingel, und er drückte darauf.
    Ein Junge streckte den Kopf hinter einer der Maschinen hervor. Seine Haare waren das reinste Chaos, als wäre er eben erst aus dem Bett gekrochen, aber sein Ziegenbart war sauber gestutzt. »Sind Sie die Polizei?« Er ging auf sie zu, und Will sah, dass es kein Junge mehr war. Will hätte ihn auf Ende zwanzig geschätzt, aber er war angezogen wie ein Teenager und hatte das runde, offene Gesicht eines Kindes. Wenn der zurückweichende Haaransatz nicht gewesen wäre, hätte er für fünfzehn durchgehen können. Er wiederholte seine Frage: »Sind Sie von der Polizei?«
    Will sprach zuerst, weil er aus Erfahrung wusste, dass Amandas Art, Fragen herunterzurasseln und schnelle Antworten zu erwarten, nicht unbedingt geeignet war, Fremden Informationen zu entlocken. Er musste die Stimme heben, um durch den Lärm der Maschinen verstanden zu werden. »Sind Sie Lionel Petty?«
    »Ja«, antwortete er und lächelte Amanda nervös an. »Wird das den Fall lösen?« Seine langsame Sprechweise klang fast wie ein Singsang, und Will wusste nicht, ob der Mann wirklich so entspannt war oder ob er ein bisschen zu viel Gras geraucht hatte. »Ich hab's den ganzen Tag in den Nachrichten gesehen, und die haben das Auto so alle fünf Minuten gebracht. Ich konnt's kaum glauben, als ich für 'ne Kippe nach draußen ging und mal kurz hochschaute, und da stand die Karre. Ich dachte erst, ich bilde mir das nur ein, weil, ich meine, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit?«
    »Petty«, rief eine körperlose Stimme. Will ging die Theke entlang. Er sah die untere Hälfte eines Körpers unter einer Maschine herausragen. »Hast du ausgestempelt, wie ich es dir gesagt hatte?«
    Petty grinste, und Will sah die schiefsten Zähne, die er je bei einem Mann gesehen hatte. »Also, ich will ja nicht krass sein oder so, aber gibt's da eine Belohnung? >Bei Campano sagen wir nie nein.< Sie wohnen im Ansley Park. Die Familie muss doch stinkreich sein.«
    »Nein«, antwortete Amanda. Sie hatte sofort verstanden, wer hier der Chef war. »Wo ist das Band der Überwachungskamera?«
    Er krabbelte unter der Maschine hervor. Er hatte einen Tintenfleck auf der Stirn, aber seine Haare waren sauber gekämmt, das Gesicht war glatt rasiert. Er war ungefähr im selben Alter wie Petty, nur fehlten ihm das jungenhafte Gesicht und der Kiffer-Charme des anderen. Er wischte sich die Hände an der Hose ab und hinterließ auch dort eine schwache Tintenspur. »Entschuldigung, aber gleich morgen früh muss eine Zehntausender-Auflage einer Broschüre fertig sein, und meine Maschine hat eben den Geist aufgegeben.«
    Will schaute sich das Innenleben das Kopierers an und dachte, dass die Räder und Zapfen ihn an eine Uhr erinnerten.
    »Ich bin Warren Grier«, sagte der Mann. »Ich habe das Band herausgeholt, sobald Ihre Jungs hier waren. Sie haben Glück. Wir benutzen jeden Tag dieselben zwei Kassetten. Wenn Sie erst morgen gekommen wären, wäre das Band wahrscheinlich bereits überspielt.«
    Will fragte: »Haben Sie hier in der Gegend ein Problem mit Diebstahl?«
    »Eigentlich nicht. Die Bauarbeiten machen es ziemlich schwierig, hier rein und raus zu kommen. Über neunzig Prozent unserer Kunden kommen nie hierher. Für die haben wir einen Lieferdienst.«
    »Warum dann die Überwachungskamera?«
    »Vorwiegend, um zu sehen, wer an der Tür ist, und um die Obdachlosen draußen zu halten. Wir haben hier nie viel Bargeld, aber Junkies brauchen nicht viel, wissen Sie. Zwanzig Dollar ist für die schon eine ganze Menge.«
    »Hier arbeiten nur Sie und Lionel?«
    »Am Vormittag arbeitet hier noch ein Mädchen. Monique. Sie ist von sieben bis zwölf da. Für die Lieferungen haben wir einen Kurierdienst. Die gehen den ganzen Tag ein und aus.« Er stützte die Hand auf die Theke. »Sandy und Frieda sollten bald hier sein. Die machen die Abendschicht.«
    »Wer benutzt die Büros oben?«
    »Da waren mal ein paar Anwälte, aber die sind vor ungefähr einem Jahr ausgezogen, oder?« Die Frage war an Petty gerichtet, und er nickte bestätigend. »Das waren Einwanderungsanwälte. Ich glaube, die haben da irgendeine

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